Ende November stimmen wir über den Autobahnausbau ab. Der Abstimmungskampf ist in vollem Gang, ein knappes Resultat wird erwartet. Die Befürworter versprechen sich davon weniger Staus und verweisen auf die stark gewachsene Bevölkerung.
Wenig war bisher die Rede davon, wie die Zersiedelung zu diesem Mehrverkehr führt. Kürzlich hat der 61-jährige Schriftsteller Peter Stamm vorgerechnet, dass die Bevölkerung seit seiner Geburt zwar um 57 Prozent gewachsen ist. Aber damals fuhren nur 700 000 motorisierte Fahrzeuge auf Schweizer Strassen, heute sind es 6,5 Millionen. Das sind fast zehnmal so viel wie vor 60 Jahren. «Vielleicht müsste man nicht von einer Überbevölkerung, sondern von einer Übermotorisierung der Schweiz sprechen», so Stamm.
Folgen wie den aggressiven Platzkampf um Verkehrsraum erleben wir als Velofahrende täglich. Trotzdem ist im Stadtraum das Auto durch den ökologischen Umbau und die Verkehrswende auf dem Rückzug. Die Verkehrsstaus finden hauptsächlich in den Agglomerationen statt – und im Schweizer Mittelland. Mehr Autobahnen können aber nicht die Lösung sein. Viel eher wäre ein haushälterischer Umgang mit den Landressourcen in der kleinräumigen 9-Millionen-Schweiz angezeigt. Ein Grund, warum auch Landwirtschaftskreise gegen diesen Ausbau sind. Damit nicht weiter Kulturland für Beton geopfert wird.
Stattdessen braucht es intelligente Mobilitätskonzepte, ausgerichtet auf unser ausgezeichnetes Netz des öffentlichen Verkehrs. Mit dem Veloweggesetz bietet sich die Grundlage, das Velo endlich als dritte Mobilitätssäule fest in die Verkehrspolitik einzubeziehen. Hier ist der Hebel anzusetzen. Weniger Übermotorisierung, dafür mehr Veloschweiz, so lautet die Losung.
Gute Lektüre wünscht
Pete Mijnssen, Herausgeber