Julie Nielsen,
Redaktorin
(julie.nielsen@velojournal.ch)
Blog,
28.01.2021
Die Bevölkerung der Stadt Zürich hat die Vorlagen für das Rosengartentram und den Rosengartentunnel an der Urne versenkt. Die «Rosengärtnerinnen» präsentieren nun dafür den Verkehrsplan «der blühende Rosengarten».
Julie Nielsen,
Redaktorin
(julie.nielsen@velojournal.ch)
Blog,
28.01.2021
So grün könnte die Rosengartenstrasse in Zukunft aussehen. (Illustration: Patric Sandri, Plan: Paul Romann, Aus dem Sonderdruck von Hochparterre «Ein blühender Rosengarten», Januar 2021)
Das Provisorium Rosengartenstrasse ist dem Quartier Wipkingen schon lange ein Dorn im Auge. Die Westtangente ist ausserhalb der Stosszeiten die schnellste Verbindung zwischen Glatt- und Limmattal. Ausserdem dient sie bei Stau als Ausweichroute der Nordumfahrung durch den Gubrist. Täglich verkehren über 50'000 Fahrzeuge vom Wipkingerplatz über den Rosengarten zum Bucheggplatz oder zum Milchbuck und umgekehrt. Vom einstigen blumigen Namensgeber fehlt auf der mehrspurigen Verkehrsachse – die das Quartier zerteilt – jede Spur.
Letztes Jahr wurden die zwei Vorlagen zum Rosengartentram und Rosengartentunnel mit über sechzig Prozent Nein-Stimmen deutlich abgelehnt.
«Von sogenannten Hochleistungsstrassen beeinträchtigte Orte benötigen eine Verkehrswende»
Das zeigt: Der Rosengarten und andere von sogenannten Hochleistungsstrassen beeinträchtigte Orte benötigen eine Verkehrswende und keinen Ausbau von Infrastruktur für das Auto. Denn der Autoverkehr, egal ob benzinbetrieben oder mit Elektromotor, muss deutlich reduziert werden. Und dies nicht nur, um das Zürcher Quartier Wipkingen zu entlasten, sondern auch, um dem Pariser Klimaabkommen gerecht zu werden. Dieses besagt nämlich, dass die CO2-Emmisionen aus dem Verkehr bis 2030 um 50 Prozent gesenkt werden muss.
Auch nach der Schliessung der Westtangente bleibt die Rosengartenstrasse im Jahr 2021 die meistbefahrene Verkehrsachse Zürichs. (Foto: ETH Bibliothek Bildarchiv)
Die «Rosengärtnerinnen» präsentieren mit ihrem Verkehrsplan «der blühende Rosengarten» einen gemäss ihren Aussagen «realistischen Ansatz», der die jetzige Verkehrssituation deutlich entschärfen könnne, ohne das Blaue vom Himmel zu versprechen. So wird klar kommuniziert, dass aus der Rosengartenstrasse keine Autoverkehrsfreie Idylle werden wird. Jedoch soll sie zu einer normalen zweispurigen Stadtstrasse mit Allee werden, wie die Winterthurerstrasse in Zürich, die als gutes Beispiel herhalten kann, wie Hauptstrassen beruhigt werden können.
Hinter den «Rosengärtnerinnen» stehen die drei Verkehrsplaner Peter Hotz, Paul Romann und Erich Willi, die Politikerin Simone Brander und der ehemalige Stadtpräsident Josef Estermann. In ihrem Verkehrsplan veranschlagen sie, dass auf der jetzigen Westtangente Tempo 30 eingeführt werden soll. Damit werde der Verkehr verlangsamt und der Lärm und die Schadstoffemissionen massgeblich reduziert. Bergwärts soll eine separate Busspur und ein zwei Meter breiter Veloweg errichtet werden. Gleichzeitig sollen alle Unter-und Überführungen aufgehoben und Fussgängerstreifen mit Lichtsignalen zur Verkehrsregulierung installiert werden. Dadurch könne der Verkehrsfluss kontrolliert werden und Schnellfahrer würden auf die dafür vorgesehene Nordumfahrung umgelenkt.
So würde die Rosengartenstrasse im Querschnitt aussehen. (Illustration: Patric Sandri / Plan: Paul Romann. Aus dem Sonderdruck von Hochparterre «Ein blühender Rosengarten», Januar 2021)
Genau diese Nordumfahrung durch den Gubristtunnel, an dem 2025 eine dritte Röhre eröffnet wird, sorgt dafür, dass der berühmte Anti-Stau-Artikel 104 – der besagt, dass die Reduktion von Leistungsfähigkeit einer Strasse in der Umgebung kompensiert werden muss – auf den Rosengarten nicht angewendet werden kann:
«Der Stadtrat müsste gegen den Artikel 104 zu klagen, denn der widerspricht Bundesrecht.»
Josef Estermann weist darauf hin, dass die Reduktion am Rosengarten durch den Ausbau am Gubrist bereits überkompensiert sei und führt aus: «Was der Stadtrat tun müsste, wäre anhand des konkreten Falls Rosengarten gegen den Artikel 104 zu klagen, denn der widerspricht Bundesrecht: Das Umweltschutzgesetz sieht ausdrücklich eine Güterabwägung in jedem Einzelfall vor. Die Rosengartenstrasse ist luftreinhalte- und lärmtechnisch klar ein Sanierungsfall, womit hier der Umweltaspekt höher zu gewichten sein muss, als allfällige Auswirkungen eine Kapazitätsreduktion».
Um die Kapazitätsreduktion aufzufangen, soll der Rückbau der Westtangente zur zweispurigen Strasse in zwei Etappen erfolgen: Ein Teil der Fahrten wird eingespart und den anderen Teil wird der öffentliche Verkehr übernehmen. Entsprechend müsste der Fahrtakt der drei Buslinien 33, 72 und 83 verdichtet werden.
«Ein Tram ist nicht zweckdienlich.»
Ein Tram sei nicht zweckdienlich. Talwärtsfahrende Trams müssten auf der steilen Strasse sehr langsam fahren, womit eine separate Tramspur auch Richtung Hardbrücke nötig wäre. Sie verunmöglichte aber den Veloweg und die Fussgängerallee, heisst es bei den «Rosengärtnerinnen».
Der Mehrspurige Kreisel und «Velounfall-Hotspot» Bucheggplatz soll zu einer einfachen Kreuzung und einem Quartierzentrum mit Fussgängerbereich werden, wie es der Siedlungsrichtplan vorsieht. Das würde auch die Situation für Velofahrende entschärfen. Dazu sollen alle Busse, die in die selbe Richtung weiterfahren an der gleichen Haltekante in Fahrtrichtung halten. Mit dieser Lösung müssten sie den Bucheggplatz nicht wie bis anhin umkreisen, sondern könnten die Haltestelle direkt anfahren. Dadurch kann die VBZ die Zeit, die durch die Tempo 30 Zone verlorengehen könnte, wieder aufholen.
Die ursprüngliche Rosengartenstrasse um 1928. (Alle Fotos: ETH Bibliothek, Bauarchiv)
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