Marius Graber,
Redaktor
(marius.graber@velojournal.ch)
Test,
12.11.2024
Velolichter entwickeln sich kräftig weiter: Bei E-Bikes kommen die ersten Kurvenscheinwerfer auf den Markt, bei den Veloscheinwerfern gibt es neu Fernlicht. Eine Nachtfahrt mit den aktuellen E-Bike- und Velo-Leuchten.
Marius Graber,
Redaktor
(marius.graber@velojournal.ch)
Test,
12.11.2024
Testvorbereitung: Mithilfe eines Akkubohrers wird eine Geschwindigkeit von 30 km/h simuliert. (Fotos: Marcel Kaufmann)
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Vor gut zwanzig Jahren revolutionierte die LED-Technik das Velolicht. Fahrten in der Nacht wurden damit sicherer und angenehmer. Diese Entwicklung ist bis heute nicht abgeschlossen. Neue LED-Generationen bringen mehr Lichtstärke und längere Lichtkegel, bessere Optik, eine grossflächige und gleichmässige Ausleuchtung und weitere Funktionen. So erlauben die neuen Scheinwerfer zügige Nachtfahrten mit den (schnellen) E-Bikes. Die neuste Generation der Dynamoscheinwerfer spendiert Gravelbikes und Pendlervelos eine Top-Ausleuchtung für Nachtfahrten abseits beleuchteter Strassen. Das gibt neue Möglichkeiten für Alltags- und Trainingsfahrten in der dunklen Jahreszeit.
Leider werden Velos und E-Bikes in der Serienausstattung oft mit schwachen Scheinwerfern ausgerüstet. Offenbar gehen die Hersteller davon aus, dass viele Nutzerinnen und Nutzer bei Dunkelheit gar nicht unterwegs sind – oft wird aber auch aus finanziellen Gründen bei der Beleuchtung gespart. Wer dann viel nachts unterwegs ist, hat im wahrsten Sinne des Wortes das Nachsehen. Doch glücklicherweise lassen sich Velos und
E-Bikes mit besseren Scheinwerfern nachrüsten. Warum sich das lohnt, zeigen die Velojournal-Vergleiche.
Bei den E-Bike-Scheinwerfern war die Neugierde auf das Kurvenlicht beim neuen Bumm «Briq-XL» gross. Vorerst blieb der Wow-Effekt jedoch aus. Der Scheinwerfer zaubert ein helles, gleichmässiges, grosses Lichtfeld auf die Strasse, sodass man auch mit Tempo sicher durch die Dunkelheit fährt. Der Lichtstrahl ist genau dort, wo man ihn braucht.
So offenbart sich der Effekt des Kurvenlichts erst so richtig, wenn man nach einigen Kilometern auf einen konventionellen Scheinwerfer wechselt. Da fehlt dann bei engen oder schnellen Richtungswechslungen plötzlich das Licht auf der Kurveninnenseite, das Terrain, auf das man zufährt, ist viel schlechter erkennbar. Die Fernlicht-Funktion beim Lupine- und Supernova-Scheinwerfer hilft in diesen Situationen. Doch oftmals kann man das Fernlicht wegen Blendgefahr gar nicht nutzen. Dass der «Briq-XL»-Scheinwerfer mit seiner Baugrösse ein «Klotz» ist, nimmt man dank seiner Eigenschaften in Kauf.
«Leider hat bei den Halterungen der Scheinwerfer keine Entwicklung stattgefunden. Die Gehäuse werden immer noch mit einer simplen Schraube fixiert.»
Angenehm bei Bergabfahrten und bei den hohen Speed-Pedelec-Geschwindigkeiten waren die Fernlichter von Supernova «M99» und Lupine «SL X», die noch heller sind als jenes des «Briq-XL». Supernova packt die ganze Technik kompakt in ein schlichtes Aluminium-gehäuse, Lupine schafft dabei ein äusserst homogenes Lichtfeld. Der «SL X»-Scheinwerfer verfügt über ein sensorgesteuertes Tagfahrlicht: Dieses schaltet sich tagsüber automatisch ein und sorgt für hohe Sichtbarkeit bei geringem Akkuverbrauch.
