Dreister Raub an Autobahn-Raststätte

Was sich wie ein Krimi anhört, ist der Alptraum aller Produktionsplaner und Einkäufer: An einer Autobahn-Raststätte brachten Räuber den Veloproduzenten Bike-Fun International um Komponenten für den Bau von 10'000 Velos.

Laurens van Rooijen, Autor

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 15.02.2022

Wegen der anhaltend hohen Nachfrage sind Velokomponenten aktuell ein begehrtes Gut. So begehrt, dass ein mit Shimano-Teilen beladener Lastwagen Opfer eines offenbar minutiös geplanten Raubüberfalls wurde. Der LKW war für den tschechischen Velohersteller Bike-Fun International unterwegs, bekannt als Anbieter von Marken wie Rock Machine oder Superior. Der Raub wurde am 21. Januar 2022 an einer Autobahnraststätte in Deutschland durchgeführt und aufgrund von ermittlungstaktischen Gründen erst jetzt durch den tschechischen Hersteller publik gemacht.

Deliktsumme von mehreren Hunderttausend Euro

Laut Bike Fun International  wurde der betroffene LKW wahrscheinlich seit seiner Beladung verfolgt. Als der Fahrer an einer Raststätte eine Zwangspause einlegte, betäubten die Täter ihn mit einem Gas und luden anschliessend fast das komplette Transportgut, dessen Wert auf mehrere Hunderttausend Euro geschätzt wird, vermutlich in grosses Tatfahrzeug um. Eventuelle Spuren auf der Ladefläche verwischten sie dabei mit einem Staubfeuerlöscher. Die gestohlenen Shimano-Komponenten waren für den Bau von fast zehntausend Fahrrädern vorgesehen. 

Lieferverzögerungen von bis zu einem Jahr

«Uns bleiben neun Kisten mit minderwertigen Komponenten aus einem LKW, der mit hochwertigen Teilen für die Fahrrad- und E-Bike-Produktion beladen war. Dadurch wird sich die Produktion einiger Modelle wohl um fast ein Jahr verzögern, da es auf dem Markt keine Alternative für viele der Teile aus dieser Lieferung gibt», sagt Supply-Chain-Manager Petr Krkoška. Und weiter: «Keine Versicherung kann uns für den Verlust und vor allem den schlechten Ruf entschädigen, für den die verspäteten Lieferungen sorgen werden.» Es bleibt die Hoffnung, dass sich solche Fälle nicht mehr wiederholen.

 

Der dreiste Komponenten-Raub aus einem LKW-Anhänger erinnert an zwei Einbrüche, die sich im Vorjahr in den Niederlanden ereignet hatten: Unbekannte verschafften sich jeweils nachts zuerst Ende April beim Velo-Hersteller Intersens in Almelo und fast einen Monat später und rund 20 Kilometer weiter bei Cannondale Europe in Oldenzaal Zutritt zum Lager der Velomontage. Beide male waren die Einbrecher vor allem an Komponenten interessiert, gingen professionell zu Werk und hinterliessen kaum verwertbare Spuren.

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