Lernen heisst Leben

Der Spielfilm «Der Junge, der den Wind einfing» erzählt eine wahre Geschichte. Der 14-jährige William Kamkwamba sicherte mithilfe eines selbst konstruierten Windrads das Überleben seiner Familie.

Bruno Angeli, Autor

Bruno Angeli, Autor (info@bruno-angeli.ch)
Film, 26.03.2021

Die Familie Kamkwamba lebt in einem kleinen Dorf in Malawi, einem kleinen Staat zwischen Moçambique, Tansania und Sambia. Vater Trywell (Chiwetel Ejio­for) und Mutter Agnes (Aïssa Maïga) sind  Bauern und arbeiten hart, um die Familie zu ernähren, und damit – anders, als es ihnen selbst vergönnt war – ihre Kinder die Schule besuchen können.

Die Tochter Annie (Lily Banda) träumt von einer besseren Zukunft und möchte die Universität besuchen. Ihr 14-jähriger Bruder William (Maxwell Simba) will es der Schwester nachmachen. Doch es gibt ein Problem: Der wissbegierige Junge, der allerlei elektronische Geräte wie Radios repariert, wird von der Schule verwiesen. Der Vater kann die Schulgebühren nicht bezahlen. Seine gesamte Ernte wurde durch extreme Regenfälle vernichtet.

Das Geld reicht kaum aus, um neues Saatgut zu kaufen. Mit der Unterstützung eines Lehrers kann William aber immerhin die Schulbibliothek betreten. Dabei stösst er auf ein Buch mit dem Titel «Using Energy». Er ist überzeugt, dass er mithilfe der Windkraft den Kampf ums Überleben gewinnen kann. Dafür benötigt er einen Velodynamo. Es gelingt ihm mit Unterstützung seiner Schwester. Doch auch der Vater muss für das Projekt gewonnen werden.

Dies erweist sich als schwierigeres Unterfangen, denn der Vater soll für das auf wackeligen Beinen stehende Projekt sein wertvolles Velo opfern. Nach zähem Ringen überlässt er sein Zweirad dem Sohn. Schliesslich gelingt es dem 14-Jährigen, mit vielen zusätzlichen Teilen vom Schrottplatz und der Unterstützung der Dorfbewohner die Windmühle zu errichten. Die erzeugte Elektrizität betreibt eine Wasserpumpe, die das lebenspendende Nass aus der Tiefe auf die Felder befördert. Die von der Dürre bedrohten Felder des Dorfes werden bewässert. Die Katastrophe kann abgewendet werden.

Filmische Umsetzung

«Der Junge, der den Wind einfing» debütierte beim Sundance Film Festival 2019. Dort wurde er von der Kritik wie auch vom Publikum begeistert aufgenommen und gewann einen Award. Der Film basiert auf William Kamkwambas Autobiografie. Für Drehbuch und Regie zeichnet Chiwetel Ejiofor verantwortlich. Der Brite hat im Lauf seiner Karriere viele Auszeichnungen erhalten und hatte stets ein gutes Händchen bei der Stoffwahl. Seine schauspielerische Leistung fiel besonders im Drama «12 Years a Slave» auf. 2014 wurde er als bester Hauptdarsteller für einen Oscar nominiert.

Hier überzeugt er mit seiner ersten Regiearbeit. Zum einen ist die Geschichte faszinierend und berührend zugleich. Zum anderen hat Ejiofor es erfolgreich vermieden, aus dem Stoff einen Hollywood-Schmachtfetzen zu produzieren. Bezeichnend dafür ist, dass die AkteurInnen im Film Chichewa sprechen. Der Drehbuch- und Regieneuling Ejifor wollte das Unverwechselbare des Landes und seiner Kultur einfangen. Für seine Rolle als Williams Vater lernte er sogar extra die malawische Landessprache.


Der Junge, der den Wind einfing (UK 2019)

Originaltitel: The Boy Who Harnessed the Wind
Regie: Chiwetel Ejiofor
Drehbuch: Chiwetel Ejiofor
Buchvorlage: William Kamkwamba und Bryan Mealer
DarstellerInnen: William Kamkwamba (Maxwell Simba), Trywell Kamkwamba (Chiwetel Ejiofor), Agnes Kamkwamba (Aïssa Maïga), Annie Kamkwamba (Lily Banda), Chief Wembe (Joseph Marcell), Edith Sikelo (Noma Dumezweni), Mike Kachigunda (Lemogang Tsipa), Charity (Kelvin Ngoma)

Bemerkungen: Auf der Streaming-Plattform Netflix zu sehen.

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