Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
E-Bike,
15.05.2025
Zwei Personen mit unterschiedlichem Velo-Werdegang. Albert Zweifel hat fünf WM-Titel im Radquer gewonnen, Michèle Passauer mehr als zwei Jahrzehnte als Velokurierin in den Beinen. Was sie heute eint: Das E-Bike.
Aline Kuenzler,
Autorin
(aline.kuenzler@velogisch.ch)
E-Bike,
15.05.2025
Lesen Sie hier, warum der ehemalige Radprofi und die langjährige Velokurierin heute mit dem E-Bike unterwegs sind. (Foto: ZVG)
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Wahre Grösse besteht darin, seine eigene Grösse nicht zu spüren.» Das Zitat von Voltaire bringt eine aktuelle Entwicklung der Elektrovelo-Welt auf den Punkt. Wie ein normales Velo sollen sich E-Bikes im sportlichen oder alltäglichen Einsatz neuerdings anfühlen.
Während die Entwicklung jahrelang von der «Reichweiten-Angst» der Kundschaft getrieben war, entsteht mit den «Light Assist»-E-Bikes ein genügsameres Marktsegment. Statt auf noch grösseren Akkus und stärkeren Motoren liegt der Fokus nun auf dem Fahrverhalten und dem Gewicht des Elektrovelos. Diese E-Bikes mit einer Akkuleistung von meist weniger als 400 Wattstunden und mit überschaubarer Unterstützungskraft eignen sich für die Fahrt in der Stadt ebenso wie auf sportlichen Touren.
Nur wenige Kilo schwerer als ein motorloses Velo sind die leicht unterstützenden E-Bikes. Dies lässt in Kombination mit einer sportlichen Rahmengeometrie mehr Körpereinsatz zu. Auf den ersten Blick sind die «Light Assists» von einem motorlosen Renn- oder Stadtvelo kaum zu unterscheiden. Derart kompakt ist die Antriebs- und Akkutechnologie inzwischen.
Gut getarnt und mit kaum spürbarer Unterstützung bei der Fahrt in der Ebene könne man schon einmal fast vergessen, dass man mit Motor unterwegs sei. Dies erzählt der Ex-Rennradprofi Albert Zweifel aus Erfahrung. Er ist wie auch die ehemalige Velokurierin Michèle Passauer heute mit Motor unterwegs. Beide fahren leidenschaftlich Velo und haben eine jahrzehntelange Verbindung zum Pedalieren. Das «Light Assist»-E-Bike ist für sie der Kompromiss zwischen E-Bike-Technik und selbstständigem Velofahren. Die Velokurierin und der Radsportler erzählen von bestätigten und widerlegten Vorurteilen, von neuer Freiheit mit dem kleinen Akku und von Veloträumen mit und ohne Motor.
«Ich bin die wohl langsamste E-Bikerin der ganzen Stadt», sagt Michèle Passauer über sich selbst. Sie fährt ihr Cube «Nuroad» denn auch nicht der Geschwindigkeit wegen, sondern ganz einfach, um vorwärts zu kommen. Seit vier Monaten bestreitet Paussauer ihren Arbeitsweg von Zürich nach Regensdorf mit einem «Light Assist»-E-Bike.
Zuvor musste sie sich zwischen einer Stunde ÖV fahren oder starken Knieschmerzen entscheiden. Die Arthrose-Erkrankung in ihren Kniescheiben wurde zunehmend zur Belastung, die Operation mangels Prothesen auf unbestimmte Zeit verschoben. So hat sich die Mittvierzigerin zum Kauf eines E-Bikes durchgerungen. «Das war ein schwieriger Schritt», erzählt die Velokurierin. Während fünfzehn Jahren hat sie ihren Lebensunterhalt im Sattel verdient. Als diese Arbeit zu streng wurde, hat sie Velo gegen Auto getauscht. So arbeitet Passauer unterdessen seit 26 Jahren im velogeprägten Umfeld der Genossenschaft Veloblitz, derzeit als Auto-Kurierin und Teamleiterin Infrastruktur.
«Ich habe stets Licht und kann mich im Winter richtig dick anziehen, ohne in der Steigung bachnass zu werden.»
