Rüder R. Sellin
12.11.2024
Bei älteren E-Bikes muss jeweils nach vier bis fünf Jahren der Akku ersetzt werden. Das kostet viel Geld. Doch es gibt Alternativen zum Neukauf von Akkus. Ein Erfahrungsbericht.
Rüder R. Sellin
12.11.2024
Ein E-Bike-Akku besteht aus vielen Zellen. (Foto: ZVG)
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E-Bike-Akkus sind Wind und Wetter, Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen praktisch ungeschützt ausgesetzt. Elektrovelos werden vor Schulen, Büros oder am Bahnhof geparkt und sind mit Sonne, Regen und Kälte konfrontiert. Mal wird viel Leistung aus dem Akku genommen, mal wenig. Zudem besteht die Gefahr der Tiefenentladung, wenn der Akku 0 % erreicht und längere Zeit nicht wieder geladen wird. Denn je leerer der Akku, desto schneller verliert er seine Speicherfähigkeit.
Obwohl Elektroautos im Moment noch dieselbe Technologie wie E-Bikes und Smartphones verwenden, schützen E-Auto-Hersteller das mit Abstand teuerste Einzelteil an Bord deutlich besser. Hier werden die Akkus «konditioniert», sprich auf rund 20 bis 25 °C gekühlt oder im Winter gewärmt, bevor der Ladevorgang beginnt. Auch beim Fahren umsorgen optimale Verhältnisse den sehr teuren Akku.
Bei E-Bikes herrschen gänzlich andere Verhältnisse als im E-Auto, sodass dem im Grunde nur durch eine Plastikhülle geschützten Akku ähnlich wie beim Smartphone meist kein langes Leben beschert ist. Viele E-Bike-Fahrende fragen sich, was am Ende des Akku-Lebenszyklus zu tun ist.
Sollen sie sich mit der tieferen Reichweite arrangieren, den Akku ersetzen oder gar ein E-Bike der neusten Generation kaufen? Die erste Variante ist zwar die umweltfreundlichste, für Pendlerinnen und Pendler aber realitätsfern. Die zweite Variante stellt die Reichweite wie beim Velokauf wieder her (sofern man einen Originalakku und keinen Nachbau erwirbt). Und die dritte Variante bringt einem die neueste E-Bike-Generation inklusive eines oft leistungsfähigeren Akkus ins Haus. Diese wird in der reichen Schweiz oft gewählt – was den Velohandel freut.
Der Autor entscheidet sich jeweils für die zweite Option und hat in den letzten 13 Jahren für sein Flyer gleich drei Mal einen neuen Originalakku beim Händler erworben, dies aufgrund des ganzjährigen Einsatzes seines Vehikels. Dabei werden jeweils rund 1200 Franken fällig, was bei mehreren E-Bikes im Haushalt alle paar Jahre ein Loch in die Kasse brennt. Doch es gibt Alternativen zum Originalakku in Form eines aufgearbeiteten Akkus. Der Kunde kann sogar die gewünschte Kapazität wählen, etwa eine ähnliche Akkukapazität wie vorher (zum tieferen Preis) oder deutlich mehr Kapazität (zum ähnlichen Preis wie der Originalakku).
Nach dreimaligem Ersatz teurer Originalakkus hat der Autor nun einen 36-V-Akku bei der Spezialfirma MES Accufit aufarbeiten lassen. Der Akku erhielt leistungsfähigere 18650-Li-Ionen-Zellen des Typs BMZ «TerraE» neuester Generation mit insgesamt 906 Wh Kapazität sowie eine zweite Ladeanzeige mit acht LED. Die Reichweite des robusten und langlebigen E-Bikes stieg in hügeliger Umgebung auf knapp über 100 km. Zudem kann das alte Ladegerät mit dem Originalgehäuse weiterverwendet werden.
Allerdings musste sich der Schreibende daran gewöhnen, dass die Reichweitenangabe sowie der Ladestand im Lenkerdisplay nicht mehr übereinstimmen. Man muss sich ausschliesslich auf die LEDs im Akku verlassen. Ab etwa 60 bis 70 km gefahrener Strecke und einem Ladestand unter 10 % beginnt das vorhandene Lenkerdisplay wie gewohnt zu blinken, wobei dann noch immer drei bis vier von acht LED leuchten. Während rund 25 km verharrt das Display bei blinkenden 9 % und sinkt stufenweise auf 0 %, bis die Elektronik das Gesamtsystem zwecks Akkuschutz abschaltet.
Blick ins Innenleben des Flyer-Akkus. (Foto: Rüdiger R. Sellin)
MES Accufit sagt dazu: «Die Akkuelektronik wird nach einem Zellentausch bei uns immer auf die neue Kapazität kalibriert und getestet. Würden wir dies nicht tun, könnte die Akkuelektronik die neue Kapazität weder laden noch abgeben. Bei einigen Panasonic-/Flyer-Systemen wird dieser neue Wert leider nicht an das Lenkerdisplay weitergegeben. Daher muss die E-Bike-Software die neue Kapazität selbst ermitteln und sich während zwei bis fünf kompletten Auf- und Entladezyklen neu kalibrieren. Falls die nachgerüstete LED-Anzeige noch Restkapazität anzeigt, müsste sich das System nach ein bis zwei Minuten wieder einschalten lassen und die Weiterfahrt erlauben. Es empfiehlt sich, diese Kalibrierungsfahrten unter 50 % Ladestand nicht mit der Unterstützungsstufe ‹High› vorzunehmen, da dies zu einer frühzeitigen Sicherheitsabschaltung führt. Das Originaldisplay passt sich dabei stetig nach oben an.»
MES Accufit bemängelt, «dass die meisten Hersteller unser nachhaltiges Angebot nicht unterstützen beziehungsweise Reparatur und Revision der Akkus bereits bei der Produktion bewusst verunmöglichen. Auch eine vielfach benötigte Software wird nicht angeboten, wodurch funktionierende Akkus entsorgt werden müssen, die lediglich softwareseitig gesperrt sind.» Die Firma sagt, dass das ins Feld geführte Argument der Sicherheit im Grunde nicht stimme, da eine Erneuerung der Zellserien in Originalqualität für qualifizierte Techniker problemlos machbar sei. Eine Ausnahme sei die Firma Maxon, für die MES offiziell Reparaturen, Service und Zellentausch für deren Akkus ausführen darf – bei vollem Zugriff auf Ersatzelektronik, Gehäuse, Stecker und Support der Software. Bei MES werden neue Zellen verwendet, die dank höherer Qualität im Vergleich zu den Originalakkus eine höhere Sicherheit böten. Die gewährte Garantie von 24 Monaten unterstreiche dies.
Im Nonstop-Betrieb besitzt das E-Bike des Autors nun eine deutlich gesteigerte Reichweite von 70 bis 100 km. So darf man gespannt sein, wie sich das erneuerte System über die nächsten Jahre bewährt und wie schnell dessen Kapazität sinkt.
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