Keine toten Velofahrer in Oslo und Helsinki

Oslo und Helsinki verkünden, dass 2019 keine Velofahrerinnen, Fussgänger oder Kinder im Verkehr gestorben sind. Durch eine progressive Politik werden die Schwächsten im Strassenverkehr konsequent geschützt

no-image

Julie Nielsen
12.02.2020

Helsinki verzeichnete im Jahr 2019 nur 3 Verkehrstote. Es waren weder Velofahrerinnen noch Fussgänger dabei. Die Stadt begründet die tiefe Unfallrate damit, dass man die schwächeren Verkehrsteilnehmer konsequent mit einer guten Strasseninfrastruktur schütze und mehr Verkehrskontrollen durchführe. Ein Schlüsselfaktor ist laut Jussi Yli-Seppäl, Verkehrsingenieur der Stadt Helsinki, auch die Geschwindigkeit. Auf allen Strassen in Wohngebieten und im Stadtzentrum gilt ein Tempolimit von 30 km/h. Auf den Hauptstrassen der Agglomeration gilt Tempo 50 und im Citybereich sind auch dort nur 40 km/h erlaubt.

Kreuzung in Oslo

Noch rigoroser wird der Verkehr in Oslo beruhigt. Im Stadtzentrum ist das Autofahren nahezu untersagt und die Strassen wurden zu Fussgängerzonen und Velostreifen umgewandelt. In den nächsten vier Jahren soll das Velonetz gar um 100 Kilometer erweitert werden. In vielen Quartieren gilt als Maximalgeschwindigkeit nicht mehr Tempo 50, sondern nur noch 30 km/h. Auch in Oslo zahlen sich diese Massnahmen aus. Genau wie in Helsinki gab es keine Verkehrstoten im Langsamverkehr. Nur ein Autofahrer ist 2019 tödlich verunfallt, als er in einen Zaun gefahren ist.

Und in der Schweiz?

Ein ganz anderes Bild zeichnet die grösste Stadt der Schweiz. Mit einem Drittel weniger Einwohner als Helsinki wurden in Zürich 2018 zehn Verkehrstote registriert. Fast die Hälfte waren Velofahrende. Total ereigneten sich in Zürich 2018 (aktuellere Daten sind noch nicht verfügbar) 1449 Verkehrsunfälle. Zum Vergleich: In Helsinki waren es im Jahr 2019 nur 400.

Die Zahlen der beiden nordischen Städte zeigen, dass es den Stadtplanern gelungen ist, die Fussgängerinnen und Velofahrer effektiv vor dem motorisierten Verkehr zu schützen.

Kein Wunder breitet sich Tempo 30 auch in Schweizer Städten immer mehr aus. In Zürich wird das Geschwindigkeitslimit bei immer mehr Strassenzügen auf 30 km/h reduziert. Und auch in Bern hat die Regierung auf verschiedenen Hauptstrassen Tempo 30 eingeführt.

 

 

Foto: Tapio Haaja, Greg Mak via Unsplash