Magura lässt Bremskabel verschwinden

An immer mehr Velos werden Leitungen und Züge ins Rahmeninnere verlegt. Der deutsche Brems- und Hydraulik-Spezialist Magura geht nun noch einen Schritt weiter – und sorgt auf gut schwäbische Art für Ordnung am Lenker.

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Laurens van Rooijen
21.06.2019

Die Integration von Komponenten ist ein aktueller Grosstrend in der Velobranche. Schaltzüge und Hydraulik-Leitungen verschwinden im Inneren des Rahmens, ebenso die Batterie einer elektronischen Schaltung oder gar der ganze Akku eines E-Bikes. Aus Sicht der Hersteller von Velos und Komponenten bringt dies ausser einer aufgeräumten Optik auch eine bessere Aerodynamik – bei Rennrädern ein nicht zu unterschätzendes Element.

Und zudem kann man sich über eine gelungene Integration von Mitbewerbern abheben, wie der Schweizer E-Bike-Produzent Stromer seit Jahren demonstriert. Elektronische und teils gar kabellose Schaltungen kommen diesen Bestrebungen ebenfalls entgegen.

Magura MCI-BremseDank ausgesprochen kompakter Bauweise sticht der Hebel von Maguras neuer «MCi»-Bremse sofort ins Auge.

«MCI»-Bremse lässt Kabel verschwinden

Magura geht nun nochmals einen deutlichen Schritt weiter: Unter der Bezeichnung «Magura Cockpit Integration» (kurz: MCI) legen die Schwaben ein Design vor, das radikal mit Konventionen bricht. Denn bisher waren Bremshebel, Geberkolben und Ausgleichsgefäss aller hydraulischen Bremsen in einem Bauteil untergebracht, das per Klemmschelle am Lenker gesichert wird.

Das hat Vor- und Nachteile: Die fürs Entlüften wichtigen Zugänge zur Hydraulik sind einfach zugänglich, und die Position des Hebels lässt sich stark variieren. Zugleich ist die empfindliche Hydraulik aber am Lenker exponiert und nimmt bei Stürzen leicht Schaden.

Detailansicht Magura MCIDen Ausgleichsbehälter und den Geberkolben hat Magura bei der «MCI»-Bremse in den Lenkerenden untergebracht.

«Magura Cockpit Integration» wird von Magura als «die weltweit erste vollständig in den Lenker integrierte Hydraulikbremse» gepriesen. Denn alle Leitungen und Kabel sind im Lenkerinnern verlegt. Eine ähnliche Lösung bietet Magura im Motorradsegment mit einer nachrüstbaren, hydraulischen Kupplung. Wie bei dieser steckt der Hydraulikzylinder unsichtbar im Griffbereich des Lenkers.

Da die Dimensionen der Ausgleichsbehälter und der Kolbendurchmesser mit denjenigen der konventionellen «MT»-Scheibenbremsen von Magura identisch sind, verfügt die «MCI» über die gleiche Standfestigkeit und Bremskraft – wie viel genau, hängt davon ab, mit welchen Bremszangen und wie grossen Rotoren man die «MCI»-Hebel kombiniert. 

Magura Easy Link KupplungDank der «Easy Link»-Leitungskupplungen im Bereich des Steuerrohrs lassen sich laut Magura Lenker und Vorbau bei Bedarf einfach demontieren.

Entlüften am Lenkerende

Auch die Bremsleitungen sind komplett innenverlegt: Dazu versieht Magura den Lenker mit Bohrungen und führt die Leitungen dann durch Vorbau und Steuerrohr. Zu diesem Zweck bringt Magura eigens für «MCI» ausgelegte Lenker und Vorbauten auf den Markt. Um die Wartung und den Service zu vereinfachen, setzt Magura auf «Easy Link»-Leitungskupplungen: Diese Steckverbindungen verbinden die Leitung und die Cockpit-Einheit miteinander. Für eine routinemässige Entlüftung hat Magura am Lenkerende zudem eine Entlüftungsschraube integriert, auf welche die bewährten «Easy Bleed»-Werkzeuge des deutschen Herstellers passen.

Magura sorgt mit der MCI für ein aufgeräutes Cockpit.Die Anzahl der Einzelteile, die bei der «MCI»-Variante aussen am Lenker verbaut werden, ist sehr überschaubar.

Als einzige sichtbare Komponente der neuen Bremse wird die Hebeleinheit konventionell per Klemmschelle am Lenker gesichert. Weil der Hebellagerpunkt mangels externem Ausgleichsbehälter aber näher am Lenker liegt, bietet die «MCI»-Variante ein direkteres Bremsgefühl als alle bisherigen Magura-Bremsen. Zudem fällt das Verhältnis von Hebelweg zu Bremskraft progressiver aus, wodurch die «MCI» nochmals feiner zu dosieren sei.

Laut Magura soll die neue Bremse vorerst OE-Partnern vorbehalten bleiben, wobei erste Serienvelos noch dieses Jahr in den Handel gelangen sollen. Eine Nachrüst-Version für Endkonsumenten ist für die nahe Zukunft nicht vorgesehen.

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Fotos: ZVG