Während der Corona-Pandemie hatte die Veloindustrie grosse Probleme, um die enorme Nachfrage nach Kompletträdern wie Ersatzteilen abzudecken. Lange Lieferzeiten und Warenengpässe bestimmten während Monaten den Alltag an der Verkaufsfront. Dann rasselte die Konsumentenstimmung im Frühjahr 2022 in den Keller, was die Nachfrage kollabieren liess. Weil ausstehende Vororders und Bestellungen weiter ausgeliefert wurden, sah sich die Industrie bald mit hohen Lagerbeständen konfrontiert. Dass diese vertrackte Situation längst nicht alle Marktteilnehmer im gleichen Umfang betrifft, zeigen die nun veröffentlichten Quartals- und Jahresabschlüsse erster Unternehmen mit einem Bezug zur Velo- und Sportartikel-Branche.

Shimano ist im Sport- wie im Alltagssegment stark aufgestellt und verfügt mit der
Kombination von Hilfsantrieb und elektronischer Schaltung über einen Trumpf.
Verlangsamtes Wachstum bei Shimano
An den Komponenten von Shimano führen nur wenige Wege vorbei. Die Japaner steigerten den Umsatz des Gesamtkonzerns um 15.1 Prozent auf JPY 628.9 Milliarden (CHF 4.35 Milliarden). Noch stärker fiel das Wachstum der Velosparte aus, die im Vergleich zum Vorjahr um 16.6 Prozent auf JPY 517.4 Milliarden (CHF 3.58 Milliarden) zulegte und so für 82.25 Prozent des Umsatzes sorgte. Ein Jahr zuvor hatte das Wachstum gar noch 44 Prozent betragen. Der Betriebsgewinn der Velosparte stieg um 15.9 Prozent auf JPY 144.994 Milliarden (CHF 1 Milliarde). Etwas weniger stark fiel mit 14.1 Prozent das Wachstum beim Gewinn des Gesamtkonzerns aus. Als grösste Probleme für das laufende Jahr nennt Shimano die Inflation und hohe Lebenshaltungskosten, was zu einer erhöhten Zurückhaltung beim Konsum führe, sowie zu hohe Lagerbestände.

Mit der Konjunktur brach auch der Absatz von Velohelmen in der zweiten Jahreshälfte
ein, was den Geschäftsgang beim Sicherheitsspezialisten Mips ausbremste.
Schwaches viertes Quartal für Mips
Wegen der sinkenden Nachfrage nach Velohelmen musste Mips als Schutztechnik-Spezialist im Jahr 2022 einen Rückschlag wegstecken: Der Umsatz gab im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf SEK 563 Millionen (CHF 50.03 Millionen) nach. Dramatisch war der Rückgang im vierten Quartal des Jahres, als der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent einbrach. Noch schlimmer schaut es beim Gewinn aus, der im vierten Quartal um 77 Prozent nachgab. Laut Mips-CEO Max Strandwitz zeigen diese Zahlen den Einbruch der Nachfrage im Velosegment in der zweiten Jahreshälfte. Besonders im vierten Quartal hänge das Geschäft von Mips stark von Velohelmen ab, und von diesen seien nur noch halb so viele verkauft worden. Strandwitz zeigt sich allerdings optimistisch und erwartet, dass die Erholung im Velomarkt schon dieses Frühjahr einsetzen werde.

Bei Thule trug das schwächelnde Velosegment in der zweiten Jahreshälfte
zu den ernüchternden Zahlen im vierten Quartal bei - Verlust inklusive.
Thule mit Verlust im vierten Quartal
Mit Thule meldet ein weiteres schwedisches Unternehmen für das Jahr 2022 einen Rückgang beim Umsatz - und zwar um 2.4 Prozent auf SEK 10138 Millionen (CHF 900.83 Millionen). Dabei sorgte die Velosparte für rund 41 Prozent des Umsatzes. Auch hier fielen die Zahlen für das vierte Quartal nochmals schwächer aus: Konkret gab der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 10.6 Prozent auf SEK 1651 Millionen (CHF 146.7 Millionen) nach. Und während im Vorjahr für das vierte Quartal noch ein Gewinn von SEK 154 Millionen (CHF 13.68 Millionen) resultierte, war es im Jahr 2022 ein Verlust in der Höhe von SEK 16 Millionen (CHF 1.42 Millionen). Thule macht geltend, dass das Jahr 2021 ein Ausreisser nach oben gewesen sei und die aktuelle Entwicklung daher nicht zu dramatisch bewertet werden sollte.
Fotos zVg







