Einblick in Schweizer Werkstätten

Wie haben Schweizer Velowerkstätten in den letzten zwei Jahren gewirtschaftet? Darüber gibt die neue Händlerbefragung von 2rad Schweiz und Dynamot Aufschluss. Die Resultate sind trotz Nachfrageboom durchzogen.

Dominic Redli, Chefredaktor (redli@cyclinfo.ch)
Branche, 11.11.2022

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Die Schweiz zählt bereits heute mehr als vier Millionen Velos, Tendenz steigend. Wenn nur die Hälfte davon einmal pro Jahr zur Reparatur oder zum Unterhalt gebracht wird, ergibt das im Durchschnitt für jedes Fachgeschäft pro Arbeitstag vier Werkstattaufträge. Und jeder Auftrag kommt einer Chance zur langfristigen Sicherung von Erträgen gleich, sofern die Servicequalität stimmt und der Betrieb effizient organisiert ist (siehe hierzu Cyclinfo 5/2022).

Anteil Händler, die mit der Werkstatt Geld verdienen: 56 Prozent.
(Quelle: 2rad Schweiz / Dynamot)

Genau das ist in Zeiten von knappem Personal und (zu) langen Arbeitstagen von existenzieller Bedeutung. Dass es da noch Luft nach oben gibt, zeigen die neuesten Zahlen des Berufsverbandes 2rad Schweiz und von Dynamot.

Hausgemachte Probleme

Demnach verlangt ein Drittel der Fachhändler noch immer weniger als 120 Franken pro Stunde und verrechnet die erbrachten Leistungen ohne Arbeitswerte. Und nach wie vor schöpfe «ein bemerkenswert grosser Anteil» der Betriebe bewährte Hilfsmittel wie etwa eine moderne Handelssoftware nicht oder nur unzureichend aus, so die Ergebnisse.

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Gemäss Umfrage nutzen erst knapp 65 Prozent Teilnehmer Arbeitswerte – und verschenken dadurch Geld.

Zudem seien Infrastruktur und Einrichtung vieler Werkstätten nicht auf der Höhe der Zeit. Dabei zeigt die Erfahrung klar, dass moderne Arbeitsplätze und gute Löhne eine wirksame Massnahme gegen den Fachkräftemangel sind. Der Fachhandel müsse sich also auch selbst an der Nase nehmen, heisst es in der Werkstattumfrage.

Abwärtstrend trotz Veloboom?

Paradoxerweise habe die hohe Nachfrage nach Fahrrädern und Dienstleistungen der vergangenen zwei Jahre die Rentabilität der Velowerkstätten nicht verbessert. Lediglich rund 56 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, mit der Werkstatt Geld zu verdienen. Dieser Wert sei gegenüber der letzten Befragung sogar leicht zurückgegangen.

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Hell, gut ausgestattet und vornehmlich vor den Blicken der (wartenden) Kunden geschützt. Das dient der Personalsuche und der Effizienz. (Bild: Unior)

Dafür gebe es verschiedene Gründe. Ausser dem Personalmangel hätten auch die Lieferengpässe die Rentabilität verschlechtert: «Zahlreiche Geschäfte verloren in den letzten zwei Jahren mit der Suche nach Ersatzteilen viel Zeit», so die Studie.

Ausserdem hätten viele Garantiearbeiten an Neufahrzeugen den Erlös geschmälert: «Bei manchen Herstellern litt die übliche Fertigungsqualität unter dem enormen Nachfragedruck der letzten beiden Jahre. Händler als erste Anlaufstelle der Velofahrenden mussten dann nachbessern», erklärt Urs Rosenbaum, der für die Umfrage verantwortlich zeichnet.

400 Betriebe gaben Auskunft

Die eben veröffentlichte Werkstattumfrage liefert Kennzahlen zu Tarifen, Organisation, Digitalisierung, Personalmangel und Löhnen in Schweizer Werkstätten.

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Bock auf Erlös? Die Rentabilität der Werkstatt lässt sich in erster Linie über den Basisstundensatz steuern. Zudem gilt: Optimieren, was das Zeug hält.

Die Befragung wurde im Februar 2022 während vier Wochen in der Deutschschweiz, in der Romandie und im Tessin durchgeführt. Von rund 1540 angeschriebenen Betrieben haben gut 400 teilgenommen, wobei die Deutschschweiz anteilsmässig leicht übervertreten ist.

2radschweiz.ch
dynamot.ch

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