Handelsstreit: China trickst

Welches Veloteil woher stammt, ist nicht immer klar nachvollziehbar. Die Fahrradindustrie ist bei der Transparenz der Produktherkunft kein Musterschüler. Wegen der Handelskonflikte mit der EU und den USA greifen Anbieter aus China vermehrt zu krummen Tricks – Vietnam und Taiwan sehen sich darum zum Handeln gezwungen.

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Laurens van Rooijen
13.11.2019

Seit einigen Monaten sind die Zulieferketten der globalen Veloindustrie in Bewegung. Der Grund dafür sind die laufenden Handelskonflikte zwischen China und der EU beziehungsweise den Vereinigten Staaten. Während sich zwischen den USA und China eine Entspannung der Situation abzeichnet, hat die EU für die kommenden fünf Jahre Antidumping-Strafzölle für in China gefertigte E-Bikes und konventionelle Velos beschlossen.

Als Folge davon verschieben viele Unternehmen ihre Aktivitäten weg von China – vor allem nach Vietnam, Kambodscha und Taiwan, zu einem geringeren Ausmass auch nach Osteuropa. Der Einbruch der chinesischen E-Bike-Exporte in die EU im ersten Halbjahr 2019 war ein eindrücklicher Beleg für diesen Trend.

China will Handelskonflikte mit der EU umgehen.Auf einer Fabrik-Besichtigungstour in Taiwan vor zwei Wochen war das vom taiwanesischen Aussenministerium ausgegebene Klebeband immer wieder zu sehen.

«Kreative» Methoden

Manche Hersteller aus China versuchen lediglich, ihre Produkte in anderen Ländern abzupacken und von dort los zu schicken, um die Zölle zu umgehen. Als Reaktion darauf hat Taiwans Vereinigung der Velohersteller beschlossen, zusammen mit dem Aussen- und Handelsministerium Gegensteuer zu geben: Verpackungen von kompletten Velos, aber auch von Komponenten, werden neu mit speziellem Klebeband verschlossen.

Auf diesem stehen der Vermerk «Made in Taiwan» sowie die Aufforderung, den Inhalt der Sendung genau zu überprüfen, wenn das Klebeband Schäden aufweisen sollte. So will Taiwan sicherstellen, dass keine chinesischen Waren missbräuchlich und zollfrei in alle Welt verschickt werden und «Made in Taiwan» nicht an Wert verliert.

Der vietnamesische Zoll hat Beach Cruiser abgefangen.Die abgefangene Lieferung von 313 für die USA bestimmten Beach Cruisern in Vietnam dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein.

Aufhorchen lässt ein Vorfall aus der vietnamesischen Provinz Binh Duong, einem Zentrum der Veloindustrie nördlich von Ho Chi Minh City (Saigon). Beim in China wie in Vietnam operierenden Hersteller E.Bicycle Co. LTD beschlagnahmte der Zoll Ende Oktober eine Lieferung von 313 Beach Cruisern, die für die amerikanische Marke Firth Sports bestimmt waren.

Obwohl diese Cruiser nicht in Vietnam gefertigt worden waren, steckten sie in Schachteln mit der Beschriftung «Made in Vietnam» und auch auf den Rahmen fand sich diese laut dem vietnamesischen Zoll unzutreffende Herkunftsangabe. Um die zolltechnisch bevorzugte Behandlung von Vietnam nicht aufs Spiel zu setzen, will die Regierung des Landes ihre Bemühungen gegen solche Geschäftspraktiken nochmals verstärken.

 

Fotos: Laurens van Rooijen, Haiquan Online, unsplash