Auf Touren kommen

Wer eine Velotour gut vorbereitet, hat später mehr Freude auf dem Sattel. Mit diesen acht Tipps von Dres Balmer fahren Sie immer gut.

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Dres Balmer (Text und Fotos)
30.06.2020

1. Packen

Man fragt sich bei jedem Ding: Brauche ich das wirklich? Zweifelt man an der Notwendigkeit, lässt man das Ding zu Hause. Die Crux ist, dass es im Handel kaum kleine Sacochen gibt. Die kleinsten haben einen Inhalt von 20 Liter pro Stück, hat man zwei Taschen am Velo, macht das also 40 Liter pro Person, und das ist zu viel. Der Mensch neigt dazu, die Taschen, die er hat, zu füllen. Ist man in der Zivi­lisation unterwegs, gilt die Regel: Lieber habe ich etwas zu wenig als etwas zu viel. Fehlt mir unterwegs etwas, kann ich es einkaufen.

2. Werkzeugkiste

Was muss an Ersatzteilen und Werkzeug mit auf die Reise? Die Praxis zeigt, dass ein anständiges Velo, das aus dem Service kommt, für rund 5000 Kilometer gesund ist. Nicht fehlen dürfen aber ein Ersatzschlauch, ein Satz Inbusschlüssel und ein Fläschchen Öl oder Wachs. Unterwegs wird die Kette gepflegt.

packen & werkzeugkiste

3. Bergführer-Weisheit

Es gibt eine gute Bergführer-Weisheit, und die lautet: Fange an wie ein Grossvater, und du kommst an wie ein Jüngling. Dies gilt auch für Velofahrer. Also gemässigt losfahren, und zwar lieber mit Schwung als mit Kraft. Es ist nützlich, das Gefühl zu bekommen für einen hohen Tretrhythmus, das heisst mindestens 80 Pedalumdrehungen pro Minute. Dann, wenn man mit anderen unterwegs ist: Windschattenfahren und sich an der Spitze ablösen (wenn es Corona wieder zulässt). Jeweils nach zwei Kilometern schert der Vorderste links aus, wird langsamer und lässt sich vom Zweiten ohne Beschleunigung ablösen. Die Gruppe hat eine konstante Geschwindigkeit. Die Vordersten gehen nicht an ihre Grenzen, sondern fahren gemässigt.

4. Übernachten?

Im Zelt oder in Herbergen? Immer wieder bewährt sich bei uns diese Mischung: Zwei- oder dreimal zelten, dann den Luxus eines Ho­tels doppelt oder dreifach genies­sen. Wer zeltet, muss für Auf- und Abbau des Lagers pro Tag anderthalb Stunden Arbeit einplanen.

weisheit und übernachten

5. Nett grüssen

Aber sicher, und zwar ohne Sektendenken. Der Gümmeler grüsst auch Mountain­biker, die Triathletin den Senior auf seinem Einkaufsvelo, denn alle, auch die Elektriker, gehören zur Zwei­radfamilie. Nach Reisen in Russland und den USA finde ich, wir sollten auch die Töfffahrer grüssen, denn viele solchige grüssen in den erwähnten Ländern die Velofahrer, und zwar heben sie, die Motards, als Erste das Grusshändchen; übrigens MUSS im Rechtsverkehr mit der rechten Hand gegrüsst werden.

6. Etappenplanung

Es ist gut, vor dem Aufbruch zu wissen, wie viele Kilo­meter die reisende Person oder Gruppe auf dem Velo samt Gepäck an einem Tag schafft. Es erfolgt eine einfache Rechnung: Schaffen wir 80 Kilometer am Tag, planen wir für eine 800-Kilometer-Reise zehn Velotage ein. Auf mancher Reise schon hat sich erwiesen, dass die Gruppe von Tag zu Tag stär­ker wird, also mehr als die gewohnten Tageskilometer schafft.

grüssen und etappenplanung

7. Tagesablauf

Sportliche Leute brechen möglichst früh auf, kommen lieber am Nachmittag als am Abend an und berühren dann das Velo bis zum folgenden Morgen nicht mehr. Die Erholungsstunden vom späten Nachmittag bis am nächsten Tag sind wesentlich für das Gelingen der Reise. Wer bis in den Abend hinein fährt, dem fehlen diese Stunden ohne Velo, was die ganze Energie­bilanz beeinträchtigt.

8. Genug trinken

Ja, ja, ja. Wenn man wartet, bis sich das Durstgefühl einstellt, kann es gefährlich werden. Man muss trinken, auch ohne Durst, immer wieder. Zudem muss man beim Pinkeln schauen, welche Farbe der Urin hat. Ist er gelb, hat man zu wenig getrunken. Man kann im Laufe einer einzigen Etappe die Farbe des Urins verändern. Idealerweise ist der Urin hell wie Wasser. Dann: Was trinken? Wenn man sich einigermassen abwechslungsreich ernährt, genügt pures Wasser ohne Zusätze.

Tagesablauf und genug trinken