Christoph Merkli,
Autor
Szene,
26.03.2021
Der Bundesrat hat kürzlich vorgestellt, wie er die globalen Ziele der Nachhaltigkeit erreichen will. Handlungsbedarf sieht er vor beim Verkehr. Doch die Förderung des nachhaltigsten aller Verkehrsmittel kommt nicht vor.
Christoph Merkli,
Autor
Szene,
26.03.2021
Vor fünf Jahren traten die 17 globalen Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung in Kraft. Die Mitgliedsländer verpflichteten sich, sie bis ins Jahr 2030 zu erreichen. Ende 2020 – ein Drittel der Umsetzungsfrist war schon verstrichen – legte die Schweiz die Strategie vor, wie sie die Ziele erreichen will.
Der Bund will beim Konsum, bei der Chancengleichheit und beim Klimaschutz Schwerpunkte setzen. Obwohl der Verkehr die grösste aller CO2-Schleudern darstellt und das Velo im Gegensatz dazu das nachhaltigste aller Verkehrsmittel ist, kommt das Fahrrad in der Strategie nirgends vor. Für Pro Velo Schweiz Anlass, auf den Beitrag des Velos an die globalen Ziele hinzuweisen.
Dieser Beitrag ist grösser, als man erwarten könnte: Bei 11 der 17 Ziele trägt das Velo zum Erreichen der Vorgaben bei, naheliegenderweise bei den spezifischen Umweltzielen wie «bezahlbare Energie», «Klimaschutz» und «nachhaltige Städte und Gemeinden». Ist doch das Fahrrad – selbst mit elektrischer Tretunterstützung – das energieeffizienteste Verkehrsmittel überhaupt. Gleichzeitig belastet es die Klimabilanz kaum und ist stadtverträglich.
«Das Fahrrad – selbst mit elektrischer Tretunterstützung – ist das energieeffizienteste Verkehrsmittel überhaupt.»
Je höher der Veloanteil an der Mobilität der Bevölkerung ist, desto wohnlicher, sicherer, gesünder und nachhaltiger sind die Siedlungen. Apropos Gesundheit: Selbstverständlich ist Velofahren ein Beitrag an das Ziel «Gesundheit und Wohlergehen». Nicht nur, weil Bewegung gesund ist, sondern auch, weil dank dem Velo der Verkehr sicherer wird.
Das Velo respektive das Radfahren kann einen aktiven Beitrag an die globalen Nachhaltigkeitsziele leisten. Und dies nicht nur in Bezug auf die Umwelt, sondern auch im sozialen Umfeld. (Grafik: Velojournal)
Doch es gibt auch unerwartete Aspekte, die für die Förderung des Fahrrads sprechen. Velofahren ist eine günstige und vergleichsweise einfache Fortbewegungsart. Damit ermöglicht das Velo allen sozialen und kulturellen Gruppen und beiden Geschlechtern gleichermassen den Zugang zu individueller und unabhängiger Mobilität. Sichere Veloinfrastrukturen erhöhen die Mobilität gerade auch für Mädchen und Frauen. Damit ist das Fahrrad ein Beitrag an die Ziele «Keine Armut» und «Geschlechtergleichheit».
Dass das Velo auch einen Wirtschaftsfaktor darstellt und Arbeitsplätze schafft, wurde während der Corona-Krise deutlich. Fahrradhändler wurden geradezu überrannt von Leuten, die ihr Velo reparieren lassen oder sich ein neues anschaffen wollten. Der europäische Velodachverband ECF hat herausgefunden, dass die Velobranche inklusive Tourismus pro Umsatzfranken mehr Arbeitsplätze schafft als etwa die Autoindustrie. Ihr Nutzen fällt vor allem regional an und stützt dezentrale Wirtschaftsstrukturen. Damit dient das Velo den Zielen «Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum» sowie «Industrie, Innovation und Infrastruktur».
«Es braucht eine nationale Strategie, wie das Velo in allen Lebensbereichen gefördert werden kann.»
Pro Velo hat deshalb den Bund aufgefordert, das Potenzial, das der Veloverkehr punkto Nachhaltigkeit hat, konsequent zu nutzen. Die nächste Gelegenheit bietet das Veloweggesetz, das in diesem Jahr in den eidgenössischen Räten behandelt werden soll. Es wird ein Prüfstein für das neue, grünere Parlament sein und eine Chance, Kantone und Gemeinden zu verpflichten, attraktive und sichere Velowegnetze zu realisieren.
Der mögliche Beitrag, den das Velo an die Nachhaltigkeitsziele leisten kann, zeigt aber, dass der Bund weiter gehen muss. Es braucht eine nationale Strategie, wie das Velo in allen Lebensbereichen gefördert werden kann. Oder wie es die niederländische Velobotschaft sagt: Eine integrierte Velostrategie besteht aus Hardware (Infrastruktur), Software (Förderung) und Orgware (Institutionen). An sich nichts Neues, doch die Niederlande zeigen uns einmal mehr, wie es wirklich funktioniert.
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