Sieben Hauptstrassen durchqueren die Schweiz von Grenze zu Grenze. Die Fachsprache nennt sie Magistralen. Kreuz und quer führen sie von einem Nachbarland in ein anderes, jeder Wegweiser von A bis Z trägt ihre jeweilige Nummer, dieselbe wie die Strassenkarte. Die Wege sind 190 bis 350 Kilometer lang, überwinden null bis fünf Pässe. Dieses Spinnennetz befeuert Geist und Körper jener Damen und Herren, welche die 'Pataphysik umtreibt, die Philosophie, die das unmöglich Scheinende wagt. In diesem Fall heisst das, diese Magistralen, Stück um Stück, in je einem Tag zu schaffen.
Der Trupp beginnt mit der Magistrale Nummer 5, Koblenz – Lausanne, 210 Kilometer ohne Pass. Im Jahr darauf folgt die Zwölf, Basel – Vevey, die kürzeste, die aber einen Jurapass überwindet und dann hügelreich an den Genfersee trägt. Diese beiden sind bei Tageslicht hinzukriegen. Ernster wird es bei der Nummer neun, Gondo – Vallorbe, 230 Kilometer über den Simplonpass und hinauf zum Ziel im Jura. Da empfiehlt es sich, am Vorabend an den Startort zu reisen und früh aufzubrechen. Nach und nach sind die 'Pataphysikerinnen und aussen geübt, schaffen mehrmals locker die Magistrale zwei von Basel nach Chiasso mit dem Bisschen Gotthard, dann die Eins, Bodensee – Genfersee, 343 Kilometer. Sie starten in Kreuzlingen, morgens um drei, überqueren in Chalet-à-Gobet den einzigen Pass und erreichen Perly abends um acht.
«Das erste Mal, im Dauerregen, gaben in Bellinzona alle erschöpft auf. Beim zweiten Versuch fuhren Ehrgeizlinge die Gruppe kaputt und waren es deshalb in der Leventina selber auch. Bei der dritten Fahrt waren im Misox Blitz und Donner so nah, dass die Gruppe ins Postauto flüchtete.»
Das gelingt so gut, dass sie, nunmehr in 'pataphysischer Ekstase, sich die fetteste Magistrale im Land vornehmen, nämlich die Drei, Castasegna – Basel. Die ist wie die Eins 343 Kilometer lang, führt aber über fünf Pässe mit 3000 Höhenmetern himmelwärts. Sie schaffen die Drei mehrmals in derselben Zeit wie die Eins, denn wo es hoch hinauf geht, sind die Talfahrten lang.
Von den sieben Magistralen haben die 'pataphysischen Fahrerinnen und aussen also deren sechs ein paarmal ganz geschafft, hie und da blieb der Plan unvollendet, weil die Unwetter zu böse oder die Bremsgummis weg waren. Es fehlt aber eine Magistrale, und zwar die Dreizehn von Trasadingen TG nach Brissago TI. Das sind 320 Kilometer über bloss einen Pass, den San Bernardino. Weil die ersten 200 Kilometer bis Chur praktisch flach sind, könnte man glauben, diese Route sei leicht.
Irrtum: Dreimal sind die Entdecker auf der Strasse mit der Unglückszahl dreizehn gescheitert. Das erste Mal, im Dauerregen, gaben in Bellinzona alle erschöpft auf. Beim zweiten Versuch fuhren Ehrgeizlinge die Gruppe kaputt und waren es deshalb in der Leventina selber auch. Bei der dritten Fahrt waren im Misox Blitz und Donner so nah, dass die Gruppe ins Postauto flüchtete. Der Triumph auf der Magistrale dreizehn wartet also im Sommer nächsten Jahres in Brissago bei Sonnenuntergang.