Gesund bleiben – allein Rad fahren

Das Coronavirus ist kurzfristig eine ausserordentliche Bedrohung. Der Klimawandel ist demgegenüber weniger greifbar, stellt langfristig aber mit Sicherheit die grössere Gefahr für die Menschheit dar.

no-image

Bernhard Schneider
07.05.2020

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist in der Schweiz Radfahren während der Coronakrise auch in der Freizeit erlaubt. Dies zeugt davon, dass der Bundesrat sich darum bemüht, Verbote gut zu reflektieren – auch bezüglich ihrer negativen Auswirkungen, denn Coronamassnahmen müssen auch mit der Klimapolitik vereinbar sein.

Tatsächlich ist Radfahren und insbesondere E-Bike-Fahren gesund. Der Unterschied liegt darin, dass es auf dem E-Bike auch Menschen, die keinen Leistungssport betreiben, selbst auf steilen Wegen möglich ist, die körperliche Anstrengung zu beschränken.

Die medizinische Forschung stellt fest, dass regelmässiges lockeres Training die Abwehrkräfte des Körpers optimal stärkt. Dies ermöglicht ein schnelles E-Bike im Alltag bestens, da es sich auch in Arbeitskleidung und ohne Klickpedalen schnell fahren lässt. Deshalb spart zurzeit keine andere Fahrzeuggattung so viel CO2 ein wie die schnellen E-Bikes.

Wo sich Velo und E-Bike kaum unterscheiden: Die Gefahr für andere Verkehrs­teilnehmerinnen und -teilnehmer hängt vor allem von Geschwindigkeit und Gewicht ab. Ein Auto, das mit 80 km/h fährt, gefährdet Drittpersonen 50- bis 80-mal mehr als ein Zweirad, das sich – mit oder ohne Elektromotor – mit 35 km/h vorwärtsbewegt.

Das Unfallpotenzial ist gerade während der Pandemie von besonderer Bedeutung, denn die Spitäler haben die «corona­freien» Notfallbetten markant reduziert. Was die Unfallstatistik nur beschränkt zeigt: Die meisten schweren Verkehrsunfälle werden direkt oder indirekt von Vier- und Mehrrädern verursacht.

Auch Selbstunfälle mit dem Zweirad können die Folge davon sein, dass beispielsweise ein Auto mit zu wenig Abstand überholt oder ein Lastwagen eine Zweiradfahrerin abgedrängt hat. Wer das Zweirad anstelle eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor wählt, ob mit oder ohne Elektromotor, betreibt nicht nur persönlich Prävention für den Fall einer Ansteckung mit dem Virus, sondern reduziert gleichzeitig die Gefahr eines schweren Unfalls und belastet nicht unnötig das Klima, insbesondere, wenn folgende Tipps beachtet werden:

Achten Sie auf einen einwandfreien Zustand Ihres Fahrzeugs! Lassen Sie von Ihrem Fahrradmechaniker regelmässig Bremsen und Pneus überprüfen, achten Sie darauf, dass Ihr Licht stets funktionsfähig ist. Ein gut unterhaltenes Fahrzeug führt sicherer und hat weniger Pannen.

Fahren Sie defensiv, aber nicht ängstlich! Blicken Sie rechtzeitig zurück, auch zusätzlich zum Blick in den Rückspiegel, bevor sie nach links ausscheren. Geben Sie klare Zeichen, auch beim Überholen oder beim Verlassen eines Kreisels.

Seien Sie nachsichtig! Wenn Ihnen ein Motorfahrzeug den Vortritt verweigert, beharren Sie nicht auf Ihrem Recht, sondern bremsen Sie und weichen Sie aus nach dem Prinzip: «Dä Gschiider git nah …». Und denken Sie daran: Fussgängerinnen und Fussgänger haben auf dem Zebrastreifen Vortritt.

Wahren Sie Abstand beim Überholen! Verzichten Sie während der Coronakrise auf Windschattenfahren, und wenden Sie die Triathlonregel an: Beginnen Sie zehn Meter hinter dem anderen Velo mit der Beschleunigung, nehmen Sie seitlich zwei Meter Abstand, und ziehen Sie das höhere Tempo durch, bis das überholte Rad zehn Meter hinter Ihnen fährt.


Der Autor

Bernhard Schneider ist Geschäftsführer von NewRide, dem Kompetenzzentrum für Elektrozweiräder.
www.newride.ch