Wer als Fachhändler E-Bikes verkauft, dürfte mit dem Problem vertraut sein: Die auf 1000 Ladezyklen ausgelegten Lithium-Ionen-Akkus verlieren im Verlauf der Jahre an Kapazität. Und müssen irgendwann ersetzt werden, um das E-Bike in Betrieb zu halten. Früher war dies oft schon nach drei Jahren der Fall, heute halten die Akkus von Systemanbietern wie Bosch, BMZ oder Shimano fünf bis sieben Jahre. Zudem bieten diese Hersteller zu einem gewissen Grad ältere Ersatzakkus – und Anbieter wie Akkuvision oder Ampère Plus mit alten Systemen kompatible Akkus mit moderner Zelltechnik und Software. Das bringt mehr Reichweite pro Kilogramm.
Auch wenn sich die Lebensdauer im Verlauf des letzten Jahrzehnts erfreulich entwickelt hat, dürfte binnen 10 Jahren ein Ersatzakku nötig werden. Und so ein neuer Akku geht ins Geld und kann zu Diskussionen führen – mit Lieferanten wie mit der Kundschaft. Was sollten Fachhändler bei fabrikneuen, an Lager genommenen E-Bikes beim Service wie bei der Übergabe eines E-Bikes an die Kundschaft beachten, und wie lässt sich die Lebenserwartung der Energiespeicher optimieren – und damit Geld und Ärger sparen?

Der Akku
Bei modernen, über den Fachhandel verkauften E-Bikes sind Lithium-Ionen-Akkus die Regel – und dürften dies in den kommenden Jahren auch bleiben. Diese können wahlweise im Rahmeninnern oder extern montiert werden, an Unter- oder Sitzrohr oder seltener unter dem Gepäckträger. In den Akkus stecken Batteriezellen des Typs 18 650 oder neu 21 700, die mehr Kosten und eine höhere Energiedichte bieten. Je nach Einsatzzweck weisen die ab Werk verbauten Akkus von E-Bikes eine Kapazität von 250 Wh bis 1500 Wh auf. Dazu kommen externe Zusatzakkus und die Möglichkeit, für deutlich mehr Reichweite gleich zwei Akkus anzuschliessen. Weil mehr Reichweite aber auch immer mehr Gewicht bedeutet, macht ein teurerer Akku mit möglichst viel Kapazität nicht für alle Anwendungen Sinn.

Akkuschlösser zum Nachrüsten legen den Akkudieben das Handwerk.
Technische Angaben
Die wichtigsten Eckdaten eines E-Bike-Akkus sind auf der Aussenhülle vermerkt: Ausser dem Hersteller und der Modellbezeichnung sind dies die Angaben zur elektrischen Spannung in Volt sowie zur Ladung in (Milli-)Amperestunden. Aus diesen beiden Angaben lässt sich die Kapazität des Akkus einfach berechnen.
Ein Beispiel: 36 V x 20 Ah = 720 Wh
Während alte Hilfsantriebe oft mit einer Spannung von 24 Volt arbeiteten, sind Systeme mit 36 Volt aktuell am weitesten verbreitet – von Bosch eBike Systems über Shimano bis zu Yamaha. Brose macht für die dritte Motorengeneration den Schritt zu einer Betriebsspannung von 48 Volt, was mehr Leistung und kürzere Ladezeiten verspricht, aber auch gewisse Risiken mit sich bringt.

