Bosch E-Bike Systems zündet Neuheiten-Feuerwerk

Zum 10 Jahres Jubiläum präsentiert Bosch E-Bike Systems eine Fülle an Neuheiten. Es gibt einen neuen E-Mountainbike-Motor, eine neue Antriebseinheit für Stadt- und Touren-E-Bikes sowie eine für die schnelle Klasse. Zudem werden speziell für Cargobikes zwei neue Motoren auf den Markt kommen. Dazu ein 625-Wattstunden-Akku sowie ein Strauss von neuen, pfiffigen Funktionen.

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Marius Graber
18.06.2019

10 Jahre nachdem der deutsche Technologieriese Bosch mit einem ersten E-Bike-Antrieb auf den Markt gekommen ist, präsentiert er mit dem neuen «CX»-Motor seine vierte Motorengeneration. Der «CX»-Motor gilt als Flaggschiff in der Motorenfamilie und soll in dem stark wachsenden E-Mountainbike-Segment weiterhin für Schub sorgen.

Das Gewicht des neuen Motors konnte auf 2,9 Kilo gesenkt werden, womit er rund 25% leichter ist als sein Vorgänger. Die Baugrösse schrumpfte um fast die Hälfte und damit auch der Q-Faktor – der seitliche Abstand zwischen den Pedalen –, welcher nun mit 175mm beim Mass eines gewöhnlichen Mountainbikes angelangt ist.

Bei der Motorenstärke bleibt Bosch jedoch bei der bisherigen Kraft, bei einem Drehmoment von 75Nm und einer maximalen Unterstützung von 340% der Fahrerleistung. Gemäss Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch E-Bike Systems, hält man sehr bewusst an der Leistung fest, da damit aus Sicht des Unternehmens genügend Kraft zur Verfügung steht, um genussvolle Trailfahrten machen zu können und dabei weiterhin das Gefühl von «Radfahren» zu haben.

Bosch war es wichtiger, bei der Verringerung der Baugrösse und es Gewichtes Fortschritte zu machen und dabei die thermische Stabilität weiterhin zu gewährleisten, damit der Motor bei langen Bergfahrten nicht überhitzt. Dank der kleinen Baugrösse sind nicht nur optisch schönere Fahrzeuge möglich, sondern kann gerade bei den vollgefederten Bikes die Federkinematik viel freier und damit besser konstruiert werden.

Auch kann der Abstand zwischen Hinterrad und Tretlager verkürzt werden, was agilere Fahrwerke ermöglicht. Mit der neuen Baugrösse ist der neue «CX»-Motor so klein geworden, dass er hinter dem – nun wieder normal grossen Kettenblatt – praktisch verschwindet.

Die Verbesserung bei der Baugrösse und dem Gewicht konnten dadurch realisiert werden, dass Bosch mit der neuen Generation zum ersten Mal einen Motor speziell für die Anforderungen von E-Bikes konstruierte. Bei den bisherigen Motorengenerationen griffen die deutschen Ingenieure auf vorhandene Motorentypen aus der Unternehmensgruppe, so zum Beispiel auf einen Lenkungs-Servo-Motor zurück.

Für den neuen «CX»-Motor wurde auch die die Motorsteuerung komplett überarbeitet. Im Off-Modus werden Motor und Getriebe durch einen Freilauf komplett entkoppelt, sodass das Fahren ohne Motor sehr leicht geht.

Und wie fährt er? Auf einer ersten Testfahrt zeigt sich der Motor gewohnt kräftig. Er reagiert fein und schnell auf verschiedene Fahrsituationen und unterstützt gleichmässig über einen breiten Trittfrequenz-Bereich. Er ist jedoch deutlicher hörbarer als zum Beispiel der Bosch «Active»-Motor.

Vier neue «Performance»-Motoren in zwei Baureihen

Der neue «Performance Cruise»-Motor für Stadt- und Tourenvelos aber auch für gemässigte E-Mountainbikes basiert im Grunde auf der Technologie des vor zwei Jahren eingeführten «Active»-Motors. Er wurde aber mit einer anderen Mechanik für höhere Unterstützungskräfte optimiert. So bietet er ein maximales Drehmoment von 65Nm und einen Unterstützungsgrad von 300% und hat dabei den leisen, praktisch geräuschlosen Lauf des «Active»-Motors übernommen. Ebenso die Leichtgängigkeit bei abgeschaltetem Motor und die kompaktere Bauform. Damit eignet sich der Motor bestens für sportliche Stadt- und Touren-E-Bikes aber auch für E-Mountainbikes.

Beim schnellen «Performance Speed»-Motor greift Bosch auf die Motorentechnologie das neuen «CX»-Antriebs zurück. Dadurch ist der Motor nicht nur leicht, sondern auch sehr kompakt. Er leistet maximal 75Nm und verfügt über einen Unterstützungsgrad von 340%. Der Antrieb schaltet bei bis 45 Stundenkilometern aus, arbeitet aber nicht so leise wie die «Active»- oder der die «Performance Cruise»-Motoren.

Bosch E-Bike Systems «Performance Line CX»Für den neuen «CX»-Antrieb wurde auch die Motorsteuerung überarbeitet.

Zwei Spezial-Motoren für E-Cargobikes

Für das wachsende Segment der E-Lastenvelos bringt Bosch zwei spezielle Motoren auf den Markt. Auch sie basieren auf der Technologie des neuen «CX»-Motors. Das Maximale Drehmoment liegt auch hier bei 75Nm, der maximale Unterstützungsgrad jedoch bei 400% der Fahrerleistung, damit die schweren Fahrzeuge auch von nicht ganz so kräftigen Personen gut bewegt werden können.

