Das kurze Gedächtnis des FDP-Präsidenten

Kurz vor seiner Wahl als Vorsitzender der Freisinnigen holte Thierry Burkart zum Lastenvelo-Bashing aus. Als ehemaliger TCS-Vizepräsident müsste er es besser wissen.

Pete Mijnssen ist Chefredaktor des Velojournals.

Pete Mijnssen, Chefredaktor (pete.mijnssen@velojournal.ch)
Kommentar, 07.10.2021

Urbanes zu attackieren und zu verunglimpfen, steht im Moment hoch im Kurs bei den Bürgerlichen. Seit die SVP mit ihrer Stadt-Land-Graben-Kampagne die Gegensätze betont und bewirtschaftet, zieht es auch weitere Bürgerliche in das trübe Fahrwasser.

So etwa Thierry Burkart, der kurz vor seiner Wahl zum FDP-Präsident noch in den TA-Medien gegen das «staatliche Umerziehungsbiotop» wetterte. Damit spricht er nach seiner Definition auch die Verkehrsthematik an. Wörtlich sagte er: «Wir sind die letzte bürgerliche Partei, die jene Menschen erreicht, die nicht glauben, dass man mit dem Lastenvelo sämtliche Mobilitätsprobleme der Erde lösen kann.»

Mit Verlaub: Bislang hat noch niemand mit den Lastenvelos «sämtliche Mobilitätsprobleme lösen» wollen. Vielmehr geht es in dieser Diskussion darum, auf der sogenannten «letzten Meile» dem heutigen automobilen Irr-Sinn in den Städten eine vernünftige Alternative in der Waren-Feinverteilung und im Transport entgegenzustellen.

Bislang hat noch niemand mit den Lastenvelos «sämtliche Mobilitätsprobleme lösen» wollen.

Darum eruieren etwa grosse Transportunternehmen wie DHL, wo sie Hubs erstellen und die Waren-Verteilung in Zukunft erbringen wollen. Darüber ist Burkart als Präsident des Lastwagenverbands Astag sicher auch informiert. Welcher Lastwagenfahrer lädt schon freiwillig seine Waren in der Innenstadt ab, wenn er nicht muss? Alles eine Frage der Vernunft also.

Als ehemaliger Vizepräsident des TCS Aargau dürfte Burkart im Übrigen nicht entgangen sein, dass ausgerechnet der grösste Verkehrsverband mit Carvelo2go das Thema Lastenvelo in der Schweiz geradezu lanciert hat und erfolgreich bewirtschaftet. Wo liegt also das Problem?

Leider hat nach der knappen Ablehnung des CO2-Gesetzes im Juni der Wind auch verkehrspolitisch gedreht.

Der vor sechs Jahren in den Nationalrat gewählte Burkart war als Verkehrspolitiker auch im Initiativkomitee der Velo-Initiative und somit mit der Velo-Thematik bestens vertraut. Leider hat nach der knappen Ablehnung des CO2-Gesetzes im Juni der Wind auch verkehrspolitisch gedreht, wie die Ausformulierung des Veloweggesetzes nun zeigt.

Der Ständerat hat es bereits verwässert, Ende Monat ist der Nationalrat dran mit seiner Ausformulierung. Hoffen wir, dass dann gerade Politiker wie Burkart wieder Boden unter den Füssen haben und sich erinnern, für was sie vor ein paar Jahren beim Ja für das Veloweggesetz eingestanden sind.

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