Neues Velo

Ihre Frage an Dr. V. Love

Dr. V. Love, Velosoph (dr.v.love@velojournal.ch)
VLove, 26.03.2020

Lieber Dr. V. Love

Ich spiele mit dem Gedanken, mir ein neues Velo zu kaufen. Gleichzeitig habe ich Gewissensbisse: Mein Velo, das ich jetzt fahre, ist erst fünf Jahre alt und eigentlich noch ganz gut in Schuss. In Zeiten des Klimawandels und in unserer Wegwerfgesellschaft sollte man als ökologisch bewusst lebender Mensch weniger dem Konsum huldigen und stattdessen Dinge möglichst lange brauchen. Was raten Sie mir?

Géraldine Hugentobler, Andelfingen

Liebe Frau Hugentobler

Neues Velo. Klar doch. Ich verstehe Sie. Neu ist gut. Wir bekommen das lebenslänglich eingetrichtert. Was sollte die Wirtschaft auch sonst tun? Die Räder müssen rollen. Buchstäblich. Zu den First World Problems, die uns umtreiben, gehört dann halt auch, dass man sich angesichts solcher Kaufentscheide ein klein wenig mit einem schlechten Gewissen herumschlägt. Das ist okay. Sie schaffen das.

Aber. Mal ehrlich: Was passiert mit neuen Fahrrädern? Sie werden geklaut. Skrupellos. Von den Abstellplätzen um den Bahnhof, aus Unterständen und, ja, sogar aus Velokellern.

Damit das nicht passiert, müssen Sie tief in die Trickkiste greifen. Es geht hier nicht um «unknackbare» Schlösser – auch die sind für Profis kein echtes Hindernis. Ich rede von Camouflagetechniken: Je wertvoller, je neuer ein Zweirad, umso aufwendiger gehört es verunstaltet. Um Diebe zu vergraulen, empfiehlt mein Kollege Silvan, ein echter Crack unter den Bike-Tarnern, eine grosszügige Schicht grüne Farbe auf den nigelnagelneuen Velorahmen zu pinseln und danach alles mit kleinen gelben Blümchen zu verzieren. Sie wissen schon. Immer gut kommt auch weisses Lenkerband, das man bei einem alten Rad mindestens zehn Jahre nicht mehr gewechselt hatte und nun auf die Griffe des neuen Velos transplantiert. Ein leichtes Verbiegen des Schutzblechs, Mikrozerstörungen am Sattel oder die Montage einer rostigen Glocke helfen ebenfalls, das Ziel zu erreichen: Diebe werden einen Bogen um ihr neues Fahrrad machen. Und alles ist gut. Wie war doch gleich noch mal Ihre Frage?
 

Pardon, die aktuelle Coronavirus-Mono­thematik zerstreut selbst ein Superhirn wie jenes von Dr.  V. Love.

Ihre Fragen an: dr.v.love@velojournal.ch