Lahmt die Velorution im mittleren Osten?

Zwei grosse Anlässe für das radelnde Volk finden im Frühsommer statt. Der eine führt im Westen rund um den Genfersee, der andere im Mittleren Osten um den Zürichsee. Velojournal hat beide Velofeste miterlebt.

Dres Balmer, Autor

Dres Balmer, Autor (dres.balmer@bluewin.ch)
Kommentar, 27.06.2025

Schon am Vorabend der 22. Cyclotour du Léman wuseln Hunderte Damen und Herren mit und auf ihren Velos in Lausanne herum, vor den ausgebuchten Hotels stauen sich die Protzkarren, die Gäste rattern mit schweren Rollkoffern übers Pflaster in ihre reservierten Zimmer.

Am Sonntag, dem 25. Mai 2025, morgens um sechs Uhr, herrscht in Lausanne Ouchy, unten am See, ein mächtiger Rummel, denn nun starten, Minute um Minute eingeteilt, die Pelotons zur längsten Rundtour, im Uhrzeigersinn rund um den See, von Lausanne nach Lausanne, 176 Kilometer. Die kürzeren Varianten verlaufen von Evian nach Lausanne, 112 Kilometer, und von Lausanne nach Evian, 64 Kilometer.

«Die Durchquerung der Stadt Genf ist eine halbstündige Qual, von der man sich auf den fünfzig Kilometer an der Côte bis Lausanne erholen kann.»

Der durch grelles Lautsprechergeplärre gruppendynamisch aufgeheizte, allgemeine Ehrgeiz ist beeindruckend. Von den 4000 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern machen sich deren 3000 auf die grösste Runde. Dazu kommen Hunderte ohne Startnummer, die sich auf eigene Faust vom Strom mitziehen lassen.

Beeindruckend ist, wie viele freiwillige Gelbwesten am Strassenrand rund um den See das Einbiegen der Motorfahrzeuge dosieren. Das geht gut bis in die Autohölle der Stadt Genf, wo die Polizei die Pelotons einweist auf die spärlichen Radstreifen und -wege, auf denen auch massenhaft Spaziergänger, Kinderwagen und allerlei elektrische Zweiräder auch in der Gegenrichtung unterwegs sind, und da wird es für die unterwegenen Ehrgeizlinge eng und verdammt gefährlich. Die Durchquerung der Stadt Genf ist eine halbstündige Qual, von der man sich auf den fünfzig Kilometer an der Côte bis Lausanne erholen kann.

RUZ 

Gemächlicher zu und her geht es auf der Zürichsee-Rundfahrt, im Volksmund «Rund um de Zürisee», kurz RUZ genannt, die seit 1978 jeweils am Auffahrtstag stattfindet. RUZ, das passt poetisch zur VeloRUZion. Heuer ist das am Donnerstag, dem 29. Mai.

«Ist da die VeloRUZion in der Auffahrt etwas lahm geworden?»

Die Startorte sind im Uhrzeigersinn Meilen, Rapperswil und Horgen, drei Varianten, 67, 37 und 31 Kilometer lang, die kürzeren mit Fährenhilfe. Vielleicht ist es klug von den Organisatoren, in der Stadt Zürich einen grossen Auflauf des velobegeisterten Volkes zu vermeiden.

Leider aber will so nicht einmal ein wenig Stimmung aufkommen, das Ganze ist etwas schüchtern, so, als ob wir Velofahrerinnen und aussen etwas Verbotenes täten. Auch wenn die Gelbwesten am Strassenrand spärlich sind, ist die RUZ sicher, denn in diesem Jahr nehmen bloss 520 Personen teil. Da wird man stutzig. Der Chronik des Anlasses entnimmt man, dass in den 1990er-Jahren bis 2500 Leute unterwegs waren. 

Ist da die VeloRUZion in der Auffahrt etwas lahm geworden?

pmh. Thomas Scheurer vom OK «Rund um de Zürisee» schreibt auf Anfrage von Velojournal, dass über 500 Teilnehmende an der diesjährigen Rundfahrt dabei waren. Es war die vierte Ausgabe des RMVZOL (Rad- und Motorfahrer- Verband am Zürichsee, Oberland und Linthgebiet). Scheurer ist zufrieden mit dem Publikumsaufmarsch: «Wir hatten noch nie so viele Teilnehmer. Und noch immer ist die Radrundfahrt ein fixer Termin von vielen Seebuben und -mädchen. Die Zahlen steigen». Er räumt ein, dass sich das mit Zahlen aus den Neunzigerjahren natürlich nicht vergleichen lasse. Das seien aber andere Zeiten gewesen, mit der Zürichsee-Zeitung als Hauptsponsor. 2010 wurde sie an die TX-Group verkauft und ist seither Teil des Tamedia-Lokalzeitungsverbundes. Dieser Wegfall erkläre schon vieles. Für die Zukunft «gibt es Ideen», verspricht Scheurer. Aktuell sei noch nichts spruchreif, um an die Öffentlichkeit kommuniziert zu werden.

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