Eurobike-Premiere am Main: Ganz schön gross

Bei der Premiere in Frankfurt zog die 30. Austragung der Eurobike doppelt so viele Fachbesucher und Endverbraucher an als die letzte Austragung am Bodensee. Der Trend stimmt somit, und die Veranstalter sind zufrieden.

Laurens van Rooijen, Redaktor (lvr@cyclinfo.ch)
Branche, 18.07.2022

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Nach der pandemie-bedingten Absage im Jahr 2020 und der deutlich kleiner ausgefallenen Dernière der Eurobike in Friedrichshafen ist für die Leitmesse der Veloindustrie in Frankfurt am Main in der vergangenen Woche eine neue Ära angebrochen. Der Umzug von der beschaulichen Rentnerhochburg am Bodensee in die Finanzmetropole am Main brachte eine ganze Reihe von Veränderungen mit sich: Während die Anreise aus der Schweiz deutlich länger wurde, gestaltete sie sich für deutsche wie internationale Besucher weit einfacher. Entgegen ersten Befürchtungen reisten nicht nur die Nordamerikaner an, sondern auch viele Besucher aus Fernost - und nicht wenige Fachhändler aus dem Benelux-Raum.

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Die zusammen mit Magura entwickelte, zweite Generation der ABS-Bremstechnologie für
E-Bikes lockte viele Messebesucher an den Eurobike-Stand von Bosch eBike Systems.

Deutlich grösser - und mit Fokus auf den Alltag
Was den Charakter der Messe betrifft, hat sich der Trend hin zu E-Bike-Themen und zur Alltagsmobilität nochmals deutlich verstärkt. Wo die Eurobike in Friedrichshafen 80'000 bis 100'000 Quadratmeter bespielte, waren es in Frankfurt deren 140'000 Quadratmeter in den Hallen wie im Freien. Auch die über 1500 Aussteller sprechen eine klare Sprache. Klar: Mit Trek, Specialized sowie den nur in der Halle 8 mit ihren Lastenvelo-Marken vertretenen Branchengrössen PON Bike und Accell Group fehlten einige Schwergewichte. Specialized markierte zumindest an den beiden Endverbraucher-Tagen Präsenz, und Trek war am Stand von TQ Systems mit einem neuen E-Mountainbike vertreten.

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Ein ganz neues Bild an der Eurobike: Weil drei der vier Messehallen mehrstöckig sind,
werden sie über Rolltreppen erschlossen - was anfangs für etwas Verwirrung sorgte.

Auf Seiten der Besucher konnte mit 33'780 Fachbesuchern aus 105 Ländern und 27'370 Endverbraucherinnen und Endverbrauchern das Niveau von vor der Pandemie zwar noch nicht ganz erreicht werden. Aber im Vergleich zum Vorjahr wurden die Werte verdoppelt. Dabei boten die Messehallen Platz für eine ansprechende Warenpräsentation, und dank der Passerellen zwischen den Hallen liessen sich die manchmal erheblichen Distanzen zumindest speditiv abspulen. Dank der Klimaanlagen blieben die Temperaturen in den Hallen trotz der Hitze im Freien in einem angenehmen Rahmen. Wie in Friedrichshafen kam dabei der informelle Austausch am Ende des Tages nicht zu kurz.

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Das Freigelände zwischen den Messehallen bot genug Platz für Teststrecken,
eine riesige Dirtline, eine Aussen-Ausstellung und eine anständige Bühne.

Veranstalter wie Aussteller zeigen sich zufrieden
Entsprechend zog Stefan Reisinger als Geschäftsführer von fairnamic ein positives Fazit: «Ein qualitativ hochwertiges und sehr internationales Publikum hat die 30. Eurobike besucht. Trotz Reiserestriktionen, Flugstreichungen und corona-bedingten Ausfällen wurde ein Niveau erreicht, wie wir es zuletzt vor der Pandemie kannten. Industrie, Handel, Politik und alle Radfans senden ein klares Signal aus Frankfurt: Der Radverkehr muss weiter gestärkt werden. Die Eurobike ist für die Branche die weltweit wichtigste Plattform und nachhaltiger Motor, um diese Transformation zu beschleunigen.»

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Die Elektromobilität nahm dieses Jahr an der Eurobike eine nochmals zenralere Postion
ein, und junge Motorenanbieter wie Oli E-Bike Systems stiessen auf grosses Interesse.

Aus Sicht der Aussteller fasst Burkhard Stork, Geschäftsführer vom deutschen Zweirad Industrie Verband (ZIV), die Stimmung wie folgt zusammen: «Was für ein grossartiger Auftakt! Die Hallen waren voll, die ausstellenden Unternehmen mit den Kontakten sehr zufrieden. Das Fremdeln mit dem neuen Messegelände war nach wenigen Stunden vorbei. Die politische Wahrnehmung sowie die Berichterstattung in den Publikumsmedien hat massiv zugenommen. So kann es in den kommenden Jahren mit der Weltleitmesse des Fahrrads gerne weitergehen.» Laut einer während der Messe durchgeführten Umfrage zeigten sich 93 Prozent der Besucherinnen und Besucher zufrieden - die Unzufriedenen hetzten wohl von Termin zu Termin und hatten weder Zeit noch Augen für die Umfrage.

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Mit einer Demobike-Flotte markierte Specialized zumindest an
den beiden Endverbraucher-Tagen Präsenz an der Eurobike.

Hoher Besuch aus der Politik
Susanne Puello, Geschäftsführerin von Pierer E-Bikes, spricht ihrerseits auch von einem ausgezeichneten Ergebnis: «Die Eurobike 2022 hat in jeder Hinsicht unsere Erwartungen erfüllt: Die Organisation am neuen Standort lief reibungslos, wir hatten viele qualitativ gute Termine, und die Stimmung war über alle Tage hinweg positiv. Der Umzug nach Frankfurt war für die gesamte Industrie eine grossartige Entscheidung. Das Thema Zweiradmobilität ist damit in einer boomenden Metropole angekommen.» Auch die Politik gab sich mit Besuchen des Bundesverkehrsministers Dr. Volker Wissing sowie von Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Staatssekretär Jens Deutschendorf die Ehre - und bestätigte damit die Bedeutung der Eurobike am neuen Standort.

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Den Ausstellern stand auf dem geräumigen Messegelände in Frankfurt genug Platz
zur Verfügung - was Antriebshersteller TQ Systems zu diesem Séparé inspirierte.

Im nächsten Jahr rückt die Eurobike im Kalender nochmals um drei Wochen nach vorne. Und stellt damit die Industrie erneut vor die Herausforderung, zumindest fahrfähige Muster der neuen Modelle bis zu diesem Termin bereit stellen zu können. Schon dieses Jahr war der Messetermin für viele Entwicklungsabteilungen eine echte Herausforderung. Die 31. Eurobike wird vom 21. Juni bis 25. Juni über die Bühne gehen. Dabei sind Fachbesucher vom 21. bis zum 23. Juni (Mittwoch bis Freitag) unter sich, ehe am Wochenende vom 24. und 25. Juni auch Endverbraucherinnen und Endverbraucher Zugang zur Messe erhalten.

Fotos: zVg Eurobike/fairnamic - LvR

www.eurobike.com

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