Die Accell Group als einer der grössten Velo- und E-Bike-Produzenten Europas kommt auch nach der Übernahme durch den Investor KKR nicht zur Ruhe. Schon Ende Mai hatte die Ratingagentur Fitch ihre Einschätzung zur Sprint BidCo BV als dem Unternehmen hinter der Accell Group von positiv auf negativ gewechselt. Per 19. Dezember hat Fitch dieses langfristige Emittentenrating (auf Englisch «Long-Term Issuer Default Rating») nochmals nach unten angepasst. Neu wird die Sprint BidCo BV nicht mehr auf B wie bisher, sondern auf CCC eingestuft. Mit anderen Worten: In den Augen von Fitch ist es höchst unsicher, dass Investoren Geld zurücksehen werden, das sie in den Velo- und E-Bike-Produzenten gesteckt haben.

Die Accell Group fertigt ausser in Asien auch in Fabriken in den Niederlanden
sowie in Ungarn und in der Türkei. Abwarten, ob es in Zukunft dabei bleibt.
Diese neue Einschätzung ist ein Tiefschlag für die Accell Group, denn sie erschwert das Aufnehmen neuer Kredite und verteuert bestehende Kredite. Doch das ist noch nicht alles: Fitch schätzt die Kapitalstruktur der Accell Group als nicht nachhaltig ein. Die hohen Lagerbestände und der Zwang zu Rabatten lassen die Margen laut Fitch stärker und über einen längeren Zeitraum erodieren als zunächst angenommen. Das führt auch beim Recovery Rating zu einer Abwertung auf RR4. Für das laufende Jahr erwartet Fitch einen negativen Cashflow im Bereich von EUR 200 Millionen, und daraus resultierend Probleme mit der Liquidität. Bereits 2021 und 2022 musste das Betriebskapital um EUR 500 Millionen aufgestockt werden.
Dieser Kurzfilm bietet in 2.5 Minuten einen Einblick in das Hunland-Fertigungszentrum,
das die Accell Group bereits seit 20 Jahren im ungarischen Toszeg betreibt.
Das Management der Accell Group ersucht seinerseits um neues Kapital in der Höhe von EUR 150 Millionen. Zusammen mit anziehenden Abverkäufen soll dies die Liquidität im kommenden Jahr sichern. Dass die Geschäfte nicht rund laufen, zeigen verschiedene Schritte zur Kostenreduktion in der Accell Group: Zuerst wurde der gesamte Geschäftsbereich Teile und Zubehör beim englischen Ableger Raleigh eingestellt, dann wurde die Montage von Velos und E-Bikes von Ghost in Waldsassen eingestellt und nach Ungarn und in die Türkei verlagert. Auch dem Cargobike-Ableger Velosophy mit den beiden Marken Babboe und Carqon wird eine radikale Sparkur verordnet, der rund 30 Arbeitsplätze zum Opfer fallen dürften.
Fotos: zVg Accell Group, Fitch
Kompletter Bericht von Fitch zur Abwertung der Sprint BidCo BV (Englisch, Link)
www.accell-group.com