Nach den drei Top-Leuchten fällt der Scheinwerfer von Lezyne bereits deutlich ab. Sein schmales Lichtfeld lässt einen links und rechts der Fahrspur wenig erkennen. Ebenfalls deutlich abgefallen ist der Scheinwerfer von Knog. Er erzeugt zwar ein helles, breites Lichtfeld. Dieses ist jedoch auch nach unten scharf abgeschnitten, wodurch im Nahbereich kaum Licht vorhanden ist. Das erweist sich bei langsamen, schwierigen Fahrsituationen als höchst unangenehm.
Der SON «Ladelux» kann auch USB-Geräte laden. (Foto: ZVG)
Die jüngste Dynamoscheinwerfergeneration für Gravel-, Pendler- und Tourenvelos erhält nun eine Fernlichtfunktion. Supernova brachte letztes Jahr mit dem «M99 DY Pro» den ersten Dynamoscheinwerfer mit Fernlicht auf den Markt, Bumm zieht dieses Jahr nach, und SON spendiert dem «Ladelux», der in diesem Winter lanciert wird, darüber hinaus noch die USB-Ladefunktion. Bei allen Scheinwerfern lässt sich die Fernlichtfunktion mit einer Taste am Lenker hinzu- und wieder wegschalten. Da das Fernlicht den Gegenverkehr blenden kann, ist dieses unbedingt situativ einzusetzen. Doch für pendelnde Personen, die lange, unbeleuchtete Strassenabschnitte befahren, oder für Gravelbikende, die auch nachts ausfahren wollen, bietet das Fernlicht einen echten Komfortzuwachs.
Es ist verblüffend, wie gross der Abstand von Standardscheinwerfern zu den drei Top-Modellen ist. Obwohl dank LED-Technik auch ein Mittelklassescheinwerfer schon eine ordentliche Ausleuchtung erreicht, war der Sprung zu den neusten Top-Scheinwerfern beachtlich, was auch die Preisdifferenz erklären mag.
Bei den Hightech-Leuchten überzeugte der Supernova «M99 DY Pro» durch ein homogenes, breites Lichtfeld. Im Fahrbetrieb ist das Abblendlicht permanent an, beim Stopp ein helles Standlicht, das bis zu fünf Minuten nachbrennt. Das breite Lichtfeld wirkt sich insbesondere bei Kurven positiv aus, wo der Blick immer nach links oder rechts wandert, um die nächsten Fahrmeter zu erspähen. Der Effekt ist noch grösser beim Fernlicht, auch wenn beim Einschalten des Fernlichts der Lichtkegel etwas dunkler wird. Auch beim «IQ-XL Highbeam» von Bumm nimmt die Helligkeit beim Einschalten des Fernlichtes leicht ab. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, da er ein brillantes, helles Licht zur Verfügung stellt, das auch bei Geschwindigkeiten über 30 km/h für ein sicheres Fahrgefühl sorgt.
Der Scheinwerfer von Bumm hat als einziger der drei Modelle in der Fernlichtklasse ein Tagfahrlicht, das bei Dunkelheit automatisch in den Scheinwerferbetrieb übergeht. Das ist praktisch, wenn der Scheinwerfer am Alltagsrad genutzt wird. Beim Son «Ladelux» wird der Lichtkegel eher sogar noch etwas heller, wenn von Abblendlicht auf Volllicht gewechselt wird. Es steht dann ein heller, brillanter Lichtkegel bereit, der auch im Nahbereich und bei Kurven schön ausleuchtet. SON löst dies mit einem integrierten 1200-mAh-Akku. Dieser wird kontinuierlich geladen, sei es, wenn der Scheinwerfer ausgeschaltet ist, oder bei Fahrten über 20 km/h mit Abblendlicht. Im Fernlichtmodus stellt der Akku zusätzlich zum Nabendynamo Energie zur Verfügung. So brennt das Fernlicht auch bei langsamen Geschwindigkeiten mit voller Kraft. Zudem leuchtet dank dem Akku das Licht selbst bei Schritttempo konstant und flackert nicht. Obendrein können mit dem «Ladelux» USB-Geräte geladen werden.
