Mehr Lastenvelos an der Eurobike

Die Verkäufe von Lastenvelos ziehen an, und die Anzahl der Aussteller in der «Cargobike Zone» der Eurobike hat sich im Vergleich zum Vorjahr um einen Drittel erhöht. Was ist dran an den Lademeistern, und was wird an der Eurobike zu sehen sein? Cyclinfo bietet einen Überblick.

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lvr (LvR@cyclinfo.ch)
Branche, 23.08.2019

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Mit einer prozentualen Steigerung der Verkäufe um 427 Prozent schwangen Lastenvelos in der Velosuisse-Statistik 2018 obenaus. Dabei ist die Stückzahl von 1649 Einheiten noch bescheiden, aber Lastenvelos kosten meist deutlich über CHF 5000.- und werden fast ausnahmslos über den stationären Fachhandel verkauft. In Deutschland sehen die Zahlen nochmals anders aus: Nicht zuletzt wegen kommunaler Rückvergütungen beim Kauf von Lastenvelos konnten 2018 gemäss den Marktzahlen vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) rund 40’000 e-Cargobikes verkauft werden, was innerhalb vom E-Bike-Segment einem Anteil von 4 Prozent entspricht. Diese dynamische Marktentwicklung lockt eine Reihe neuer Akteure an.

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Das Lastendreirad von A-N.T. kann je nach Bedarf für verschiedene Zwecke
optimiert werden - ob für die Auslieferung oder als mobile Werkstatt.

Lademeister für gewerbliche Zwecke…
Das zeigt sich zunächst einmal bei der «Cargobike Zone» in der Halle A1 der Messe Friedrichshafen, die nach der Premiere im Vorjahr mit 24 Ausstellern dieses Jahr bereits 32 Aussteller umfasst. Aber nicht nur dort: Volkswagen überraschte schon im Herbst 2018 an der Internationalen Nutzfahrzeug-Ausstellung in Hannover mit dem Konzept eines Lastenvelos. Die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG) richtet ebenfalls mit der grossen Kelle an - und hat dafür mit A-N.T. (A1-703) eine eigene Marke gegründet, mit der man auf Kommunen und Firmen als Kundschaft zielt. Das erste Modell der neuen Marke rollt auf drei Scooter-Rädern, die Bremsen stammen aus dem Motorrad-Segment und den Erzmo 1-Mittelmotor mit integriertem Dreigang-Getriebe steuert ein Deutscher Produzent bei, der bisher nicht im Velogeschäft aktiv war.

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Der «Tender» von Urban Arrow bietet sich als emissionsfreie Alternative
zu den Lieferwagen an, die in Stadtzentren oft Umwege fahren müssen.

Wie das A-N.T. ist auch der «Tender» von Urban Arrow ein Schwerlastenvelo für den professionellen Einsatz. Während die Vorderräder von elektrischen Autos und die Bremsen vom Motorrad stammen, vertraut Urban Arrow (A1-706) für den Mittelmotor auf Bosch und verbaut auch sonst eher konventionelle, wenn auch verstärkte Veloteile. Mit dem «Tender» werden in den Niederlanden Online-Einkäufe bis zur Haustüre geliefert, und auch verschiedene Post- und Paketdienste vertrauen auf das robuste Dreirad aus den Niederlanden. Mit dem «Bring» von Bayk steht ein direkter Konkurrent am Freiluft-Stand von TQ Systems (FG-O/508) für Testfahrten bereits. An der Eurobike leider nicht vertreten sind zwei weitere Hersteller: Velove beliefert DHL mit dem Vierrad «Armadillo», und das «MovR» von Rytle wird von UPS bereits mit Erfolg eingesetzt. Diese Dickschiffe für die Logistik wiegen inklusive Fracht und Fahrer zwischen 300 und 400 Kilogramm.

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Mit Vollfederung und leicht profilierten Reifen taugt das «Load 60»
von Riese & Müller auch für Fahrten auf unbefestigten Wegen.

… und Familienkutschen von gross bis klein
Während die Lastenvelos für professionelle Logistiker meist vom Hersteller direkt an Unternehmen verkauft werden und der Fachhandel nur beim Service mit einbezogen wird, sieht das bei Modellen für den privaten Gebrauch anders aus. Am weitesten verbreitet ist in Europa der Frontloader- oder Longjohn-Typ, bei dem eine Plattform oder Box für die Ladung zwischen dem Vorderrad und der Lenksäule positioniert ist. Beispiele für diese schlanke Konstruktion, mit der man auch im dichten Verkehr noch einen Weg findet sind das «Family» von Urban Arrow (A1-706), das «Bullitt» von Larry vs Harry, die Modelle «Load» und «Packster» von Riese & Müller (A6-300), die Lastenvelos von Douze (A1-704) oder die klassischen Cargo-Modelle von «Bakfiets». Die wohl kompakteste Variante dieses Bautyps bieten I:sy (B4-402) mit dem «DrivE Cargo» und Muli Cycles (A1-710) mit dem «muli».

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Kommt trotz kompakter Abmessungen mit viel Zuladung klar:
Das neue «HSD» von Tern rollt ab November in den Handel.

Die in den USA beliebteste Bauart für Lastenvelos sind sogenannte Longtails: Bei diesen bietet der markant verlängerte Hinterbau Platz für Ladung verschiedenster Art. Mit Hilfe von Trägern und anderem Zubehör lässt sich Fracht verschiedenster Art anbringen - von zwei Kindersitzen über Harassen bis zum Surfboard. Typische Longtail-Vertreter sind etwa das «Boost-E» von Benno Bikes (A1-518) oder die «Mundo»-Modelle von Yuba Bicycles (A1-715). Der Faltvelo-Spezialist Tern (B4-403) bietet mit den beiden Modellen «GSD» und «HSD» besonders kompakte Varianten dieses Bautyps, die sich vertikal verstauen lassen. Auch Kettler (A6-302) wagt sich mit dem neuen «Familiano» in diese Kategorie vor.

Der Newcomer Gleam hat grosses Augenmerk auf das Fahrwerk
gelegt - darum soll dieses Lastenvelo besonders agil sein.

Dreirädrige Lastenvelos bieten den Vorteil, dass sie beim Beladen nicht kippen können - dafür in Kurven. Zudem fehlt in der Schweiz zu oft die geeignete Infrastruktur in Form eines baulich abgetrennten, breiten Velowegs, um an Autokolonnen vorbei zu kommen. Das gilt insbesondere für das klassische, sperrige Cristiania-Lastenvelo aus Kopenhagen. Deutlich wendiger sind neuere Interpretationen wie das «MK1-E» von Butchers & Bicycles oder die kompakten Lastenvelos von Chike (A1-711). Ein spannender Newcomer wird sich in der Demo-Area präsentieren: Hinter der Marke Gleam (FG-O/502) stecken Entwickler, die bereits in Diensten von Ducati und BMW Motorrad standen. Und ihr Lastenvelo soll neue Massstäbe in Sachen Agilität und Geländegängigkeit setzen.

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