Moustache «J»: Unterwegs mit dem schnellen Schnauzer

Das Moustache «J» hat letztes Jahr für Aufsehen gesorgt, nicht zuletzt dank seiner französischen Herkunft. Aber was bietet des vollgefederte Tiefeinsteiger-E-Bike sonst noch? Wir haben es getestet.

Pete Mijnssen ist Chefredaktor des Velojournals.

Pete Mijnssen, Chefredaktor (pete.mijnssen@velojournal.ch)
Ausprobiert, News, 15.05.2024

Das junge Unternehmen Moustache setzt in den Vogesen auf regionale Verbundenheit, europäische Materialien und Nachhaltigkeit. Dazu gehört etwa Aluminium aus französischer und italienischer Provenienz bis hin zur Endfertigung.

Bosch-Motor unter Antriebsschwinge

Das «J» ist ein Fully, das auf der Strasse wie auf Waldwegen seinen Weg findet. Der Tiefeinsteiger-Alurahmen setzt in Verbindung mit dem ergonomischen Moustache-Lenker (der an einen Schnauz erinnert) und dem einstellbaren Vorbau mit aufrechter Sitzposition auf Komfort. Mit dem «Magic Grip Control»-Luftdämpfer werden Hindernisse glattgebügelt. Bedingt durch den Hauptrahmen ist der Motor in der Antriebsschwinge platziert.

Die Testfahrt

Die Testfahrt führt rund um Zürichs Hügel und Pässe. Ich will wissen, wie sich meine Hausstrecke mit dem E-Bike anfühlt. Und ja, etwas komisch ist es schon mit dem Elektroschub, den ich mir normalerweise härter mit den Beinen erarbeiten muss. So bin ich in der halben Zeit von der Stadt Zürich auf der Buchenegg angelangt, praktisch ohne Schwitzen.

Den Weg fahre ich mit dem Rennvelo saisonal x-mal und leide wie die meisten auf den knapp 3 Kilometern und 240 Höhenmetern ziemlich. Nicht heute! Locker schaffe ich die Zehnprozent-Steigung dank Unterstützung noch immer mit 15 km/h, mit einem kurzen Schalten in den Turbogang lasse ich die 20-km/h-Grenze hinter mir.

Das hat seinen Preis: Im «Tour»-Modus hat die Batterie nach 15 Kilometern bereits 26% ihrer Leistung verloren. Abwärts nimmt das schwere 30-Kilo Gefährt von alleine Fahrt auf, mit etwas Treten im Off-Modus werden locker mal 50 km/h Spitzentempo erreicht.

Dennoch kommt mit den Schwalbe-Stollenpneus wenig Unsicherheit in den Kurven auf. Im Gegensatz zum Rennrad, das bei hoher Geschwindigkeit steif bleibt, wird das «J» bei hohem Tempo aber nervös. Für Roadracing ist das Bike auch nicht konzipiert.

Flottes E-Bike für Ausflüge

Auf dem Weg zum Albispass mit Waldweg-Abstechern ist das «J» munter unterwegs und in seinem Element. Als vollausgerüsteter Allrounder mit robustem Gepäckträger taugt das Bike als Packesel, der sich anderseits auch mal auf einen Ausflug über Naturstrassen freut.

Ich fahre bergauf und auf den Naturstrassen mit der mittleren «Tour»-Übersetzung, nicht ganz so ökonomisch wie auf der «Eco»-Stufe. Bei einem so schweren Bike vertretbar. Für noch mehr Schub hilft die Auto-Übersetzung. Die «Turbo»-Maximalstufe würde zu noch mehr Verbrauch führen.

Auch so zeigt die Batterie beim zweiten Pass noch knapp 60 Prozent an, obwohl ich erst 25 Kilometer mit knapp 600 Höhenmeter hinter mir habe. Im Aeugstertal verlangt mein subjektives Empfinden nach mehr Schub, um den Gegenwind zu bezwingen, dennoch bin ich noch immer mit lockeren 27 km/h unterwegs, obwohl der Motor nur bis 25 km/h unterstützt.

Die Batterie zeigt im «Tour»-Modus noch 15 Kilometer Reichweite an – also fast exakt die Länge meines Rückwegs. Ich stelle mir vor, wie mir auf offener Strecke der Saft ausgeht und ich das schwere Gerät die Waldegg hoch treten müsste.

Der Albtraum geht an mir vorbei, der Verbrauch bleibt fortan stabil. Das verleitet mich zu Übermut und ich nehme nun die Abzweigung über die Hügelkette nach Bonstetten-Wettswil. Bei meiner Ankunft in Zürich-Wiedikon habe ich noch 28 % Batterieleistung, fünf Kilometer vorher teilte mir der Bordcomputer mit einem Piepssignal mit, dass ich nun mit 30 % auf Reserve fahre.

Nach fünfzig gefahrenen Kilometern und knapp 900 Höhenmetern könnte ich in der Ebene wohl noch länger fahren, ein weiteres Pässchen läge nun aber nicht mehr drin, ohne nachzuladen.

Fazit Moustache «J»

Das Moustache «J» ist mit seinem Alugussrahmen ein Hingucker, er trägt aber auch zum recht hohen Gesamtgewicht bei. Die Enviolo-Nabenschaltung und der «Performance Line»-Motor von Bosch überzeugen, die maximale Akkugrösse von 625 Wh limitiert den Einsatz­bereich jedoch (Zusatzakku erhältlich).

Moustache «J»

Motor: Bosch «Performance», 625-Wh-Akku 
Schaltung: Enviolo «TR», stufenlose Nabenschaltung
Gewicht: 32,3 kg
Preis: Fr. 6499.–
moustachebikes.com

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