Die Charakteristik des Motors wurde auf die besonderen Erfordernisse der Transporträder abgestimmt. Den Cargomotor gibt es in einer langsamen und einer schnellen Version.

Bosch Cargoline-MotorBosch spendiert den E-Cargobikes einen eigenen Antrieb.

Neuer 625-Wh-Akku

Für die nächste Saison gibt es von Bosch mit der «Power Tube 625» einen integrierten Akku mit 625 Wattstunden Kapazität. Er wiegt 3,5 Kilo und wird mit dem Bosch «6A Fast Charger» innert 1,5 Stunden zur Hälfte geladen, die Vollladung dauert knapp vier Stunden.

Die «Power Tube 625» kann auch als Dual-Battery in Fahrzeugen verbaut werden, damit steht eine riesige Kapazität von 1250 Wattstunden für sehr ausgedehnte Touren zur Verfügung. Die Bauform des neuen Stromspeichers ist jedoch länger, sodass er nicht an bestehende Fahrzeuge nachgerüstet und auch bei kleinen Rahmengrössen wohl oft nicht verbaut werden kann.

Bosch «Powertube 625»Bosch «Powertube 625»: Damit dem E-Bike die Puste lange nicht ausgeht.

eSuspension: Vollintegriertes elektronisches Fahrwerk

Nach den elektronischen Schaltungen integriert Bosch nun auch elektronische Fahrwerke in sein System. Dafür gibt es für 2020 eine Zusammenarbeit mit Fox: Die Energieversorgung des vor gut einem Jahr vorgestellten elektronisch gesteuerten «e-Live Valve» Federsystems von Fox wird über den Bosch E-Bike Akku sichergestellt, die Steuerung und Anzeige der Fahrwerk-Modi kann über das «Kiox»-Display vorgenommen werden.

Über eine ausgefeilte Sensorik ermittelt das «e-Live Valve»-System rund 1000 Mal pro Sekunde die Gegebenheiten des Terrains und steuert Federgabel und Dämpfer über elektronisch gesteuerte Ventile entsprechend. So verfügt der Biker jederzeit über eine ideale Fahrwerkeinstellung.

Bosch «e-Live Valve» FedersystemAm E-Bike steht nun auch die Dämpfung unter Strom.

Vernetzt ins nächste Modelljahr

Neben den grossen Würfen bei den Motoren bietet Bosch weitere spannende Neuheiten für die nächste Saison. Zusammen mit dem «Kiox»-Display ist nun die Blockierung der Motorunterstützung als Ergänzung zu den klassischen Diebstahlsicherungen möglich: Sobald das Display vom E-Bike entfernt ist, kann die Motorunterstützung nicht mehr zugeschaltet werden. Erst durch das Aufstecken des selben «Kiox»-Boardcomputers entriegelt sich die elektronische Sperre wieder. Das Ver- und Entriegeln des Motors wird durch einen Signalton vom Motor bestätigt.

Bosch «Smartphone Hub»Der «SmartphoneHub» bringt das Handy an den Lenker.

Bosch treibt zudem die Vernetzung mit dem Smartphone voran. Dazu gehört der «SmartphoneHub», welcher das Smartphone festklemmt und als Display mit vielen Zusatzfunktionen nutzen lässt. So kann mit der «Cobi Bike App» auch navigiert werden. Im neuen Smartphone-Hub ist ein Kleinstdisplay eingelassen, damit das E-Bike auch ohne Smartphone gut genutzt werden kann. Es gibt einen Universalhalter, auf welchen praktisch jedes Smartphone festgeklemmt werden kann sowie spezielle Aufnahmen für iPhones. Während der Fahrt wird das Smartphone mit Strom aus dem E-Bike-Akku versorgt.

Zusätzlich gibt es zum «Kiox»-Display die Smartphone-App «eBike Connect». Dadurch lassen sich die vom «Kiox» aufgezeichneten Fahr- oder Fitnessdaten übertragen und bequem auf dem Smartphone oder dem Computer auswerten. Die Daten werden zwischen dem «Kiox» und der App über Bluetooth auf Wunsch automatisch synchronisiert. Neu lassen sich auch Software-Updates kabellos installieren.

Mit dem «Smartphone Hub» lanciert Bosch eBike Systems eine kompakte Konnektivitäts-Lösung, die auf der «Cobi.Bike App» basiert.Mit dem «Smartphone Hub» lanciert Bosch eBike Systems eine kompakte Konnektivitäts-Lösung, die auf der «Cobi.Bike App» basiert.

ABS: Nichts Neues

Das E-Bike ABS-System von Bosch wurde für 2020 nicht weiterentwickelt. Es bedarf weiterhin des relativ voluminösen Zusatzmoduls am Lenker, zum Kontrollieren der Vorderradbremse. Gemäss Bosch können damit viele Unfälle verhindert werden, weil das Vorderrad bei Schreckbremsungen nicht mehr blockiert, sondern kontrolliert gebremst wird.

Erhöhter Schutz vor Tuning

Bosch hat weitere Massnahmen gegen das Tuning ergriffen. Meist wird über Tuning die Geschwindigkeitsgrenze angehoben. Dies ist Gesetzeswidrig. Eine eigens entwickelte Software stellt neu Tuning fest und regelt dann die elektronische Unterstützung stark herunter. Das System geht erst wieder in den Normalbetrieb über, wenn es während 90 Minuten festgestellt hat, dass die Tuning-Massnahme rückgängig gemacht wurde.

Die Wiederherstellung ist drei Mal möglich, danach kann sie nur noch in der Bosch-Servicestelle vorgenommen werden. Dort wird die Manipulation am E-Bike auch zur Anzeige gebracht. Dies selbst dann, wenn das Tuning-Kit kurz vor dem Service-Besuch abgeschraubt wurden.

 

Fotos: ZVG