Fluch oder Segen

Die Mobilität ist im Wandel. Aufgrund der Digitalisierung wird heute auch bereits von autonomen Fahrzeugen gesprochen. In diesen Autos fahren die Insassen mit, ohne selbst zu lenken oder auf den Verkehr achten zu müssen.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
Blog, 25.10.2021

Noch sind selbst lenkende Autos Zukunftsmusik, dennoch hat das Bundesamt für Raumentwicklung ARE eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit den potenziellen Auswirkungen einer digitalisierten Mobilität befasst.

Die Autorinnen und Autoren der Studie haben sich dafür ins Jahr 2060 versetzt. Weil Aussagen über die Zukunft naturgemäss schwierig sind, wurden für die Studie drei Szenarien entworfen. Als Referenz für mögliche Entwicklungen dient der Verkehr in den Jahren 2017 und 2018.

Autos fahren selbst, mehr Verkehr auf der Strasse

Im ersten Szenario wird davon ausgegangen, dass der motorisierte Individualverkehr in 40 Jahren «zu einem sehr hohen Grad automatisiert» ist.

Die Automatisierung erhöht die Attraktivität der Fahrzeuge. Wer nicht selbst lenken muss, kann die Fahrzeit auch mit Lesen oder Arbeiten – wie heute im Zug – verbringen.

Im Jahr 2060 ist der Autoverkehr dichter, als er heute bereits schon ist.

Weil Autos autonom fahren, können beispielsweise auch Kinder und Jugendliche diese Fahrzeuge nutzen. Die Fahrzeuge befinden sich wie heute weitgehend im Privatbesitz. Da Autos für mehr Menschen nutzbar, erhöhen sich das Verkehrsaufkommen und der Modalsplit des motorisierten Individualverkehrs. Sprich: Im Jahr 2060 ist der Autoverkehr dichter, als er heute bereits schon ist.

(Noch) keine Automatisierung, Teilen lautet die Devise

Das zweite Szenario beschreibt eine Zukunft, in der der Sharing-Ansatz im Zentrum steht. Fahrzeuge werden von verschiedenen Personen geteilt benutzt. «Die Automatisierung hat hingegen kaum eine Bedeutung, weil es technisch doch nicht machbar ist oder gesellschaftlich nicht akzeptiert wird», heisst es in der Studie.

Demzufolge wird davon ausgegangen, dass der Motorfahrzeugverkehr gegenüber dem Referenzjahr nur geringfügig zunimmt.

Weil durch das Teilen von Fahrten der Besetzungsgrad steigt, sind nicht wesentlich mehr Autos auf den Strassen unterwegs. Allerdings sinkt die Attraktivität des ÖV, weil Autofahrten durch das Teilen günstiger werden.

Mobilität als Service: Wenn das Auto per Klick vor der Tür steht

Das Szenario drei beschreibt eine Welt, in der Mobilitätsbedürfnisse per Klick befriedigt werden können. App-basierte Plattformen vermitteln Mobilitätsdienstleistungen («Mobility as a Service»).

Die Verkehrsmittel im Jahr 2060 fahren weitgehend automatisiert. Sharing und Automatisierung ermöglichen es auch Kindern oder betagten Personen, ein Auto zu nutzen.

Die Studie ist ein Blick in die Kristallkugel. Für Velofahrerinnen zeigt sich aber ein düsteres Bild.

Die Autorinnen der Studie gehen davon aus, dass in der «Servicewelt» das Verkehrsaufkommen zunehmen wird. Der Modalsplit verändert sich zugunsten des motorisierten Individualverkehrs, sprich Autos.

Was heisst das für das Velo?

Die Studie ist ein Blick in die Kristallkugel. Für Velofahrerinnen zeigt sich aber ein düsteres Bild.

«In den Szenarien 1 und 3 reduziert sich das Verkehrsaufkommen des Velos und damit auch sein Modalanteil deutlich aufgrund der Automatisierung und der damit einhergehenden höheren Attraktivität des MIV», schreiben die Verfasserinnen und Verfasser.

Bleibt zu hoffen, dass die Zukunft ihnen nicht recht geben wird.

 

 

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