Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
E-Bike,
News,
22.04.2025
Harald Philipp reiste 20 Jahre mit dem Bike um die Welt, bevor er seinen Lebensmittelpunkt in einem Bergdorf in Ligurien fand. Wie es dazu kam, und welche Rolle das E-Mountainbike dabei spielte.
Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
E-Bike,
News,
22.04.2025
Harald Philipp: In einem verlassenen Bergdorf in den ligurischen Alpen. Das hatte ich so gar nicht erwartet. Ich kannte die Gegend bereits von Biketouren und fand sie zunächst einfach schön. Dann habe ich aber gemerkt, dass etwas mit mir passiert, der Ort etwas auslöst in mir. So bin ich immer wieder aufs Neue in das Dort gefahren und habe mir dann irgendwann ein altes Haus, eigentlich eine Ruine, gekauft. Durch das Wiederaufbauen der Ruine und dem Freilegen alter Pfade bin ich richtig in der Dorfgemeinschaft angekommen.
Auf eine Art und Weise. Wobei das Mountainbiken für mich genauso angefangen hat, wie ich es jetzt wieder erlebe: vor meiner Haustür neue Wege suchen und kleine Abenteuer erleben.
Das Mountainbike hat mich von Nordrhein-Westfalen in Deutschland, wo ich aufgewachsen bin, zuerst in die Alpen gebracht und dann in den Himalaya und überall in die ganze Welt hinaus. Auf all meinen Expeditionen und Reisen durfte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig habe ich aber irgendwann gemerkt, dass das Biken nicht besser wird als zu Hause.
Für mich als Typ Mountainbiker, der gerne nach neuen Wegen sucht, die vielleicht noch niemand zuvor auf zwei Rädern erkundet hat, ist die Gegend perfekt. Ligurien – aber auch die französische Riviera – sind so sehr voller Trails, dass ein Leben nicht reicht, um alles zu erkunden.
Nein, das war eher Zufall. Mein damaliger Bikesponsor hat mir ein E-Bike hingestellt und gesagt, probiers doch mal aus. Vor ein paar Jahren gab es unter uns Mountainbikern noch so richtige E-Bike-Hater, und ich habe ehrlichgesagt auch selbst gedacht, so was brauche ich nicht. Ich begebe mich auf Abenteuer, ich trage mein Rad auf den Berg, was soll ich da E-Bike fahren!? Ich habe das Bike dann aber einfach mal vorurteilsfrei ausprobiert und ganz schnell realisiert, dass ich etwas ganz Neues mit dem E-Bike tun kann: Fast 20 Jahre lang habe ich nur auf die Abfahrten geschaut. Auf den Berg hoch gings per Lift, im Shuttle oder immer mal wieder mit dem Bike auf den Schultern. Mit dem E-Mountainbike habe ich eine neue Richtung geschenkt bekommen. Den Berg hinauf.
«Flow ist in meinem Verständnis ein Bewusstseinszustand, der so ähnlich ist wie bei einem Kind, das in seinen Spielen versinkt. Das kann ich beim Mountainbiken immer wieder haben.»
Harald Philipp
Ja, das ist auch wichtig. Um Geschichten erzählen zu können, muss ich etwas erleben. Dieses Erleben findet auf meinen privaten Touren statt. Und wenn ich dann etwas erlebt habe, das ich zu einem Film oder Vortrag verarbeiten will, gehe ich nochmals mit einem Fotografen los und produziere das dann.
Flow ist in meinem Verständnis ein Bewusstseinszustand, der so ähnlich ist wie bei einem Kind, das in seinen Spielen versinkt. Das kann ich beim Mountainbiken immer wieder haben – dank dem E-Bike auch beim Hochfahren. In meinem Leben gab es aber Phasen, in denen es schwierig war, in den Flow zu kommen. Meine Schulzeit war stark durch mein ADHS geprägt, ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren. Die Ausnahme war eine Aktivität, die ungeteilte Aufmerksamkeit erforderte – das Mountainbiken. Inzwischen muss ich da manchmal auch aufpassen, weil das Biken sowohl Job als auch Hobby ist.
Es ist nicht immer leicht, die Balance zwischen Freizeit und Beruf zu finden. Obwohl die meisten Sponsoren es gerne sähen, bin ich zum Beispiel kaum aktiv auf Social Media. Ich trenne meinen Job als Biker von meinem Hobby Mountainbiken. Wenn ich privat im Bikesattel sitze, will ich nicht währenddessen Selfies machen oder Unboxing-Videos drehen, dann will ich einfach nur Rad fahren für den Flow.
Im Moment füllt es mich vollkommen aus, zusammen mit meinem Hund die Wege und Pfade der ligurischen Alpen zu erkunden. Hier habe ich auch diese Fernweh-Sucht verloren, die ich lange Jahre hatte.
Seit 30 Jahren meines Lebens bin ich so sehr mit dem Mountainbike verwachsen, dass ich mir nicht vorstellen kann, ein Jahr lang nicht im Sattel zu sitzen. Als junger Mensch war das Biken meine Therapie. Ich bin da meinen Problemen davon und in eine selbstgestaltete Zukunft hineingefahren. Seitdem ist das Mountainbike meine Lebenskonstante. Im Dezember war ich zum ersten Mal seit 10 Jahren einen Monat lang ohne Rad unterwegs – mit dem Zug in Süditalien. Ein paar Wochen das Bike stehen lassen, ist schön und gut. Aber danach sehne ich mich nach nichts mehr, als Radfahren zu gehen.
Auf dem Rad folge ich meiner Neugier, fahre dahin, wo ich noch nicht war. Ich glaube, das, was ich mache, machen ganz viele Leute mit dem Fahrrad, jeder auf seine eigene Art und Weise. Das macht für mich das Radfahren so wertvoll: Jede Person kann entsprechend ihrem Niveau und ihren Vorlieben auf Entdeckungsreise gehen. Da kommt es auch nicht darauf an, ob man auf dem Mountainbike, Gravelbike, Rennrad, Citybike oder eben E-Bike sitzt. Neue Wege zu entdecken, geht mit allen Fahrrädern überall.
Der 42-jährige Harald Philipp bezeichnet sich selbst als Geschichtenerzähler und Mountainbiker von Beruf. Seit fast 20 Jahren verdient der aus Siegen, Nordrhein-Westfalen stammende Biker seinen Lebensunterhalt als Abenteurer, Autor und Vortragsredner.
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