Pete Mijnssen,
Chefredaktor
(pete.mijnssen@velojournal.ch)
News,
09.05.2024
Ein Schweizer Velopionier der ersten Stunde ist nicht mehr. Eine Würdigung.
Pete Mijnssen,
Chefredaktor
(pete.mijnssen@velojournal.ch)
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09.05.2024
Die Geschichte des Velopioniers begann 1983. Damals wurde das kantonale Berner Strassenbaugesetz revidiert. Von Veloverkehr war darin aber so gut wie nichts zu lesen. Das rief die drei damals im Kanton existierenden IG Velo – die Vorläufer der heutigen ProVelo – auf den Plan. Sie beschlossen, eine Stellungnahme zur Gesetzesrevision zu erarbeiten. Daraus entstand zwei Jahre später der Dachverband IG Velo Schweiz, den Oskar Balsiger mitgründete und dessen Vorstandsmitglied er bis 2016 war.
1988 wurde zwischen Bern und Thun die erste Velowanderroute der Schweiz eröffnet, 1991 folgte anlässlich des Jubiläums 800 Jahre Kanton Bern das erste Velowegnetz. Treibende Kraft dahinter war immer «Oski», wie er von Freunden und Kolleginnen genannt wurde.
Da der Kanton damals zu wenig Personal hatte (oder der Wille fehlte), musste Balsiger eigenhändig unzählige der von ihm entworfenen roten Veloschilder im Kanton montieren. Beruflich leitete er die Fachstelle Fuss- und Veloverkehr des Kantons Bern, und als Politiker sass er im Berner Stadtparlament. Ein Lobbyist und Überzeugungstäter im positiven Sinn.
Weil es beim Kanton Bern an Personal (oder am Willen) mangelte, montierte Oskar Balsiger die Velowegweiser kurzerhand selber. (Foto: Velojournal)
Oskar Balsiger, der gelernte Tiefbauzeichner, trat als junger Ingenieur ins Planungsbüro Emch und Berger ein und lernte dort die damalige Verkehrsrealität kennen. So musste er 1970 im Berner Wittigkofen-Quartier für ein geplantes Shopping- und Kongresszentrum eine gigantische «Verkehrsmaschine» projektieren, die verteilt auf mehreren Ebenen 19 Fahrspuren aufwies. Das bereitete dem jungen Vater schlaflose Nächte – er kündigte. «Das war entscheidend für meine Laufbahn», sagte er gegenüber Velojournal.
Das Shoppingzentrum scheiterte dann zwar in der Volksabstimmung, gebaut wurden dort später «nur» 1250 Wohnungen. Er entschied sich für ein Nachdiplomstudium in Raumplanung, derweil seine Frau Monika für das Wohl der Familie sorgte. Mit der Weiterbildung verstärkte sich das verkehrspolitische Engagement. 1998 wurde die Berner Pionierarbeit eins zu eins ins Velolandnetz von Schweiz Mobil integriert. Die einstigen Berner Radwanderrouten wuchsen von 800 auf 1400 Kilometer Länge an. «Oski war für uns ein grosse Inspirationsquelle, zuerst für das Veloradwanderwegnetz Solothurn und später als Partner für Veloland Schweiz», sagt Markus Capirone, selber Pionier von Schweiz Mobil und Mitgründer des Velobüro Olten.
1987 wurde Oskar Balsiger ins Tiefbauamt des Kantons Bern berufen, um dort samt Pflichtenheft eine Fachstelle Velo aufzubauen und zu leiten. «Im Gegensatz zum Fussgängerverkehr, für den im Strassenbaugesetz eine Pflicht zur Realisierung für Trottoirs festgeschrieben war, hatte man den Leuten das Velofahren in den Jahren vor 1980 richtiggehend ausgetrieben», konstatierte Balsiger.
Bald hatte seine Fachstelle Erfolg: Der Kanton Bern sorgte dafür, dass neben dem Fussverkehr zwingend auch das Velo in die Planungen miteinbezogen werden muss. Auch bei Strassenbauprojekten kam die neue Vorschrift zum Zug, sodass das Velonetz Stück für Stück verbessert werden konnte. Und dies mit wenig Mitteln, wie er betont: «Ab den Neunzigerjahren waren wir gezwungen, aufgrund knapper Mittel kreative Lösungen zu suchen, statt mit Klotzen voranzukommen».
Für Pro Velo Schweiz war Balsiger von «unschätzbarem Wert», sagt der ehemalige Geschäftsleiter Christoph Merkli. So war er unter anderem 1990 Mitinitiator der Velokonferenz Schweiz, dem Zusammenschluss der Velobeauftragten der Kantone und Städte. «Der Handlungsreisende in Sachen Velo» war an unzähligen Veranstaltungen dabei und immer zur Stelle, um die Regionalverbände von Pro Velo mit seinem Fachwissen zu unterstützen, was ihm den Namen «Velopapst» eintrug. Auch nach seiner Pensionierung weibelte er weiter, zum Beispiel für eine Ersatz-Veloroute während der Sperrung der Schöllenenstrasse.
Als Balsiger gefragt wurde, was den Beitrag des Velos am Gesamtverkehr erhöhen könnte, fiel sein Antwort für einmal kurz und knapp aus: «Beim Bauen müsste generell zuerst ans Velo gedacht werden. Jede Velofahrt beginnt mit einem Abstellplatz». Nun ist Oskar in seinem 80 Lebensjahr gestorben. Auf den Schweizer Velorouten und in uns lebt er weiter.
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