Massnahmen dringend nötig

Die Kehrseite des Velo-Booms ist mehr Unfälle. Pro Velo Kanton Zürich fordert unverzüglich Massnahmen, um die Sicherheit der Velofahrenden zu erhöhen.

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Andrea Freiermuth
Kommentar, 11.03.2021

Im Jahr 2020 verunfallten 1398 Personen bei Verkehrsunfällen in der Stadt Zürich. Der tiefste Wert seit fünf Jahren. Gleichzeitig aber stiegen die Unfallzahlen bei den Velofahrenden. Über die Hälfte (55%) aller Schwerverletzten waren auf dem Fahrrad unterwegs. Von den fünf im Strassenverkehr getöteten Menschen waren vier auf dem Velo unterwegs.

Ins Auge stechen die Unfälle bei E-Bikes mit einer Unterstützung bis 45 km/h: Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 15 Fälle. Das kommt nicht von ungefähr: Das Velo hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. 2020 wurden gemäss Velosuisse rund eine halbe Million Fahrräder verkauft. Das sind 38 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

Bei den E-Bikes konnten sowohl die Strassen- (+21,4 Prozent) als auch die Mountainbikes (+40,3 Prozent) nochmals kräftig zulegen. Bei den Strassen-E-Bikes ist der Zuwachs in der schnellen Kategorie, die bis 45 km/h unterstützt, mit einem Plus von 39,8 Prozent bemerkenswert. Es ist ein Indiz dafür, dass sich immer mehr Pendler auf ein schnelles E-Bike verlassen.

«Das Velo boomt. Aber die Veloinfrastruktur verbessert sich in Stadt und Kanton Zürich leider nur schleppend.»

Dies sind bloss die Verkaufszahlen: Man bedenke, dass im vergangenen Frühling plötzlich die Reifen mit 26-Zoll-Radius ausverkauft waren. Ein Hinweis darauf, dass viele Kellerleichen fit gemacht wurden. An dieser Stelle darf man sich auch die Zahlen der ETH-Mobis-Covid19-Studie in Erinnerung rufen: 2020 lagen die gefahrenen Velokilometer im Vergleich zum Vorjahr teilweise mehr als 120 Prozent im Plus.

Das Velo boomt. Aber die Veloinfrastruktur verbessert sich in Stadt und Kanton Zürich leider nur schleppend und steht in keinem Vergleich zum massiv erhöhten Bedürfnis der Bevölkerung. Darum fordert Pro Velo Kanton Zürich Masssnahmen – und zwar jetzt.

Der Verband fordert die Stadt auf, Sofortmassnahmen im Sinne von Pop-up-Velowegen rasch umzusetzen sowie mit dem Ausbau von sicheren städtischen und kantonalen Velonetzen vorwärtszumachen. Die Verantwortlichen müssen nun wirklich Gas geben – beziehungsweise in die Pedale treten.

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