Parkhäuser gibt es nicht nur für Autos. Wir haben den neuen «Velo-Parkturm» von V-Locker am Standort Wallisellen getestet und verraten, aus was bei der Nutzung geachtet werden muss.
Der Parkturm in Wallisellen ragt hoch über den Bahnhof. (Bild: Aline Künzler)
Bis zu 30 Velos sind in der Parkanlage beim Bahnhof Wallisellen abgestellt. Kein einziges ist aber zu sehen. Sicher verstaut sind die Zweiräder nämlich im Parkturm. Die automatische und digitale Fahrradabstellanlage von V-Locker verspricht «sicher, easy und smart» zu sein. Wie praktisch die im Frühling 2024 eröffnete Anlage tatsächlich ist, zeigt ein Besuch vor Ort.
Der rund drei Stockwerke hohe, fensterlose Turm fällt von Weitem auf. Wäre seine Fassade nicht mit zwei grossen Velo-Icons versehen, würde man ihn kaum als Velo-Parkhaus erkennen. Am Fusse des V-Locker-Turms stehen drei Aufgabestellen für mein Velo zur Verfügung. Diese sehen wie Lifttüren aus uns lassen sich nur mit der V-Locker-App öffnen. Diese App lade ich mir bei meinem ersten Besuch am Locker in Wallisellen denn auch sogleich auf mein Smartphone. Dabei muss ich ein Kundenkonto eröffnen und direkt ein Zahlungsmittel wählen. Da ich weder meine Kreditkarte hinterlegen will, noch ein Paypal-Konto habe, entscheide ich mich dazu, meine Buchungen einzeln per Twint zu bezahlen.
Auf der Kartenansicht der App sind alle Parktürme in der Nähe zu sehen und kann Reservation und Öffnung der Parkboxen vorgenommen werden. (Bild: Aline Künzler)
«Turm dreht sich»
In der Kartenansicht der App finde ich den Turm vor mir rasch und nehme direkt eine Buchung vor. Dies ist erster und zwingender Schritt für das Parkieren im V-Locker. Erst wenn ich einen Platz reserviert habe, kann ich anschliessend die Türen des Turms über die App öffnen. Diese Reservierung erledige ich mit wenigen Klicks. Die Buchung könnte ich auch auf einen späteren Zeitpunkt terminieren oder an einem entfernten Standort vornehmen.
Sofort zeigt mir die App alle Details zu meinem Parkplatz an. Die genaue Adresse erhalte ich inklusive Navigationslink zu Fuss, per Velo oder Auto. Die Kosten werden mit 0,5 Franken pro Stunde angezeigt. Im Kleingedruckten lese ich aber, dass die minimale Reservationsdauer 120 Minuten beträgt und folglich mindestens einen Franken kostet.
Für 14,95 Franken könnte ich mir vergünstigt 220 Parkstunden kaufen. Eine maximale Parkdauer gibt es gemäss der Website von V-Locker nicht. Ich bin einverstanden mit den anfallenden Kosten und bestätige dies mit «Türen öffnen». Die App meldet «Turm dreht sich» und ich höre eine Bewegung im Innern des Bauwerks.
Die «Lifttüren» am Fuss des Turmes lassen sich nur über die App öffnen. (Bild: Aline Künzler)
Zu klein für Lastenvelos
Einige Sekunden später öffnet sich mit einem leisen Zischen «Tür 2» und damit ein futuristisch anmutender Raum vor mir. Die komplett mit Aluminium ausgekleidete Parkbox ist knapp 2m lang und 1m breit. Ich bin froh, dass ich nicht mit einem Tandem oder Lastenvelo vor dem Turm stehe. Diese Zweiräder haben definitiv keinen Platz im V-Locker. Die maximale Gewichtsbelastung der Box beträgt gemäss der Beschriftung an ihrer Innenwand 30 kg.
Am Boden verjüngt sich die Metallbox tropfenförmig und verfügt über eine Rille, in welcher ich die Reifen meines Velos platziere. Diese Aussparung ist genug breit, sodass ich auch mein Mountainbike problemlos parkieren könnte. Das Vorderrad wird in die Bürste am vorderen Ende der Parkbox geschoben, so hält das Velo recht stabil. Kippen kann es ohnehin nicht, dafür ist die Box zu eng.
Das ganze Metallgehäuse ist in der Konstruktion des Turmes aufgehängt und kann in dessen Innern automatisch verschoben werden. So schwingt die Parkbox auch leicht, als ich mein Velo darin platziere. Neben dem Zweirad bleibt genug Platz, um auch meinen Helm oder einen Rucksack sicher in der Box zu platzieren.
Ist alles verstaut, schliesse ich die Türen meiner Box über die App. In der Rubrik «meine Buchungen» sehe ich weiterhin, wo mein Velo sicher parkiert ist.
Die V-Locker-Box bietet Platz für Velo, Rucksack und Helm. (Bild: Aline Künzler)
Digitale Herausforderung
Bei der Abholung wähle ich die entsprechende Buchung an und bestätige erneut «Türen öffnen». Sogleich werde ich zur Zahlung meiner Parkgebühr aufgefordert, was ich sofort per Twint zu erledigen meine. Ich schiebe mein Velo aus seinem Metallhäuschen und kontrolliere erneut, ob die Box tatsächlich leer ist. Dafür erhalte ich nämlich einen Hinweis in der V-Locker-App, nach dessen Bestätigung ich erst die Türen wieder schliessen kann.
Eine neue Push-Nachricht von der App erhalte ich 12 Stunden nach meiner Buchung: Diese fragt mich, ob ich meine Buchung nicht bald abschliessen möchte. Anscheinend hat die Bezahlung per Twint nicht funktioniert. Mein Velo habe ich erfolgreich ausparkiert, nun bezahle ich aber noch einige Stunden Extragebühr für die leere Box. Besser also nicht nur die leere Parkbox kontrollieren, sondern auch die Abbuchung auf der Twint-App.
Digital und automatisch – daran muss ich mich fürs Parkieren meines Velos also erst gewöhnen. Einen Vorteil dieser technischen Lösung bringt aber insbesondere die Funktion «Zugriff teilen» in der App. Ich kann direkt aus der Anwendung heraus einen Link versenden, der anderen Nutzern der App die Öffnung meiner Box erlaubt. Praktisch wie ein Zahlenschloss also, aber sicherer und rundum witterungsgeschützt.
Weitere Standorte von V-Locker befinden sich in Kloten, Stettbach, Meilen, Münchenbuchsee und Grenchen.
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