In den vergangenen Wochen hielt nicht nur die Covid-19-Pandemie die USA in ihrem Bann: Rund um die «Black Lives Matter»-Bewegung wurden auch das Wirken einiger historischer Figuren hinterfragt und manche Statue von ihrem Sockel geholt.
Nun hat das wiedererwachte Interesse an der komplizierten Geschichte des Rassismus in den Vereinigten Staaten von Amerika auch die Velobranche erreicht – genaugesagt die American Bicycle Group, die in Europa für ihre Marken Litespeed und Quintana Roo bekannt ist.
Seit Kurzem bietet das Unternehmen unter dem neuen Label Ocoee eine eigenständige Linie von Mountain- und Gravelbikes an, die direkt übers Internet verkauft werden. Vordergründig steckt im Markennamen Ocoee nichts Verfängliches, bezeichnet er doch eine Bergregion im Osten Tennessees.
Massaker in Ocoee
In einem kleinen Dorf Namens Ocoee im US-Bundesstaat Florida verübten Weisse im November 1920 ein Massaker an der farbigen Bevölkerung. Der Anlass dafür war, dass ein Nichtweisser bei der Präsidentschaftswahl von seinem Stimmrecht hatte Gebrauch machen wollen und darauf von einem Mob gelyncht wurde. Einen Tag später waren bis zu 60 farbige Einwohnerinnen und Einwohner von Ocoee ermordet und ihre Häuser niedergebrannt worden.
Als Präsident und CEO der American Bicycle Group bedauert Peter Hurley in einem offenen Brief auf der Website des Herstellers die Verwendung des historisch vorbelasteten Namens Ocoee und kündigt die baldige Umbenennung der Marke an. Besitzer von Ocoee-Velos bekommen kostenlos neue Aufkleber zugeschickt.
Fotos: Orlando Sentinel, ZVG