Uber Eats nutzt Kuriere aus

Seit Ende November 2018 gibt es Uber Eats Schweiz. Schon bei der Ankündigung des Fahrdienstgiganten in den Schweizer Markt einzutreten, liefen die Gewerkschaften Sturm. Der Kassensturz war kürzlich Undercover für Uber Eats unterwegs, und zeigt: zu Recht.

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Julie Nielsen & Fabian Baumann
10.12.2019

An vielen Ecken von Zürich sieht man sie: die Velokuriere von Uber Eats. Die Firma lockt mit famosen Versprechen wie flexiblen Arbeitszeiten, einfachen Auszahlungen und der Möglichkeit, sein eigener Chef sein zu können. Die Firma behandelt die Essenskurierinnen, die für das Unternehmen arbeiten, nicht als Angestellte, sondern wie Selbstständige. Nur bewegen sich diese damit in der Schweiz in einer Grauzone, denn weder die Suva noch die AHV versichern die Plattform-Kurierfahrer.

Uber Eats profitiert von dieser Situation: Das Unternehmen spart sich damit die in der Schweiz obligatorischen Beiträge für die Sozialversicherungen, die berufliche Vorsorge und die Arbeitslosen- und Unfallversicherung .

Uber Eats ist in Genf verboten

Dies ist umso prekärer, weil laut Kassensturz vielen Kurierinnen und Kurieren nicht bewusst ist, dass sie über Uber Eats nicht abgesichert sind und gerade bei einem Unfall nicht genügend geschützt sind. Das bestätigt auch ein Gespräch, das Velojournal mit einem jugendlichen Uber-Eats-Fahrer führte. Dieser sagte, er sei versichert und erhalte einen fixen Stundenlohn. Abgesehen von den für die Angestellten unklaren Bedingungen die Rahmenbedingungen für eine Selbstständigkeit nicht umfänglich gegeben. Die Regierung in Genf hat aus diesen Gründen Uber Eats verboten. Die Firma hat diesen Beschluss angefochten, der Fall ist jedoch noch hängig.

Uber EatsUber Eats verspricht flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, sein eigener Chef zu sein.

Viel Risiko für wenig Gewinn

Als Selbstständigerwerbende müssen die bei Uber-Eats angestellten Kurierinnen nicht nur ihre Sozialversicherungsabgaben selbst übernehmen, sondern sie arbeiten auch für Dumpinglöhne. Wenn man diese nämlich hochrechnet, kommen die Kassensturzmoderatorin und auch andere interviewte Kuriere auf einen Bruttolohn von etwas mehr als zehn Franken pro Stunde. Auf der Webseite von Uber wird mit folgendem Slogan geworben: «Erziele gute Umsätze – erziele Umsätze, indem du den Menschen die Dinge lieferst, die sie lieben.» Tatsächlich spricht Uber gegenüber SRF von Verdiensten von mehr als zwanzig Franken pro Stunde. Um auf einen solchen Lohn zu kommen müssen aber einige Faktoren zusammenpassen: Fitness der Fahrer, sehr gute Ortskenntnisse, Tageszeit, Bestellmenge und Wetter.

Es geht auch anders

Dass Scheinselbstständigkeit und Dumpinglöhne nicht sein müssen, zeigt das Beispiel der etablierten Schweizer Velokurierunternehmen. Swissmessengerlogistics (SML) als Arbeitgeberverband der Branche und die Gewerkschaft Syndicom haben sich 2019 auf einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geeinigt. Der GAV sieht unter anderem einen Mindestlohn von 20,35 Franken pro Stunde, geregelte Spesen – etwa für die Benutzung des eigenen Velos – oder einen Vaterschaftsurlaub von 5 Tagen vor.

Der GAV trat auf 1. Mai in Kraft, ist aktuell aber nicht allgemeinverbindlich für die ganze Branche. SML und die Syndicom streben eine Allgemeinverbindlichkeit des GAV an. Eine solche würde dann auch Unternehmen wie Uber Eats betreffen.

 

Fotos: wikimedia commons / unsplash