Bei all den Verbesserungen: Leider hat bei den Halterungen der Scheinwerfer keine Entwicklung stattgefunden. Die Gehäuse werden immer noch mit einer simplen Schraube fixiert, die korrekte Ausrichtung wird nur durch Klemmung erreicht. So ist eine feine Justierung nur ungelenk möglich. Zudem reichte die Klemmkraft der Halterung bei den Testfahrten nicht immer aus: Besonders die schwereren Scheinwerfer können sich durch das Rütteln während der Fahrt verstellen.
Ist der Scheinwerfer zu stark nach unten geneigt, kann die gute Ausleuchtung nicht genutzt werden. Ist er zu stark nach oben gerichtet, blendet er entgegenkommende Verkehrsteilnehmende, was bei den aktuellen Leuchtstärken tatsächlich ein Problem ist. So ist der Grat zwischen «Blenden» und «Potential nicht nutzen» schmal. Daher wäre es sinnvoll, dass nicht nur die Scheinwerfer, sondern auch die Halterungen weiterentwickelt würden. Praktisch wäre eine Justierschraube, mit der die Leuchten punktgenau ausgerichtet werden können.
Die guten Scheinwerfer erfordern Aufmerksamkeit bei der Justierung. Ohne sie können sie ihr Potenzial nicht entfalten, und all die Bemühungen um viel Lichtstärke und gute Lichtfelder werden zunichtegemacht. Die optimale Ausleuchtung erreichen die Scheinwerfer, wenn die Hell-Dunkel-Grenze ganz leicht nach vorn abfällt. Das erkennt man gut, wenn man das E-Bike etwa 5 Meter vor eine Wand stellt und dann den Scheinwerfer so ausrichtet, dass sich die Hell-Dunkel-Grenze am oberen Lichtfeld rund 20 bis 50 cm tiefer als der Scheinwerfer befindet. Die Hell-Dunkel-Grenze des Lichtfelds darf sich auf keinen Fall über der Höhe des Scheinwerfers befinden. Das würde bedeuten, dass der Gegenverkehr geblendet wird. Dass der Scheinwerfer richtig ausgerichtet ist, lässt sich auch daran erkennen, dass sich die Hell-Dunkel-Grenze des Lichtkegels ganz langsam nach oben verschiebt, wenn man auf eine Wand zufährt. Bewegt sie sich nach unten, blendet der Scheinwerfer.
Viele Scheinwerfer sind mit Halterungen für den Lenker oder die Gabel erhältlich. Die Montage am Lenker ermöglicht ein längeres Lichtfeld in die Ferne, ohne zu blenden, was für schnelle Fahrten von Vorteil ist. Allerdings gibt es Komplikationen, wenn eine Lenkertasche oder ein Frontkorb montiert wird. In diesem Fall ist die Montage an der Gabel sinnvoll. Die tiefere Position führt zu einer besseren Ausleuchtung im Nahbereich, was bei langsamer Fahrt auf grobem Untergrund ein Vorteil ist.
Der Testsieger: Bumm «Briq XL» für Elektrovelos.
Beschreibung: 150-Lux-Fern-und Abblendlicht*, Konfigurationsmöglickeit per App, für Lenker-und Gabelmontage
Kommentar: Überzeugende Kurvenlichtfunktion und sehr helles, gleichmässiges und brillantes Lichtfeld
Preis: 450 Franken
Bestes Fernlicht: Lupine «SL X».
Beschreibung: 320-Lux-Abblendlicht*, 320-Lux-Fernlicht* und sensorgesteuertes Tagfahrlicht, hinterleuchteter Lenkerschalter für Fernlichtfunktion, für Lenkermontage
Kommentar: Das stärkste Fernlicht. Schöne, gleichmässige Ausleuchtung. Gut sichtbares Tagfahrlicht
Preis: 414 Franken
Lezyne «Super HB STVZO E1000».
Beschreibung: Abblend- und Fernlicht (keine Lux-Angaben des Herstellers), hinterleuchteter Lenkerschalter für Fernlichtfunktion, für Lenker- und Gabelmontage
Kommentar: Ordentlich heller, doch sehr schmaler Lichtkegel. Durch Fernlicht für Tempo 45 km/h tauglich, jedoch längst nicht auf dem Level der Topscheinwerfer
Preis: 199.90 Franken
Supernova «M99 Mini Pro».
