News,
17.06.2022
Zwei Drittel der Velounfälle in Zürich sind selbstverschuldet. Dass die Qualität der Infrastruktur auch oft eine Rolle spielt, geht bei der neuen Präventionskampagne «Sicher Velo fahren» aber unter.
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17.06.2022
Am 14. Juni startete die Präventionskampagne «Sicher Velo fahren» der Stadt Zürich. Stadträtin Karin Rykart und Beat Oppliger, Kommandant der Stadtpolizei, stellten den Inhalt und das Ziel der Kampagne den Medien vor, bevor der Event «Zürich rollt sicher» auf dem Hechtplatz für Interessierte geöffnet wurde.
Im März 2021 löste die Velostrategie 2030 den Masterplan Velo in Zürich ab. Damit hat die Stadt die beteiligten Dienstabteilungen in die Pflicht genommen, die Veloinfrastruktur aktiv zu verbessern und das Fahrrad bei Planungen miteinzubeziehen. Sensibilisierungsmassnahmen für unfallvermeidendes Verhalten aller Verkehrsteilnehmenden sollen ergänzend wirken.
Die Kampagne «Sicher Velo fahren» stellt nun eine solche ergänzende Massnahme dar. Sie soll die Aufmerksamkeit der Velofahrenden auf der Strasse fördern, wie die Stadtpolizei in ihrer Medienmitteilung schreibt. Die Gesamtkosten sind auf 300'000 Franken budgetiert.
Dass nicht nur bei der Infrastruktur, sondern auch beim Verhalten der Velofahrenden angesetzt werden muss, sollen Unfallzahlen untermauern.
In der Tat zeigt die Verkehrsunfallstatistik, dass in Zürich im Jahr 2021 368 Velofahrende verunfallt sind. 122 Personen zogen sich mit dem E-Bike Verletzungen zu. Die Gesamtzahl ist tiefer als im Vorjahr, aber trotzdem noch beachtlich.
In 119 Fällen war Unachtsamkeit die Hauptursache, gefolgt von Gleisüberquerungen in 49 und Alkohol in 46 Fällen.
In rund zwei Dritteln aller Fälle sei der Unfall selbstverschuldet gewesen, wie Beat Oppliger auf Nachfrage von Pro Velo mitteilte.
Gaetano hat zu tief ins Glas geschaut.
Im Zentrum der Kampagne stehen sechs Präventionsbotschaften von Betroffenen, die ihre Unfallgeschichte erzählen. In Slogans geben sie Verhaltenstipps.
Zwei dieser verunfallten Velofahrenden waren am Dienstag vor Ort. Einer von ihnen ist Fawzy, der auf seinem Arbeitsweg mit dem E-Bike von einem Auto überrascht wurde, das aus einer Einfahrt fuhr. Er musste stark bremsen und stürzte zu Boden. Sein Slogan: «Lass dich nicht überraschen.»
Auf Nachfrage von Velojournal berichtet er, dass die Infrastruktur bei seinem Unfall eine entscheidende Rolle spielte. Ein Spiegel hätte ihm und der autolenkenden Person eine Übersicht über die Situation verschaffen können. Er bezweifelt ausserdem, dass sich der Unfall durch eine erhöhte Aufmerksamkeit hätte verhindern lassen.
Die Kampagne der Stadt verfolgt hehre Ziele. Dass an den Aktionstagen etwa Velofahrende mithilfe einer Virtual-Reality-Brille die Führerkabine eines Lastwagens und somit den «toten Winkel» erleben können, ist für die Unfallprävention eindeutig förderlich.
Ein vergleichbarer Perspektivenwechsel für Autolenkende ist allerdings nicht Teil des Programms. Bei der Kampagne macht sich ein starrer Fokus auf das Verhalten der Velofahrenden bemerkbar.
Vielleicht, weil bereits die Unfallstatistik einseitig interpretiert wurde. Wie velounfreundlich die Gegebenheiten sind, ist in den Zahlen nicht ersichtlich – zeigt sich aber spätestens in den gezeigten Unfallgeschichten.
In nur einem der von der Stadt präsentierten Fälle spielten äussere Umstände tatsächlich keine Rolle: Gaetano fuhr betrunken Velo und stürzte zu Boden.
Bei allen anderen gilt wohl weiterhin: Je schlechter die Infrastruktur für Velofahrende ist, desto aufmerksamer müssen sie sich im Strassenverkehr verhalten.
Margrith bog aufs Trottoir ab, um einfach über eine komplizierte Strassenkreuzung zu gelangen – worauf sie stürzte. (Bild: ZVG)
Die Aktionstage der Stadtpolizei Zürich rund um das Thema Velofahrsicherheit und Sichtbarkeit.
Vom 14.-19. Juni.
Hechtplatz, Zürich.
Zum Eventprogramm geht’s hier.

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