Anschluss fürs Gundeli

Das Basler Quartier Gundeldingen ist durch die Gleise von der restlichen Stadt getrennt. Eine gute Veloverbindung fehlt seit Jahrzehnten. Nun zeichnet sich am Horizont eine Verbesserung ab, doch der Weg ist noch weit.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
31.03.2022

Gundeldingen liegt hinter dem Bahnhof Basel. Das im Volksmund «Gundeli» genannte Quartier ist durch Bahnareal und Gleisfeld von der restlichen Stadt getrennt. Die Verbindung ins Zentrum und die Anbindung an die weiteren Quartiere erfolgt über mehrere Brücken. Seit Jahrzehnten machen sich Velofahrende für eine bessere Veloanbindung des Gundeli stark, bislang mit wenig Erfolg.

Roland Chrétien von Pro Velo beider Basel sagt: «Die vorhandenen Brücken dienen primär dem Autoverkehr und sind stark befahren.» Für Velos habe es sehr wenig Platz. Und das Abbiegen von den Brücken sei generell ein Problem, so Chrétien.

Nun zeichnet sich eine erste Lösung ab. Die Peter-Merian-Brücke soll für den Veloverkehr attraktiver gestaltet werden. Sie verläuft  an der einen Seite des ehemaligen Postreitergebäudes entlang, wegen seiner charakteristischen Fassade auch «Rostbalken» genannt. Der von der Post bis 2016 als Verteilzentrum genutzte Bau liegt heute zu grossen Teilen brach. Das komplette Nauentor-Areal soll darum umgebaut werden. Zusammen mit den SBB plant die Post eine «hochwertige bauliche Entwicklung», wie es in einem Dokument der zwei Unternehmen heisst.

«Die vorhandenen Brücken dienen primär dem Autoverkehr und sind stark befahren.»

Roland Chrétien, Pro Velo beider Basel

Geplant seien Flächen für Wohnen, Dienstleistung und Gastronomie sowie «eine städtebaulich geforderte Langsamverkehrs-Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Gundeldingen-Quartier». Die Bauherren halten in der Ausschreibung für das Richtprojekt weiter fest: «Der Vernetzung und Durchquerbarkeit für den Fuss- und Veloverkehr im heutigen und künftigen stadträumlichen Kontext wird höchste Aufmerksamkeit zuteil. Die bestehende Post-Passage [...] soll attraktiver gestaltet und eine vertikale Entflechtung der Veloroute Peter-Merian-Weg und Peter-Merian-Brücke geschaffen werden.»

Erfolg dank stetem Druck

Das Areal grenzt an zwei kantonale Velorouten. Der «schönste Veloweg Europas», wie Chrétien sagt, verläuft von Ost nach West auf dem Peter-Merian-Weg und durch das Postreitergebäude hindurch. Die zweite Route führt in Nord-Süd-Richtung über die Peter-Merian-Brücke. In einigen Jahren steht ein Neubau der Brücke an. Weil einige Anpassungen drängen, führen die SBB bis 2024 Sanierungsarbeiten aus.

Die Bau- und Raumplanungskommission des Grossen Rats verpflichtete den Regierungsrat mit einer Motion, «wirkungsvolle Massnahmen für Velofahrende zu definieren und von den SBB als Eigentümerin der Brücke einzufordern». Auch Pro Velo hatte bei den SBB interveniert.

Mit Erfolg. «Die vielbefahrenen Anschlüsse zur Postpassage und zum Peter-Merian-Weg sollten im Rahmen der Brückensanierung bis in drei Jahren endlich velogerecht umgebaut werden können», sagt Roland Chrétien.

«Von der Veloverbindung wird in der Ausschreibung des Nauentor-Richtprojekts nur noch in einleitenden Sätzen gesprochen. Bei den konkreten Anforderungen wird die Veloverbindung zur <öffentlichen Veloanlage> degradiert.»

Tonja Zürcher, Grossrätin Basel-Stadt

Bis das Gundeli über eine qualitativ gute Veloverbindung ins Zentrum von Basel verfügt, wird aber weiterer Druck auf Behörden und Bauherren nötig sein. «Von der Veloverbindung wird in der Ausschreibung des Nauentor-Richtprojekts nur noch in einleitenden Sätzen gesprochen. Bei den konkreten Anforderungen wird die Veloverbindung zur <öffentlichen Veloanlage> degradiert», kritisiert Grossrätin Tonja Zürcher. Der Kanton beschwichtigt. Man habe sowohl im stimmberechtigten Beurteilungsgremium als auch im beratenden Expertengremium des Nauentor-Projekts Einsitz. Die im Vorfeld aufgestellten Anforderungen flössen damit sicher in die Planung ein.

Beim Bundesamt für Verkehr war bei Redaktionsschluss noch eine Beschwerde von Pro Velo beider Basel hängig. Diese hatte immerhin schon dazu geführt, dass SBB und Kanton eine rasche Verbesserung versprochen haben. Die konkrete Lösung wird aber erst Ende März vorgestellt werden. Pro Velo wird die weitere Entwicklung im Auge behalten und weitere rechtliche Schritte prüfen.