Julie Nielsen,
Redaktorin
(julie.nielsen@velojournal.ch)
News,
11.08.2021
Obwohl das Velo ein gutes Image hat bei Teenagern, ist Zahl der Jugendlichen, die das Velo benutzen, rückläufig. Woran das liegen könnte, zeigen Studien, die in Yverdon-les-Bains und Basel durchgeführt wurden.
Julie Nielsen,
Redaktorin
(julie.nielsen@velojournal.ch)
News,
11.08.2021
In der Westschweiz ist der Anteil Jugendlicher, die mit dem Velo zur Schule fahren, deutlich geringer als in der Deutschschweiz. Am deutlichsten zeigt sich er Unterschied bei den Dreizehn- bis Fünfzehnjährigen: Während in der Westschweiz nur 4 % dieser Altersgruppe das Velo für den Schulweg nutzen, sind es in der Deutschschweiz durchschnittlich 34 %. Doch ungeachtet des Röstigrabens schwingen sich in beiden Sprachregionen der Schweiz immer weniger Jugendliche in den Velosattel. Welche Faktoren sind dafür mitverantwortlich?
Als Vergleichsmaterial zu in Yverdon-les-Bains durchgeführten Untersuchungen diente eine Studie aus Basel aus dem Jahr 2014. Obwohl der Vergleich von qualitativen Ansätzen mit Vorsicht betrachtet werden muss, gleichen sich die wichtigsten Beobachtungen in beiden Städten.
Nach dem Wechsel in die Oberstufe zeigt sich, dass die Topografie, Distanz, Infrastruktur, aber auch das Elternhaus einen wesentlichen Einfluss auf die Velonutzung haben.
Werden nur Jugendliche, die in der Stadt Yverdon-les-Bains selbst wohnen, betrachtet, fahren circa 23 % mit dem Velo in die Sek aber nur 6.8 % zum Gymi. In Basel ist es genau umgekehrt. Daraus lässt sich schliessen, dass die Unterschiede zwischen den Regionen weniger kultureller als struktureller Natur sind. In Yverdon-les-Bains liegt das Gymnasium nämlich im Gegensatz zur Sekundarschule an einem Hügel. Ausserdem ist das Einzugsgebiet dank unterschiedlicher Schulsysteme wesentlich grösser und somit auch die Schulwege länger als in Basel.
Weitere Faktoren wie der öffentliche Verkehr, die Dichte des Strassenverkehrs und Mängel der Veloinfrastruktur tragen wesentlich dazu bei, ob Oberstufenschüler das Velo benutzen oder nicht. Wer sich auf dem Velo nicht sicher fühlt, fährt es auch nicht gern. Laut der Studie aus Basel besteht bei Jugendlichen trotz nachweislicher Verbesserungen der Veloinfrastruktur ein Unsicherheitsgefühl, das sie davon abhält, das Velo zu nutzen. Ausserdem wird der gut ausgebaute ÖV in der Stadt als angenehmes und cooles Transportmittel empfunden, welches Jugendlichen auch als Treffpunkt dient.
Je älter Jugendliche sind, desto eher nutzen sie den ÖV statt das Velo. (Grafik: ZVG)
Ähnlich sieht es in Yverdon-les-Bains aus: Mangelnde Rücksichtnahme bestimmter Autofahrender, fehlende Anerkennung des Velos als Verkehrsmittel und wenig abgetrennte Velowege sind laut der Untersuchung ebenso ein Hindernis, das Velo zu benutzen, wie Parkierungsprobleme. Für einige ist Letzteres vor allem zu Hause schwierig. 15 % der Jugendlichen sind der Meinung, sie können ihr Velo nicht sicher abstellen oder dass der Abstellplatz schwer zugänglich ist.
Doch nicht nur die Veloabstellplätze zu Hause, sondern auch die Haltung der Eltern gegenüber dem Velo sind ausschlaggebend für die Nutzung des Zweirads. Die Studie in Yverdon-les-Bains zeigt, dass die Eltern mehr Sicherheitsbedenken haben als ihre Kinder. Fahren die Eltern jedoch selbst regelmässig Velo, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Jugendlichen ebenfalls regelmässig das Velo benutzen, grösser. Dasselbe gilt auch für Deutschschweizer Haushalte.
Darüber hinaus beurteilten die Jugendlichen beider Regionen das Image des Velos positiver, wenn mindestens ein Elternteil über eine berufliche oder akademische Ausbildung verfügt. Bei Eltern, die ihre Ausbildung mit der obligatorischen Schule abgeschlossen haben, wird hingegen das Auto höher bewertet. Ähnliches zeichnet sich aufgrund des kulturellen Hintergrunds ab.
Auch Freunde und Freundinnen spielen bei Jugendlichen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung, das Velo zu nutzen. Kinder, deren Freunde häufig mit dem Velo fahren, tun dies automatisch auch häufiger und umgekehrt. Dasselbe gilt für das Tagen eines Velohelms.
Je älter Jugendliche werden, desto weniger von ihnen haben Zugang zu einem (funktionierenden) Velo oder nutzen es regelmässig. Allerdings bleibt die Zahl derer, die ab und zu Velo fahren, einigermassen konstant. (Grafik: ZVG)
Viele Faktoren, die auf die Velonutzung Einfluss nehmen, unterscheiden sich in beiden Städten kaum. Grossen Einfluss haben Eltern bei der Veloerziehung und als velofahrende Vorbilder. Hauptargument gegen die Nutzung sind vor allem zu kurze oder zu lange Distanzen und Sicherheitsbedenken seitens der Schülerinnen, aber auch der Eltern. Entsprechend wird auf den gut ausgebauten bequemen ÖV ausgewichen.
Die Autoren der Studie aus Basel schreiben dazu: «Um den Rückgang der Velonutzung bei den Jugendlichen aufzuhalten und den Trend umzukehren, stellt die Verbesserung der Veloinfrastruktur einen Schlüsselfaktor dar. Diese gilt es im Sinne eines Quantensprungs auf ein ganz neues Niveau zu heben. Auf ein Niveau, das der Qualität es öffentlichen Verkehrs nahekommt».
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