Mit HiIfe der Ladebuchse lassen sich im Rahmeninnern verbaute Akkus einfach aufladen.
Standards und Sicherheit
Akkubrände sorgen immer wieder für Schlagzeilen, sind aber eigentlich einfach zu vermeiden. Am wichtigsten ist, dass ein Akku gemäss Sicherheitsstandard EN-50604-1 zertifiziert ist. Fachhändler sollten im eigenen Interesse darauf bestehen, sich nicht mit einer blossen CE-Zertifizierung zufriedengeben und ihr Sortiment entsprechend gestalten. Beim Service sollte zudem auf mechanische Beschädigungen wie Spuren von Stössen oder Einschlägen am Akku-Gehäuse geachtet werden – ein Grund zum Austausch. Sollte ein Akku gar Verformungen aufweisen, Rauch absondern oder heiss werden, ist höchste Vorsicht angezeigt. Solche kritisch defekten Akkus sollten, wenn immer möglich im Freien in einer Gefahrengutkiste aufbewahrt werden. Angestellte, die defekte wie neue Akkus empfangen, verpacken oder versenden, dürfen dies nur per Spedition und nicht mit der normalen Paketpost tun und müssen im Umgang mit Gefahrengut geschult werden. Ein Nachweis der Kenntnisse aus dem Gefahrengutrecht ist gesetzlich vorgeschrieben.
«Wenn Akkus lange gelagert werden, sollten sie zur Hälfte aufgeladen und alle paar Monate über-
prüft werden, um eine Tiefentladung zu vermeiden» Marius Graber, Velociped
Lagerung
Zwecks Lagerung von neuen wie von Kundenakkus empfiehlt sich die Anschaffung eines Akku-Sicherheits- und -Ladeschranks mit integriertem, aktivem wie passivem Feuerschutz und Rauchmelder. Bei an Lager gehaltenen E-Bikes sollte der Akku ausgebaut, sicher und bei konstanter Temperatur gelagert und hin und wieder auf den Ladestand überprüft und bei Bedarf nachgeladen werden, um eine Tiefentladung und damit eine vorzeitige Alterung des Akkus zu vermeiden. Am schonendsten ist eine Ladung von rund 50 Prozent. Wie für Endverbraucher gilt auch für Fachhändler: Unbedingt und immer auf die Verwendung des korrekten Ladegeräts für den jeweiligen Akku achten! Zudem empfiehlt es sich, Akkus nur während der Öffnungszeiten des Geschäfts aufzuladen, um eventuelle Gefahren schnell erkennen und reagieren zu können.

Links » Wer viele Akkus im Haus hat, tut gut daran in einen Akkuschrank zu investieren.
Rechts» Über den Zustand gebrauchter Akkus geben Batterie-Testgeräte Aufschluss.
Tipps für Endverbraucher
Handelsübliche Lithium-Ionen-Akkus leiden unter Tiefentladungen, mögen aber auch keine Ladung bis zur Kapazitätsgrenze. Beides geht auf Kosten der verfügbaren Kapazität wie der Lebenserwartung der Akkus. Der ideale Nutzerbereich liegt zwischen 20 und 80 Prozent Ladung. Ob die Kundschaft dies korrekt handhabt, lässt sich mit Hilfe eines Batterie-Testgeräts auslesen und überprüfen. Wichtig ist zudem, immer das offizielle Ladegerät des entsprechenden Herstellers zu verwenden. Bei längeren Standzeiten, etwa wegen Ferienabwesenheit, sollte der Akku entnommen und vor Sonnenlicht und Wärmequellen wie Heizungen geschützt, bei konstanter Temperatur zwischen 10°C und 20°C aufbewahrt werden – im Winter eher in der Wohnung als in der Garage oder im Keller.
Diebstahlschutz
Weil E-Bike-Akkus je nach Hersteller und Kapazität gegen CHF 1'000.– kosten können, sind sie leider auch bei Dieben beliebt und werden meist ab Werk schon mit einem Schloss in der Halterung gesichert. Sollte ein Dieb mit einem Brecheisen anrücken, drohen jedoch Schäden an der Aufnahme wie am Rahmen. Wer ein E-Bike draussen abstellen muss, sollte den Akku deshalb über Nacht in die Wohnung mitnehmen – auch wenn dieser nicht aufgeladen werden muss. Tagsüber empfiehlt sich ein Abstellen an stark frequentierten Orten, um Dieben die Arbeit zu erschweren. Zudem bieten verschiedene Hersteller robuste Stahlbügel und -käfige zum Nachrüsten, die den Diebstahlschutz markant erhöhen und den Einsatz von Brecheisen vereiteln.


Aus der Cyclinfo-Ausgabe 01/2024







