Velohandel fordert frühere Öffnung

Der Branchenverband der Zweiradhändler 2rad Schweiz akzeptiert den Fahrplan den Bundesrats in Richtung Normalität nicht. Zusammen mit Velosuisse und Asmas fordert er, dass Veloläden ab dem 27. April wieder geöffnet sein dürfen.

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Laurens van Rooijen
22.04.2020

Am 16. April stellte der Bundesrat den Fahrplan für eine schrittweise Wiederherstellung der Normalität und Wiedereröffnung des Detailhandels vor. Während in Österreich und in fast ganz Deutschland die Veloläden schon seit dem 21. April ihre Verkaufslokale wieder öffnen dürfen, will der Bundesrat dies hierzulande frühestens per 11. Mai zulassen.

Nur Bau- und Hobbymärkte, Gartencenter, Blumenläden, Coiffeursalons, Tattoo- und Makeup-Studios sowie Physiotherapeuten sollen bereits ab 27. April wieder Kunden bedienen dürfen.

Einfallsreicher Velohandel.Die Velofachhändler haben in den vergangenen fast fünf Wochen viel Einfallsreichtum bewiesen, um sich in der ausserordentlichen Lage zurecht zu finden: Ein Faltvelo hindert Kunden am Betreten des Ladens.

Schlag ins Gesicht

Unmittelbar nach der Pressekonferenz des Bundesrats kritisierte 2rad Schweiz die Nichtberücksichtigung der Zweirad-Fachbetriebe als Schlag ins Gesicht des Detailhandels.

Da die Werkstätten offengeblieben seien, hätten diese Betriebe Erfahrung mit der Einhaltung der Distanz- und Hygienevorschriften machen können. Zudem monierte der Branchenverband, dass Hobbymärkte und Gartencenter oft auch Velos und Zubehör verkaufen - und dass darum der Entscheid des Bundesrats den KMU-Detailhandel benachteilige.

Absperrband in Veloladen.So geht's: Gleich nach der Kasse hält ein Absperrband die Kundschaft von der Verkaufsfläche fern.

Velohandel sieht sich benachteiligt

Um diese Haltung nochmals zu verdeutlichen und den Bundesrat dazu zu bringen, auf den Entscheid von vergangenem Donnerstag zurückzukommen, hat 2rad Schweiz allen sieben Mitgliedern der Landesregierung einen Brief geschickt, in dem Klartext gesprochen wird.

Die Kernforderung lautet: Schluss mit der Diskriminierung kleiner Betriebe und Wiedereröffnung der Zweirad-Fachbetriebe per 27. April. Ob der Bundesrat auf seinen Entscheid zurückkommt, wird sich in der zweiten Wochenhälfte zeigen.

VelosuisseAuch Velosuisse-Präsident Marcel Boller (links) und Verbandssekretär Martin Platter engagieren sich für die Branche.

Fahrradlieferanten nicht einverstanden

Auch Velosuisse als Verband der Schweizer Velolieferanten hat sich am 17. März in einem Brief an Bundepräsidentin Simonetta Sommaruga gewandt. Darin verlangt Präsident Marcel Boller, dass Velofachhändler ihre Verkaufsgeschäfte ab dem 27. April wieder öffnen dürfen.

Erstens hätten diese Geschäfte dank weiterhin geöffneter Werkstätten Erfahrung mit dem Hygiene- und Distanzvorgaben sammeln können und zweitens drohe ansonsten eine Benachteiligung des Fachhandels gegenüber Velos und Zubehör verkaufenden Gross-, Bau- und Hobbymärkte.

Veloläden müssen noch geschlossen bleiben. Unfair: Während Velofachgeschäfte aktuell nur Ersatz- und Verschleissteile verkaufen dürfen,
gelten für Bau- und Hobbymärkte ab 27. April keine vergleichbaren Einschränkungen.

Das Zweiradgewerbe drängt nicht als einziges auf Lockerungen. Rückenwind bekommt 2rad Schweiz mit der Forderung nach einer Wiedereröffnung per 27. April von Asmas, dem Verband Sportfachhandel Schweiz, mit Unterstützung der ANWR-Garant Swiss AG.

Auch diese Akteure kritisieren die Ungleichbehandlung von weiterhin geschlossenen KMU-Detailhandelsgeschäften und Grossverteilern, die mindestens zwei Wochen früher wieder ihr komplettes Sortiment anbieten dürfen - welches auch Sportartikel und Velos umfasse.

 

Fotos: Laurens van Rooijen, ZVG