Millionenhinterziehung mit E-Bikes aus China

Der polnische Zoll hat eine Ladung von 20'000 E-Bikes sichergestellt. Die Elektrovelos seien unter Umgehung von Importzoll und Mehrwertsteuer aus China in die EU gebracht worden, teilen die Behörden mit.

Laurens van Rooijen, Autor

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 22.03.2024

Auch wenn sich Zollbehörden noch so abmühen: Meist erwischen sie nur einen Bruchteil der Schmuggelware, die Auswahl an Routen und der Einfallsreichtum der Schmuggelbanden sind schlicht zu gross.

Da dürften auch in China produzierte E-Bikes, die beim Import in die EU seit dem Sommer 2018 empfindlichen Antidumping-Strafzöllen von bis zu 87,3 Prozent des Warenwertes unterliegen, keine Ausnahme machen.

Wie die Europäische Anti-Betrugs-Behörde (Office Européen de Lutte Antifraude, kurz OLAF) vermeldet, konnten Ermittler der Behörde in Kooperation mit dem polnischen Zoll und nach monatelangen Ermittlungen in vier Logistiklagern in den westpolnischen Ortschaften Slubice und Swiecko insgesamt 20'000 E-Bikes sicherstellen. Diese hätten offiziell in andere EU-Länder weitertransportiert werden sollen, wurden stattdessen aber in Polen gelagert.

Betrügerische Absichten

Diese Lagerhäuser in Polen nahe der deutschen Grenze gehören laut den ermittelnden Behörden E-Commerce-Anbietern, hinter denen nichteuropäische Händler stecken. Diese nutzen Schlupflöcher in der Transit-Gesetzgebung wie die EU-Zollprozedur 42 zur innergemeinschaftlichen Warenanlieferung, wonach die Mehrwertsteuer erst im eigentlichen Zielland fällig wird.

Statt die E-Bikes weiter zu senden, endeten sie zwecks Vermeidung der Mehrwertsteuer in Lagerhäusern in Polen. Zudem war die Ware in betrügerischer Absicht so deklariert, dass die E-Bikes nicht unter die Antidumping-Strafzölle fielen.

Nach OLAF-Angaben hätte allein die nun abgefangene Lieferung von 20'000 E-Bikes für die Vermeidung von Antidumping-Strafzöllen in der Höhe von mindestens acht Millionen Euro und von fälligen Mehrwertsteuern in der Höhe von vier Millionen Euro gesorgt.

Günstige E-Bikes wegen Zollbetrug

«Das Ziel der betrügerischen Händler lautete, diese E-Bikes über Online-Shops direkt an Konsumenten in der EU zu verkaufen. Und das vermutlich zu äusserst attraktiven Preisen – kein Kunststück, wenn man in illegaler Absicht Steuern und Zölle vermeidet. Solch unfaire Geschäftspraktiken schaden den hiesigen Steuerzahlern und gefährden Arbeitsplätze in der EU», kommentiert OLAF-Generaldirektor Ville Itälä.

Dass Schnäppchenjäger für ihre China-E-Bikes mit keinerlei Service rechnen können und sich unter Umständen auch noch eine Feuergefahr in Form nicht zertifizierter Akkus ins Haus liefern lassen, kommt erschwerend hinzu.

 

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