Raus aus der Stadt

Die «Züri Escape Challenge» ist eine Gravelbike-Strecke bei Zürich. Im Bogen geht es rund um die grösste Stadt der Schweiz. Die Tour hat es aber in sich, es gilt einige Steigungen zu überwinden. Und Abenteuer zu erleben.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
Spezial, 27.09.2024

Die nackten Zahlen deuten es an: Eine lockere Runde ist die «Züri Escape Challenge» nicht. Mehr als 400 Kilometer und 10'000 Höhenmeter klingen nach harter Arbeit. Und so gehe ich auch nicht davon aus, besonders viel der Strecke am Stück zu schaffen.

Das Tolle ist – ich muss auch gar nicht. Die grosse Runde um Zürich ist so angelegt, dass sie in Etappen gefahren werden kann. Zudem bietet die stete Nähe zu Stadt und Agglomeration die Möglichkeit, das Offroad-Abenteuer beinahe jederzeit zu beenden und zurück auf Asphaltstrecken zu wechseln.  

Erstens kommt es anders … 

Bereits kurz nach dem Start auf der Zürcher Allmend wird mir klar, dass es wohl nicht sehr weit sein wird. Es geht rauf, und rauf, und rauf. Schon nach kurzer Zeit lege ich den kleinsten Gang ein. Schieben ist (noch) keine Option, und so trete ich kräftig in die Pedale. Dafür ist der Weg im Wald schön. Und so gut wie menschenleer. Beim Höckler angekommen, wird die Strecke flacher.

Immer wieder gibt der Weg den Blick auf den Zürichsee und die Umgebung frei. Die Route folgt dem Uetliberg-Rücken in Richtung Buchenegg. Nach rasanter Abfahrt – etwas Entspannung für die Beine – gehts der Sihl entlang weiter. Ich bin überrascht, nach Sihlwald auf einen Singletrail-Abschnitt zu stossen. Und staune darüber, selbst hier im vermeintlich flachen Gelände entlang des Flusses mit knackigen Anstiegen zu kämpfen. Biberli und Banane, ein Schluck Wasser aus dem Bidon und eine kurze Pause helfen. 

… und zweitens als man denkt

Der Pfad auf dem Navi führt mich weiter nach Sihlbrugg. Der Sihlsprung wäre das nächste Etappenziel. Doch an diesem Augusttag endet die Strecke für mich nur wenige Kilometer nach Sihlbrugg jäh. Ein rotweisses Absperrband hindert «Im Schiffli» an der Weiterfahrt: «Wanderweg infolge Hangrutsch bis auf Widerruf gesperrt» steht daneben auf einem Schild.

Ich überlege, auf die andere Flussseite zu wechseln. Doch der Weg drüben ist stotzig und scheint mir für mich und mein Bike nicht geeignet. So mache ich rechtsumkehrt und fahre zurück auf die Strasse. Ich könnte einen Umweg finden und zurück auf die Strecke gelangen. Aber eigentlich reicht es mir für heute. 

Via Hirzel und Horgenberg fahre ich auf Waldwegen nach Gattikon und der Sihl entlang zurück zum Startpunkt meiner Gravelrunde auf der Zürcher Allmend. Viel von der «Challenge» habe ich nicht geschafft. Abenteuerlich aber wars auf jeden Fall. Und eine kleine Flucht aus dem Stadtalltag ebenso. 

Ich nehme mir vor, mich ein anderes Mal erneut auf die Runde zu begeben. Der Herbst – die beste Gravelsaison überhaupt – steht vor der Tür. Vielleicht starte ich dann woanders und fahre einen anderen Teil der Strecke. Das nächste Abenteuer wartet. Ich freue mich.

Die «Züri Escape Challenge» ist eine Gravel­bike-Strecke von und nach Zürich. Die Route gibts als GPX-Track zum Herunterladen oder auf Komoot zum Nachfahren. «Bis auf wenige Hike-a-Bike-Passagen und einige extrem steile Rampen ist der Grossteil der Route mit einem Gravelbike fahrbar. Wichtig ist dabei eine möglichst kleine Übersetzung für die steilen Rampen», schreiben die Organisatoren auf der Website. Wer sich mit anderen messen will, kann auch an der Challenge teilnehmen. Dazu verbindet man sein Strava- oder Garmin-Konto mit der «Züri Escape Challenge». Danach gilt es bis Ende Oktober, sechs virtuelle Checkpoints (Höckler, Sihlsprung, Rossweidhöchi, Tanzboden, Wolfsgrueb, Erdmannliloch) auf der Strecke abzufahren und die Fahrt per GPS aufzuzeichnen – ob am Stück oder verteilt auf mehrere Etappen, spielt keine Rolle. zuri-escape.com ​​​​​​​