Qualität hat ihren Preis – auch bei Kinderanhängern

Beim Kindertransport ist Geiz nicht geil. Das bestätigt die deutsche Stiftung Warentest. Bei einem Kinderanhängertest schwangen die teuren Modelle bekannter Markenhersteller oben aus. Vor den billigsten Anhänger im Test wird hingegen eindringlich gewarnt wird.

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Laurens van Rooijen
12.07.2019

Im Englischen gibt es die Redensart «buy cheap, buy twice», was ins Deutsche übersetzt etwa so viel heisst wie: Wer billig einkauft, kauft meist zwei Mal ein. Oft erfüllen billige Produkte nicht die Bedürfnisse der Konsumenten. Diese geben am Ende sogar mehr Geld aus, weil sie dann doch noch ein wertigeres und funktionelles Produkt kaufen – und das Billigteil landet in der Folge im Abfall.

Dass selbst ein sicherheitsrelevantes Teil wie ein Kinderanhänger nicht vor Billig-Ramsch gefeit ist, zeigte sich im jüngsten Test der deutschen Stiftung Warentest. Diese nahm neun Zweisitzer und drei Einsitzer genau unter die Lupe. Während der billigste, direkt übers Internet verkaufte Anhänger nur 99 Euro kostet, ist für den «Baby Chariot Cross 2» von Thule rund zehn Mal mehr zu bezahlen.

Thule KinderanhängerOb als Ein- oder Zweisitzer: Der «Baby Chariot Cross» von Thule verwies die Mitbewerber im Test auf die Plätze.

Anhänger-Land Schweiz

?Auch wenn Lastenvelos neuerdings im Vormarsch sind, ist die Schweiz ein Anhänger-Land. Das liegt auch daran, dass wir mit Leggero ein heimisches Produkt auf dem Markt haben, aber längst nicht nur. Denn ein Anhänger bietet im Alltag handfeste Vorteile: Bei Bedarf ist er schnell angekuppelt, um Kinder oder schwere Einkäufe zu transportieren. Nach dem Abkuppeln hat man dennoch das vertraute, wendige Velo zur Verfügung.

Hier gibt Stiftung Warentest aber zurecht zu bedenken, dass ein Velo, welches als Zugfahrzeug mit Anhänger benutzt wird, bei der Rahmensteifigkeit wie bei der Standfestigkeit der Bremsen über Reserven verfügen sollte. Schliesslich verfügt keiner der Anhänger im Test über eine Auflaufbremse und sorgt so für Mehrbelastungen an Fahrwerk und Komponenten.

Hände Weg vom Froggy Kinderanhänger.Wenn billig zur Gefahr wird: Beim Modell «BTC07» von Froggy rissen die Schulter und Hüftgurte im Labor- wie im Praxistest. 

Strenger Test 

Beim Test achtete die Stiftung Warentest auf verschiedene Kriterien: Im Praxistest wurden das Fahr- wie das Bremsverhalten mit Anhänger beurteilt. Im Labor wurden die Anhänger einem Überschlagtest und Zerrtest an den Gurten ausgesetzt. Zudem wurde beurteilt, wie einfach die Handhabung von Gurten, Schliessung und Kupplung fällt.

Für die Kinder sind der Sitzkomfort, die Federung, die Belüftung sowie der Schutz vor Regen und Sonne wichtig, und dann gäbe es noch die unsichtbare Gefahr durch Schadstoffe, etwa Weichmacher in Kunststoffteilen. Weil beim Modell «BTC07» des Online-Anbieters Froggy als dem billigsten Anhänger im Test die Gurte beim Zerrtest und sogar in der Praxis rissen, warnt Stiftung Warentest ausdrücklich vor einem Kauf. Der Hersteller hat mit einem Verkaufsstopp reagiert.

StiWa empfiehlt auch Anhänger von Hamax und Leggero zum Kauf.Ausser den beiden Thule-Anhängern bekamen nur die Topmodelle von Hamax und Leggero eine Stiftung Warentest Kaufempfehlung.

Die Sieger

Nur vier von insgesamt zwölf Anhängern bekamen von der Stiftung Warentest das begehrte Prädikat «empfehlenswert». Auf den vordersten beiden Plätzen finden sich die Modelle «Baby Chariot Cross 1» und «Baby Chariot Cross 2» von Thule, die bis auf die Breite und die Anzahl Sitzplätze und Gurten baugleich sind. Entsprechend liegen auch die Gesamtnoten für diese beiden Anhänger mit 2,1 und 2,2 sehr nahe beisammen. Hierbei ist zu beachten, dass, wie in Deutschland üblich, die 1 die beste und die 6 die schlechteste Note ist.

Auf dem dritten Rang folgt mit einer Gesamtnote von 2,4 das Modell «Outback» von Hamax. Mit dem «Vento R Sail Family» schaffte es auch ein Schweizer Produkt mit der Gesamtnote von 2,7 in den erlesenen Kreis der vier Anhänger, die Stiftung Warentest als empfehlenswert beurteilt.

 

Fotos: Marcel Kaufmann / ZVG