Von Unfallzahlen und Statistiken

Das Bundesamt für Strassen Astra hat die Unfallstatistik für das erste Halbjahr 2020 veröffentlicht. Bei den Elektrovelos setzt sich der Trend der letzten Jahre fort. Weiterhin verunfallen viele Personen schwer mit einem E-Bike.

Julie Nielsen, Redaktorin (julie.nielsen@velojournal.ch)
30.09.2020

Das Bundesamt für Strassen Astra hat im September die Statistik der Strassenverkehrsunfälle für das erste Halbjahr 2020 veröffentlicht. Demnach verloren zwischen Januar und Juni insgesamt 95 Menschen ihr Leben auf Schweizer Strassen. Das entspricht einer Zunahme von 19 Todesopfern im Vergleich zur Vorjahresperiode.

Auffallend ist, dass es insgesamt einen Abwärtstrend bei der Anzahl der Schwerverunfallten gibt. Als schwer verletzt gelten Personen, die schwere, sichtbare Beeinträchtigungen aufweisen, die eine stationäre ärztliche Versorgung notwendig machen. Bis 2014 galten Personen als schwer verletzt, die starke Beeinträchtigungen aufwiesen, die normale Aktivitäten zu Hause für mindestens 24 Stunden verhinderten (z.B. Bewusstlosigkeit oder Knochenbruch [ohne Fingerbruch] oder eine andere Beeinträchtigung, die einen Spitalaufenthalt von mehr als einem Tag erfordert).

Kein Rückgang bei E-Bike-Unfällen

Unfallstatistik Strassenverkehr - 1. Halbjahr 2020

 Obwohl ein Verunfallter heute schneller als schwer verletzt eingestuft wird, ging insbesondere die Anzahl der Schwerverunfallten auf Autobahnen und Autostrassen deutlich zurück. Demgegenüber steht aber eine Zunahme schwerer Unfälle mit Motorfahrrädern, Velos und, besonders akzentuiert, mit E-Bikes.

Laut Astra ist die nichtangepasste Geschwindigkeit häufiger Grund für Unfälle mit Elektrovelos. Das bedeutet: Eine Person ist zu schnell unterwegs, um ihr Fahrzeug so zu beherrschen, dass es weder für sie selbst noch für andere eine Gefahr darstellt. Das kann bedeuten, dass der Bremsweg unterschätzt wird oder zu schnell in eine Kurve gefahren wird, was zum Sturz führen kann.

Was sagt die Statistik aus?

 Die Zahlen mögen alarmierend sein. Dennoch muss beachtet werden, welche Faktoren berücksichtigt werden und welche nicht. Im konkreten Fall fliessen die polizeilich registrierten E-Bike-Unfälle in die Statistik ein. Es wird aber nicht berücksichtigt, dass die Verkäufe von Elektrovelos Jahr für Jahr deutlich ansteigen (Mehr dazu finden Sie diesem Beitrag.)

Damit nimmt automatisch auch der Anteil Elektrovelos am Gesamtverkehr zu. Laut Martin Platter von Velosuisse wird ebenfalls ausgeblendet, dass E-Bike-Fahrende nicht nur öfter auf dem Velo sässen, sondern auch weitere Strecken zurücklegten. «Heruntergerechnet auf Personenkilometer ist das E-Biken somit keinesfalls unsicherer geworden», sagt Platter.

Die Unfallstatistik ist aber Indiz dafür, dass die höheren Tempi von E-Bike-Fahrenden einen negativen Einfluss auf Unfälle haben. Weiter offenbart sich, dass nach wie vor zu viele Velofahrende verunfallen – auch wenn es prozentual nicht mehr sind, als in den vergangenen Jahren.

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Foto: Elina Sigrist