Gessneralle wurde zum Veloweg

Während der Coronakrise bewährt sich das Velo als praktisches und einfaches Fortbewegungsmittel. Doch wurden von den Behörden bisher keine Massnahmen ergriffen, für Fahrräder auf den Strassen mehr Platz zu machen. Deshalb haben Aktivisten von «Umverkehr» demonstriert, wie schnell und einfach ein Veloweg entstehen kann.

no-image

Julie Nielsen
popup-veloweg, Dossier, 14.05.2020

Bei den letzten Abstimmungen hat sich deutlich gezeigt: Die Bevölkerung wünscht sich ein bessere Veloinfrastruktur. Und gerade während der Coronakrise bewährt sich das Velo als geeignetes Fortbewegungsmittel. Viele Grossstädte haben mit Pop-up-Radwegen eine einfache und schnelle Massnahme ergriffen, um das Velo als Verkehrsmittel zu fördern. Nur in den Schweizer Städten hat sich bislang nichts getan. Deshalb haben Aktivistinnen und Aktivisten der Regionalgruppe Zürich von «Umverkehr» die Sache selbst in die Hand genommen. Sie fordern, dass in den Schweizer Städten flächendeckend Autofahrspuren in Velowege umgewandelt werden.

Die Pylonen wurden mit dem Lastenrad gebracht.

Ein paar Jahre oder ein paar Minuten

Vielerorts setzen Pläne zum Ausbau der Veloinfrastruktur in der Schublade Staub an und die Behörden verschlafen den nun äusserst passenden Zeitpunkt, vorwärts zu machen. Simone Brander, Sp-Gemeinderätin und Mitglied von «Umverkehr» sagt: «Damit sich Velofahrende in der Stadt Zürich in den kommenden Sommermonaten sicher bewegen können, braucht es umgehend Sofortmassnahmen für ein durchgängiges Velonetz.»

Die Aktion am 14. Mai hat gezeigt, wie schnell ein neuer Veloweg entstehen kann. Dasmit einfachen Mitteln wie orangen Verkehrspylonen und etwas Sprayfarbe. Innert weniger Minuten wurde eine Autofahrspur im unteren Abschnitt der Gessneralle zwischen Hauptbahnhof und Gessnerbrücke zu einem breiten und sicheren Veloweg.

In nur 10 Minuten entstand ein neuer Veloweg.

Flatten the curve

Eine Studie der ETH hat gezeigt, dass sich das Mobilitätverhalten während der Coronakrise markant verändert hat. Am deutlichsten haben Velofahrten zugenommen, während der ÖV als grosser Verlierer aus der Krise hervor ging. Um zu verhindern, dass mit den schrittweisen Lockerungen des Lockdowns der Autoverkehr überdurchschnittlich zunimmt, weil viele Pendler im Moment auf den ÖV verzichten, braucht es mehr Platz für Fahrräder auf den Strassen. Sonst drohen laut «Umverkehr» die Städte zu verstopfen, was sowohl die Umwelt wie das Klima stark belastet. Deshalb gilt es, einfache Alternativen zum Auto zu schaffen, um die Kurve der Autofahrten flach zu halten und jetzt eine sichere Veloinfrastruktur zu erstellen. Mit der Aktion konnte der Verein den Behörden aufzeigen, wie mit wenig Mitteln eine solche (temporäre) Infrastruktur entstehen könnte.

Fotos: Julie Nielsen

Empfohlene Artikel

Umverkehr hat im Mai 2020 eine Strasse in der Stadt Zürich in einen Pop-up-Veloweg umgewandelt.
popup-veloweg , News

Zürcher Obergericht spricht Umverkehr-Aktivisten frei

Demonstrationszug
popup-veloweg , News

Pop-up-Velowege: jetzt

Pop-up-veloweg in Berlin
popup-veloweg , News

Beeinflussen Pop-up-Velowege die Verkehrspolitik?