Schön flach und ausgemessen

Ein neues Buch erklärt, wie die Schweiz mit dem Velo befahren wird, ohne dass dabei Höhenmeter anfallen. Zudem kommen wir dem Trend Gravelbike mit wissenschaftlicher Akribie auf die Spur.

Dres Balmer, Autor

Dres Balmer, Autor (dres.balmer@bluewin.ch)
Kultur, 14.09.2022

Radeln, grillieren, baden

Das Buch mit dem kühnen Titel «Flache Schweiz» macht Veloanfängerinnen und -anfänger neugierig. Kurzerhand walzt Katrin Gygax die Schweiz platt, und zwar so: Sie fährt mit der Eisenbahn hinauf, steigt oben aufs Velo und rollt hinunter, also abwärts oder flach, meist so, wie das Wasser fliesst.

Die Reisen führen in mehreren Etappen den Jurasüdfuss entlang von Brugg AG bis La Sarraz VD, von Lausanne VD rhoneaufwärts bis Sion VS oder vom Brünig BE nach Brunnen SZ.

Mehrere Eintagestouren gibt es etwa am Rhein, an der Aare, im Tessin, im Engadin, und auch Runden um Basel, Genf und Samedan sind im Angebot. Das sind Muster aus der ganzen Schweiz oder fast, denn einmal mehr fehlt der Jura.

Die Autorin hat neben dem Velorollen zwei Leidenschaften: Feuer und Wasser. Über die Kulturen des Feuermachens samt Grillieren und der Schwimmbäder schreibt sie überraschende, informative Kapitel.

Auch das Zelten ist ein Thema. Da beklagt Gygax mit Recht, dass die meisten sogenannten Campingplätze heute Wohnwagenhalden sind, sodass für Zelte kaum Platz bleibt.

Die Autorin teilt mit, dass es kein allgemeines Feuerverbot gibt, nicht aber, dass man die Pseudo-Campings vermeiden und wild zelten könnte.

Das Buch macht Lust aufs Rollen, es ist übersichtlich, enthält Etappenberichte und Informationsseiten. Die Rubrik «Sehenswürdigkeiten» erwähnt Schloss Chillon, den Pilatus, die Promenade in Ascona. Dorthin pilgern sowieso alle, doch der Führer erwähnt kaum Besonderes.

Die Rubrik «Hotels» teilt uns mit, dass es in Montreux Luxushotels gibt. Wer hätte das gedacht? Sonst wird auch da wenig Überraschendes vermerkt. Das wird die eigene Neugier der Flachlandrollerinnen und -roller anstacheln.

Katrin Gygax: «Flache Schweiz. 33 vergnügliche Fahrradtouren.»

Helvetiq-Verlag, Basel 2022, 31.90 Franken.

Ein Velo für jede Strasse

Das Allroad-Bike ist die neue Variante des Velos, auf dem sportliches Fahren nicht mehr Leiden bedeutet, sondern komfortabel wird. Damit das gelingt, müssen die Masse, die Mechanik stimmen, und schön sollte die Maschine auch sein.

So etwa lautet die Philosophie. Dann aber kommen die exakten Wissenschaften zum Zug. Seit 20 Jahren sammeln und analysieren Jan Heine und seine Leute der Zeitschrift «Bicycle Quarterly» alles, was ihnen aus der weiten Radwelt erzählt wird.

Das umfasst einige Radvarianten: Rennvelo, Tandem, Reiserad und Gravelbike bis hin zum Mountainbike. Dann fangen sie an zu messen, zu testen und zu forschen. Dabei kommen sie zum Teil zu erstaunlichen Schlüssen, die Heine hier darlegt, die spannend zu lesen sind und manchen landläufigen Unsinn widerlegen.

Hier sind zwei Beispiele: Auch heute glauben noch viele Gümmeler, je schmaler und je härter gepumpt die Reifen seien, desto leichter kämen sie voran. Widerspruch: Die schnellsten Profis fahren heute Reifen von 25 oder gar 28 Millimeter Breite, pumpen die weniger hart, kommen genauso schnell voran und sind sicherer, weil die Reifen besser am Boden haften.

Bei der Rahmensteifigkeit wird ein weiterer Mythos demontiert. Viele sind überzeugt, je steifer der Rahmen sei, desto besser sei auch die Kraftübertragung vom Menschen auf die Maschine.

Viele Profis bevorzugen aber leichte, das heisst auch weniger steife Rahmen, weil die beim Pedalieren genau an der richtigen Stelle etwas nachgeben und die Kraftübertragung verbessern.

Das und viel mehr trägt bei zur Forschung nach dem einen Rad für alles. Das Buch mit technischen Zeichnungen und Karikaturen ist auch grafisch sehr ansprechend.

Jan Heine: «Ein Rad für alles. Die Allroad-Bike-Revolution.»

Covadonga-Verlag, Bielefeld 2019, 26.70 Franken.

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