Wie die meisten Velokurierinnen und -kuriere sei sie dem E-Bike gegenüber stets kritisch eingestellt gewesen. «Nun werde ich zwangsläufig toleranter», meint sie schmunzelnd. Wie auch ihre Arbeitskollegen, die sie beim Kauf des Cube beraten und im Team Geld für die ungeliebte Anschaffung gesammelt haben. «Stutz statt Sprüche», war dabei das Motto.
Das E-Bike löse die Angst aus, «ein fauler Sack zu werden» und mit einem «hässlichen und klobigen Gefährt unterwegs zu sein», erklärt die Kurierin. Daher sei das «Light Assist»-E-Bike ein guter Kompromiss für sie. Mittlerweile weiss die Zürcherin auch weitere Vorteile des E-Bikes zu schätzen: «Ich habe stets Licht und kann mich im Winter richtig dick anziehen, ohne in der Steigung bachnass zu werden.» Trotzdem bleibt sie ihrem Kurierstolz treu und träumt davon, nach ihrer Knieoperation wieder ohne Motor zu pedalieren: «Auf einem normalen Stadtvelo mit Körbli am Lenker.»
Kaum ein E-Bike-Fahrer hat wohl dermassen viele Kilometer auf dem Tacho wie Albert Zweifel. Zwei- bis dreimal pro Woche fährt er rund 120 Kilometer mit seinem «Turbo Creo SL» von Specialized. Keine nennenswerte Strecke im Vergleich zu seinen früheren Leistungen.
Der fünffache Querfeldein-Weltmeister war in den Siebziger- und Achtzigerjahren einer der erfolgreichsten Schweizer Radsportler. Heute ist der 75-jährige Rütner nicht der Kilometerzahl wegen, sondern für den Genuss mit seiner Rennvelogruppe unterwegs. Seit einigen Jahren bestreitet er die Ausfahrten mit Herzschrittmacher und daher auch mit der Unterstützung seines E-Bikes. «Plötzlich haben mich in der Steigung sogar Frauen überholt», erzählt Zweifel von seiner Herzschwäche und der Schwierigkeit, die dadurch abnehmende Leistungsfähigkeit hinzunehmen.
«In meiner Velogruppe spielt es keine Rolle, ob ich mit oder ohne Motor mitfahre. Hauptsache, ich bin dabei.»
Sein «Light Assist»-E-Bike ist daher kein Ersatz, sondern ein Gewinn. Durch die Anschaffung des Elektrovelos fährt er wieder mehr Höhenmeter und kann auch in der Steigung mit seinen Sportkollegen mithalten. Obwohl er früher der Überzeugung gewesen sei, E-Bikes brauche es eigentlich nicht, vergesse er heute oft selbst, dass er mit Motor fahre. «In meiner Velogruppe spielt es keine Rolle, ob ich mit oder ohne Motor mitfahre. Hauptsache, ich bin dabei.» In der Fläche fährt er sowieso schneller als 25 km/h, also ohne elektrische Unterstützung. Sobald es aber bergauf geht, ist er dankbar für die zusätzlichen 320 Wattstunden seines Specialized-Akkus. Für besonders lange Touren setzt der ehemalige Profi noch seinen Range-Extender im Bidonhalter ein. So ist er mit dem E-Bike bereits 140 km über den Klausenpass gefahren.
Ein grösserer Akku oder ein stärkerer Motor kämen für ihn aber nicht infrage. Er hat sich bewusst für ein sportliches «Light Assist»-E-Bike entschieden: «Ich wollte was ganz Leichtes haben», schwärmt der Sportler. So kann er trotz Motor mit Körpereinsatz unterwegs sein.
Sein jetziges Bike wiegt nur 13 Kilo – mit Glocke, versteht sich: «Ich klingle immer – das ist bei E-Bikes aufgrund der hohen Geschwindigkeit besonders wichtig», sagt er. Die einzige Einschränkung, die das E-Bike mit sich bringe, sei der Transport im Flugzeug. Wenn er mit seiner Partnerin für Veloferien nach Mallorca fliegt, muss er das Specialized zu Hause lassen und vor Ort E-Bikes mieten. Geht das Paar von zu Hause aus auf Tour, ist Zweifel mehr Gentlemen als Spitzensportler. Er fährt dann ohne Motor und leiht sein E-Bike der Partnerin.
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