Beschreibung: 150-Lux-Abblendlicht*, 270-Lux-Fernlicht*, hinterleuchteter Lenkerschalter für Fernlichtfunktion, für Lenker- und Gabelmontage
Kommentar: Der kompakte Scheinwerfer überzeugt nicht nur durch seine handliche Bauform, sondern auch durch die gleichmässige Ausleuchtung. Mit Fernlicht absolut 45-km/h-tauglich
Preis: 350 Franken
Knog «Blinder E 120 Lux».
Beschreibung: 120-Lux-Abblendlicht*, spezielle Antivibrations-Lenkerhalterung
Kommentar: Kompakter, kleiner Scheinwerfer mit hellem Lichtfeld. Dieses ist zwar sehr breit, bietet aber insbesondere im Nahbereich kaum Ausleuchtung
Preis: 89 Franken
BUMM «MYC».
Beschreibung: 50 Lux*
Kommentar: Das Bild des Standard-E-Bike-Scheinwerfers zeigt, warum es sinnvoll sein kann, diesen durch einen besseren zu ersetzen. Das Lichtfeld ist knapp bemessen und nicht sehr hell
Preis: ca. 60 Franken
Velojournal-Dynamoscheinwerfer-Tipp: SON «Ladelux».
Beschreibung: 150-Lux-Abblendlicht*, 200-Lux-Fernlicht*, Taste am Lenker, integrierte USB-Ladeelektronik und Pufferakku, für Lenker- und Gabelmontage
Kommentar: Brillantes Licht, kein Abdunkeln bei Fernlicht, integrierter Akku sorgt für Fernlicht und flackerfreies Licht auch bei langsamen Geschwindigkeiten
Preis: 479 Franken
Bumm «IQ-XL Highbeam».
Beschreibung: 300-Lux-Abblendlicht*, 250-Lux-Fernlicht*, Standlicht, Tagfahrlicht, Sensor-Automatik, gute Sichtbarkeit von der Seite, Lenkerschalter für Fernlicht-, für Lenker- und Gabelmontage
Kommentar: Helles, breites, brillantes Lichtfeld, dunkelt bei Fernlicht leicht ab, sehr schöne Ausleuchtung, gute Sichtbarkeit von der Seite
Preis: 320 Franken
Supernova «M99 DY Pro».
Beschreibung: 200-Lux-Abblendlicht*, 200-Lux-Fernlicht*, Dauerlicht, Standlichtfunktion (bis zu 5 Minuten), Lenkerschalter für Fernlichtfunktion, für Lenker- und Gabelmontage
Kommentar: Gleichmässiges, breites, angenehmes Lichtfeld, sehr homogene Ausleuchtung, dunkelt bei Fernlicht leicht ab
Preis: 345 Franken
Bumm «Avy».
Beschreibung: 40 Lux*, mit Standlicht und Einschaltautomatik
Kommentar: Begrenztes Lichtfeld, nicht sehr hell und wenig brillant, führt zu unsicherer Fahrt bei hohem Tempo auf unbeleuchteten Wegen
Preis: ca 60 Franken
* Herstellerangaben. Die Lux-Werte können als grobe Einschätzung genutzt werden, geben aber keine klare Information, wie hell ein Lichtkegel empfunden wird.
Alle Scheinwerfer wurden auf einer dunklen Strecke mit engen Kurven und schnellen Geraden testgefahren. Eine Vorrichtung ermöglichte es, alle E-Bike-Scheinwerfer am selben Elektrovelo zu fahren und während der Fahrt mit einem Regler zwischen den verschiedenen Modellen hin und her zu wechseln. Dieselbe Vorrichtung wurde auch zum Testen der Dynamoleuchten verwendet. Velojournal fotografierte alle Modelle bei Nacht, um deren Ausleuchtung beurteilen zu können. Die E-Bike-Scheinwerfer wurden dafür vom Elektroveloakku mit Strom versorgt, die Velo-scheinwerfer von einem Nabendynamo, der mit einer Akkubohrmaschine auf 30 km/h angetrieben wurde. Auf der geraden Strasse markiert die erste Figur eine Entfernung von 20 Metern vom Velo, die zweite Figur eine von 80 Metern. Die leuchtenden Markierungen am Boden zeigen 10-Meter-Abstände.
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