Familien auf Achse

Bevor sich eine Familie auf eine gemeinsame Velotour begibt, sind einige wichtige Punkte zu beachten. Dazu gehören die Einhaltung der Verkehrsregeln, die Wahl einer geeigneten Strecke und die richtige Planung von Pausen.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
Ratgeber, 09.07.2024

Auf einen Blick

  • Sicherheit geht vor: Besprechen Sie vor der Tour die Verkehrsregeln mit Ihren Kindern. Achten Sie darauf, dass alle hintereinander radeln und ausreichend Abstand zu geparkten Autos halten.
  • Strecke: Wählen Sie eine Route, die auf Velowegen verläuft und nicht zu anspruchsvoll ist. Orientieren Sie sich an der Ausdauer und der Erfahrung Ihrer Kinder.
  • Pausen einplanen: Regelmässige Pausen sind wichtig, um die Motivation der Kleinen aufrechtzuerhalten. Ein Spielplatz oder eine schöne Picknickstelle sind ideale Haltepunkte.
  • Gepäckbefestigung: Die Erwachsenen sollten den Grossteil des Gepäcks transportieren. Bei älteren Kindern können kleine Taschen am Gepäckträger befestigt werden.

Bevor man sich als Familie auf eine gemeinsame Velotour begibt, ist es wichtig, einige Eckpunkte mit den Kindern zu besprechen. Dass die Verkehrsregeln respektiert werden, versteht sich von selbst. Wenn die Tour auf der Strasse oder dem Radstreifen erfolgt, ist es zudem wichtig, dass alle hintereinander radeln. Empfehlen Sie Ihren Kindern, nicht zu weit rechts beziehungsweise zu nahe an am Strassenrand geparkten Autos vorbeizufahren. Der Abstand soll stets so gross sein, dass eine plötzlich geöffnete Autotür keine Gefahr darstellt. Und ruft ein Familienmitglied «Stopp», bremsen alle sofort ab.

Es ist hilfreich, im Vorfeld zu besprechen, wie schwierige Passagen auf der Strecke gemeistert werden. Ob Kinder oder ein Elternteil an der Spitze fahren, ist abhängig vom Alter und der Übung der Sprösslinge. Fährt ein Kind voraus, muss es bereits Selbstbewusstsein im Strassenverkehr und Verkehrskompetenz mitbringen. Allerdings hat man den Nachwuchs so auch besser im Blick und kann schneller reagieren.

Einfache Route, angemessene Strecke

Velofahren ist eine kognitive Herausforderung, besonders im Verkehr. Auch verlangt die Konzentration auf das Velofahren den Kindern einiges an Energie ab. Wer mit Kindern unter zehn bis zwölf Jahren unterwegs ist, sollte eine Route wählen, die weitgehend auf Velowegen verläuft. An stark befahrenen Kreuzungen oder unübersichtlichen Stellen sollte man absteigen und das Velo zusammen mit den Kindern schieben.

Bei der Planung gilt es auch, die Höhenmeter im Blick zu behalten. Schalten und den richtigen Gang wählen kann für Kinder eine Herausforderung sein. Ebenso ist das Bremsen auf langen Abfahrten für kleine Kinderhände streng und ermüdend. Flache und schöne Strecken finden sich oft entlang von Gewässern. Eine gute Orientierung bietet zudem die Website von SchweizMobil auf Basis des «Veloland Schweiz»-Routennetzes. 

Was die Länge einer Tour oder einer Tagesetappe betrifft, gilt bei kleineren Kindern die Devise «Weniger ist mehr». Orientieren Sie sich beim Planen an der Ausdauer und der Erfahrung des Nachwuchses. Für Einstiegstouren reicht eine Streckenlänge zwischen 10 und 15 Kilometern aus. Mit geübteren oder älteren Kindern liegen in flacherem Gelände auch Tagesetappen bis zu 30 Kilometern drin. Gibt es unterwegs viele Höhenmeter zu überwinden, verkürzt sich die Strecke entsprechend.

Für längere Ausflüge kann auch ein Veloanhänger, eine Tandemkupplung oder ein Abschleppseil eine Option sein. Letzteres darf jedoch nicht auf der Strasse verwendet werden. Komfortabel wird es, wenn man ein Cargobike besitzt. Das Kindervelo kann zur Not auch am Lastenrad befestigt werden – und der müde Nachwuchs nimmt vorne Platz. 

Pausen machen

Beim Radeln dürfen die Pausen nicht vergessen gehen. Ein kurzer Stopp bei einem Spielplatz oder einer schönen Picknickstelle entlang der Strecke hält die Kleinen bei Laune. Im Sommer erfrischt auch das Fussbad in einem Bach oder Brunnen müde Kinderbeine. Und der Halt kann auch gleich dazu genutzt werden, den Energiespeicher mit einem Znüni oder Snack wieder aufzufüllen, bevor es weitergeht. Positiv auf die Motivation der Kinder – aber auch der Erwachsenen – wirkt sich ein Highlight am Ziel aus, auf das man sich freuen kann. 

Gepäck am Velo befestigen

Ein Rucksack kann sich für Kinder schnell anfühlen, als wäre er mit Steinen gefüllt. Wenn möglich, sollten deshalb die Erwachsenen den Grossteil des Gepäcks transportieren. Bei älteren Kindern kann ein kleineres Bagagestück auf dem Gepäckträger oder im Velokörbli befestigt werden. Wenn regelmässig Touren gefahren werden, sind Velotaschen eine gute Wahl.

Neben den klassischen Sacochen für den Gepäckträger gibt es heute viele praktische Bikepackingtaschen in unterschiedlichen Grössen und Volumen. In der kleinen Lenkertasche am Kindervelo finden etwa die Sonnenbrille und die Sonnencreme Platz. In die Satteltasche am Velo der älteren Kinder passen Regenjacke und Flickzeug. 

Ein kleines Reparaturset muss mit auf jede Tour. Neben Pneuhebern und einem guten Multitool gehören mindestens ein Ersatzschlauch, Veloflicke und ein paar extra Kettenglieder ins Set. Und natürlich eine kleine Pumpe oder CO2-Kartuschen, um einen platten Reifen wieder mit Luft zu füllen. Mit auf jeden Ausflug muss auch eine Notfallapotheke. Ein Sturz ist schnell passiert und geht abgesehen von ein paar Schürfungen oft glimpflich aus. Pflaster, desinfizierende Salbe und etwas Verbandsmaterial sollten darum in Griffweite sein. 

Die Tagesform von Kindern kann stark variieren. Was an einem Tag problemlos geht, klappt am nächsten nicht im Ansatz. Deshalb ist es sinnvoll, sich die Möglichkeit offenzuassen, die geplante Strecke abzukürzen oder gegebenenfalls auf den ÖV umzusteigen. Letzteres ist auch eine gute Option, um wieder nach Hause zu kommen.